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ROCK IM REVIER – Das Festival in der Westfalenhalle

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Die Vorgeschichte

Rock im Revier, einst geplant als Grüne Hölle Rock Festival und damit als Nachfolger für Rock am Ring an der legendären Eifelrennstrecke, hat schon eine lange Reise hinter sich. Nach der gescheiterten Mission am Nürburgring wurde das Festival im vergangenen Jahr mit hochkarätigen Bands unter dem Namen Rock im Revier, in der Schalke Arena in Gelsenkirchen ausgerichtet. In diesem Jahr sollte es dann als Open Air auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen weitergehen, diese Pläne wurden allerdings kurzerhand über den Haufen geworfen und die neue Heimat des Festivals wurde die Westfalenhalle in Dortmund.

Als Headliner stehen IRON MAIDEN auf dem Programm. Grund genug diesem Event einen Besuch abzustatten und dabei das Gesamtpaket unter die Lupe zu nehmen.

 

Der Donnerstag

Heute ist Feiertag, bestes Wetter und dazu noch ein Festival, was will man mehr? Los geht es also in Richtung Dortmund. Doch erst einmal geht es 13 Kilometer außerhalb der Stadt auf einen Campingplatz in Hohensyburg. Dort haben wir uns einen Platz auf der Zeltwiese reserviert, da das Festival keine Campingfläche zur Verfügung stellt. Dort angekommen staunen wir nicht schlecht. Anscheinend sind wir nicht die einzigen, die auf diese Idee gekommen sind, der Platz ist voll mit Metalheads. Begeistert beobachten Dauercamper, Hobbygärtner und ein paar ältere Gäste das schwarze Treiben. Schnell sind auch nette Nachbarn gefunden und man genießt gemeinsam ein paar kühle Bierchen unterm Pavillon. Auf einer Wiese spielte eine Gruppe Flunkyball, aus allen Ecken ertönt Musik von IRON MAIDEN, SLAYER und Co. Hier kommt Festivalstimmung auf. Gegen Nachmittag geht es dann in Richtung Westfalenhalle. Ein freundlicher Taxifahrer bietet uns an, uns für 30 Euro pro Fahrt alle Tage des Festivals hin und zurück zu bringen und gibt uns sogar seine private Telefonnummer. Ein wunderbares Angebot, bei dem wir nicht nein sagen können.

Angekommen an der Westfalenhalle, heißt es erst einmal anstehen um das Einlassbändchen zu erhalten. Nach ca. 20 Minuten haben wir alle unser Band. Nun erst einmal ein Bierchen im Festival-Biergarten trinken, einige stärken sich noch an einem Imbisswagen. Dann geht es hinein in die Halle und wir kommen gerade pünktlich zum Beginn von POWERWOLF. Doch der Sound ist leider alles andere als optimal und viel zu leise, wir können uns problemlos unterhalten. Viele Besucher sind auch nicht da. Nach POWERWOLF, die trotz der Umstände ein wunderbares Konzert hingelegt haben, bekomme ich das Gefühl, ich habe irgendetwas verpasst. Eine Flut von Menschen dreht sich um und verlässt die Halle. Als ich mich danach erkundige wo denn alle hinwollen, antwortet man mir, dass es das für heute mit dem Metal auf dem Festival gewesen sei und man nun in der Innenstadt weiterfeiert. Naja, da an der Sache wirklich etwas dran ist, entscheiden wir uns dazu, den Rest des Tages gemütlich mit einem Bierchen von der Tribüne aus anzusehen. Dies ist problemlos möglich, da es nur eine Ticket-Kategorie für alle Plätze gibt.

Der Bierpreis liegt hier übrigens bei 4 Euro für einen 0,4er Becher, Softdrinks kosten ebenfalls 4 Euro, allerdings dann im 0,5er Becher. Im Innenraum und vor der Halle kann man bei mobilen Verkäufern einen 0,3er Becher für 3,50 Euro erwerben, allerdings sind diese – wie auch auf den meisten anderen Festivals – nur halb vollgezapft. Nach einem angenehmen Auftritt der Band GARBAGE geht es weiter mit dem Headliner des Tages, MANDO DIAO.

Die Band spielt ein fehlerfreies Set, es sind bekannte Songs dabei die man aus dem Radio kennt, der Sänger ist ein sehr angenehmer netter Kerl, DOCH: Es ist kein Metal! Es ist schade für die Band das so wenig los ist, aber irgendwo muss es doch abzusehen gewesen sein, dass MANDO DIAO zu IRON MAIDEN und SLAYER passt wie Marmelade zu Leberwurst.

Nach ca. 30 Minuten beschließen auch wir dann zu gehen und auf geht es zum Taxi. Auf dem Campingplatz ist unterdessen der Bär am Tanzen und wir trinken mit unseren neuen Nachbarn auf einen schönen ersten Tag.

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Der Freitag

Nach einer angenehmen Nacht und einer schönen Dusche am Morgen geht es hinein in den neuen Tag. Die Sonne scheint, wolkenloser blauer Himmel, erst einmal ein wenig in die Sonne setzen und den Tagesplan besprechen. Am Nachmittag geht es dann wieder zur Westfalenhalle. Heute gibt es wesentlich mehr Security, die Oberränge der Halle sind geöffnet und auch die Auswahl an Speisen und Getränken wurde wesentlich erhöht. Gerade spielen TREMONTI, und es hört sich echt gut an. Der Sound klingt nicht mehr so abgeflacht wie am Vortag, sondern es klingt genauso, wie ein Hallenkonzert klingen sollte. Ob das vielleicht am heutigen Headliner liegen sollte? Im Anschluss spielen GHOST eine Mischung aus alten und neuen Songs, hier ist besonders die Lichtshow ein Augenschmaus, deshalb schauen wir uns das Spektakel aus dem Oberrang an. Schnell noch ein paar kalte Getränke holen, da geht es für uns auch schon wieder in den Innenraum. Dieser wird nach dem Motto „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ befüllt. Ist der Raum voll, so müssen sich die anderen Gäste einen Tribünenplatz suchen. Wer kurz auf Toilette gehen, rauchen, oder neue Getränke holen möchte, der bekommt eine Karte mit der er wieder in die Halle gelangt. Ist ein Konzert vorbei, so werden die Karten wieder neu gemischt.

Nun stehen SABATON auf dem Programm, die Halle ist bis auf den letzten Platz gefüllt und schon beim Intro – EUROPEs „The Final Countdown“ – fängt die Stimmung an zu kochen. Bereits als zweites Lied spielt man den (mittlerweile umgetauften Song) „Noch ein Bier“. Wahrscheinlich hat man sich erhofft, dadurch die „Noch ein Bier-Rufe“ einzugrenzen, aber wie man schnell merkt, geht der Schuss nach hinten los, und die Leute wollen den Song noch einmal hören. Weiter geht’s mit der gewohnten tollen Show und den bekannten Ritualen wie Bier auf ex trinken oder einem kleinen Jungen eine Sonnenbrille schenken. Mir gefällt die Band immer noch, egal was andere Kritiker dazu sagen, und es ist immer wieder schön, auch die angesprochenen Rituale zu sehen. Es ist ungefähr so wie bei einem guten Film, bei dem man sich immer wieder dieselbe Szene angucken könnte. Jedenfalls eine prima Vorband für das was nun folgt.

Das nun alle Hallentüren wegen Überlastung von der Security verschlossen wurden, Landesfahnen aller Art von den Tribünen hängen und die Fans so ausgelassen feiern, zeigt, dass es nun soweit ist. IRON MAIDEN stürmen die Bühne und legen eine wunderbare Show hin. Sie spielen viele neue Songs, aber wer sich die Scheibe schon öfters mal am Stück reingezogen hat, der kann auch hierbei mitsingen. Dann aber kommen auch jede Menge Klassiker. Ein besonderes Erlebnis für mich ist es, bei der Maiden Hymne „Fear of the dark“ die Zuschauer auf den Rängen zu beobachten. Menschen im ganzen Innenraum, Menschen bis unter die Decke und alle singen mit. Ich war schon auf einigen Maiden Konzerten, aber die Kulisse hier bietet eine gigantische Atmosphäre. Natürlich gibt es auch ein IRON MAIDEN-würdiges Bühnenbild mit extra Scheinwerfern, Nebel, Feuer und vielen Überraschungen. Nach dem Konzert geht es in den Biergarten, erst einmal kurz entspannen. In der Halle war eine unglaubliche Hitze, wir sind alle klatschnass. Dieser Tag war im Gegensatz zum Vortag ein absolutes Highlight.

 

Der Samstag

Nun ist es auch schon wieder fast vorbei, der letzte Tag des Festivals hat begonnen. Heute geht es sehr früh zur Westfalenhalle, da wieder ein erstklassiges Set auf dem Programm steht. Für uns startet der Tag zum warm werden mit ANTHRAX, leider ist hier der Sound schon wieder schlechter, sehr schade, aber die Jungs geben sich richtig Mühe und spielen ein tolles Konzert. Den Klängen von APOCALYPTICA lauschen wir von der Tribüne, noch einmal sitzen, bevor den Rest des Abends gestanden wird. Dann geht es ganz nach vorne, die Jungs von IN EXTREMO gucke ich mir aus den ersten Reihen an. Zeitlich ein wenig unter Druck bekommt aber auch hier jeder das, was er sich von einer IN EXTREMO Show vorstellt und erwartet. Kultsongs wie „Küss mich“ oder „Vollmond“, aber mit „Sternhagelvoll“ auch einen ganz neuen Song und dieser kommt bei den Fans richtig gut an und wird gleich mitgesungen. Dazu die gewohnte Menge an Feuer und Effekten. Nun geht es noch einmal an den Getränkestand um Energie zu tanken, es ist schon wieder so heiß…egal, schnell wieder rein, jetzt spielen SLAYER. Was muss man zu dieser Band noch großartig sagen? Es wird laut. Der Kerl am Mischpult kommt kurz vor Ende des Festivals endlich mal so richtig aus sich raus. Aber es ist auch nicht zu laut, es ist halt das was die Boxen hergeben, bevor sie übersteuern. Und dann wird ein Fest gefeiert, die Halle tobt und ja, es war eine der besten SLAYER-Shows die ich je gesehen habe.

Durchgeschwitzt, grinsend und total fertig stehe ich nun vor der Bühne, zusammen mit einem Kerl und einem Mädel die ich zuvor kennengelernt habe. Wir gucken uns an und sagen nur eins: „WOW!!!“. Also irgendetwas war heute anders, so habe ich SLAYER noch nie erlebt. An was es genau lag, kann ich ehrlich gesagt gar nicht genau sagen. Nun folgt das letzte Konzert des Festivals, NIGHTWISH. Zwar das absolute Kontrastprogramm zur vorherigen Band, aber von der Qualität keinesfalls schlechter. Floor Jansen hat sich mittlerweile wunderbar in die Band eingelebt und bietet Gesang auf höchstem Niveau. Die Musiker verstehen sich rein anhand von Blicken und die Songs werden professionell wiedergegeben. Die Fans sind begeistert. Besonders merkt man auch, dass die Band riesigen Spaß am Spielen hat. Nach einem tollen Konzert zum Abschluss geht es nun zurück zum Campingplatz, ein letztes Mal auf dieses Festival anstoßen.

Fazit

Eine großartige Auswahl an Bands, angemessene Getränkepreise, eine gute Location (wenn die Halle wie am Freitag richtig gefüllt ist), überall freundliches Personal und eine freundliche Security. Wir haben ordentlich Spaß gehabt und waren mit den Konzerten sehr zufrieden. Was allerdings sehr störend war, das war die absolut schlechte Kommunikation über die sozialen Medien im Vorfeld. Das Wort Festival ist meiner Meinung nach auch nicht so angemessen, Festival bedeutet für mich: Konzerte, Camping, Grillen, Bier, verrückte Leute, super Stimmung. Das hat eindeutig gefehlt, es waren eher 3 Konzertreihen in der Dortmunder Westfalenhalle, mehr nicht. Ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht, Highlights oder ein paar Worte auf der Internetseite gab es bis dato noch nicht, schauen wir mal, ob es auch 2017 wieder ein Rock im Revier geben wird.


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1 Kommentar

  1. Dirk
    5. Juni 2016 bei 0:09 — Antworten

    Da hast du mein persönliches Highlight Gojira ja sauber verpasst. Die sind mir schon im letzten Jahr absolut genial aufgefallen.
    Was mir bei RiR wirklich gefällt; hier hat man die Chance Musik hautnah zu erleben. Wenn man möchte bekommt man locker Plätze direkt an der Bühne. Entspannte Atmosphäre unter den Leuten … war noch nie so einfach die Topacts aus nächster Nähe zu sehen.
    Der Donnerstag war von vornherein Warmup ohne besondere Erwartung. Ansonsten haben wir im Auto gepennt und waren damit auch nicht die Einzigen.
    Hat Spaß gemacht, wäre schade wenn keine Fortsetzung käme, ich befürchte aber fast, dass hier nichts mehr kommt.

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