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Saisonabschluss im kleinen Rahmen – Metal Embrace Festival X

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Die Hochsaison der Festivals beginnt im Juni und endet im August. Doch auf diese Monate beschränkt sich der Festivalkalender längst nicht mehr. Wer von Frühlingsgefühlen ergriffen und von der Festivallust gepackt wird, kann zu Beginn des Jahres das Ragnarök Festival oder das Dark Troll Festival besuchen. Und wer selbst beim vorweihnachtlichen Lauschen von „Last Christmas“ nicht genug vom Headbangen kriegen kann, besucht Veranstaltungen wie das Christmas Bash.

Auch „irgendwo dazwischen“ gibt es Festivals. So gönnte ich mir am 9. und 10. September bei der Jubiläumsauflage des Metal Embrace Festivals in Barleben meinen persönlichen Saisonabschluss. Warum auch nicht? 25 € für das Ticket, zwei Tage Musik, als Headliner OBSCURITY und BLACK MESSIAH und (für mich als gebürtiger Sachsen-Anhalter) keine lange Anfahrt zum Festival. Viel günstiger und einfacher geht es eigentlich nicht mehr. Die Bühne befindet sich in einer Halle, um das Wetter muss ich mir also auch keine Sorgen machen. Da wird nicht lange gefackelt. Das Ticket wird geordert und das zweite Septemberwochenende herbeigesehnt.

 

Freitag, 09.09.2016

Tja, da entscheidet man sich ein einziges Mal dafür, nicht selbst zu fahren, und schon geht etwas schief. Eine Stunde vor der geplanten Abfahrt teilt mir mein Fahrer mit: Autounfall! Glücklicherweise ist niemandem etwas passiert und wir kommen mit einer minimalen Verzögerung in Barleben an, sodass ich trotzdem um 18.40 Uhr zum Auftritt von NACHTSCHATTEN vor der Bühne stehe. Es ist der erste Auftritt, den ich mir zu Gemüte führe. Leider zieht dieser direkt die ersten Probleme nach sich. Ich kann erahnen, dass mir der Melodic Death Metal der 2010 gegründeten Formation unter normalen Umständen ziemlich gut gefallen würde. Leider ist der Klang dumpf und unklar, mehr oder weniger „ein Brei“. Ich habe trotzdem Spaß, keine Frage. Dennoch bin ich enttäuscht, als ich nach dem Auftritt zum Lager meiner Kollegen schlendere.

Nach einer kleinen Pause begebe ich mich wieder in die Halle, um der Thrash-Metal-Band CONTRADICTION zu lauschen. Der Auftritt ist nett, haut mich aber nicht vom Hocker. Das liegt aber möglicherweise weniger an der Band, als vielmehr an meinem Musikgeschmack. Thrash war noch nie mein Ding. Auch CONTRADICTION vermag es nicht, dies zu ändern. Der Sound ist indes weiterhin weit vom Optimum entfernt.

Das Zusammenspiel aus Bühnenutensilien und fanatisch-religiös anmutender Musik macht den Auftritt von ATTIC besonders. Eine der ausgefalleneren Bands, die definitiv einen Besuch wert ist.

Das gibt sich mit dem vorletzten Auftritt des Abends etwas. Kerzenleuchter auf der Bühne und fast beschwörend wirkende Gesänge: ATTIC ist am Werk. Die Beschreibung „okkulter Metal“ erscheint mir sehr treffend. Die Musik löst zwar keine riesigen Jubelstürme bei mir aus, ist aber allemal interessant. Die Akkustik hat sich zudem leicht verbessert, sodass ich diesen Auftritt wenigstens einigermaßen genießen kann.

Allmählich nähert sich der Abend seinem Ende. Nachdem ich für preiswerte 3 € ein Steak im Brötchen verdrückt habe, betrete ich ein letztes Mal die Halle. Headliner BLACK MESSIAH liefert eine ordentliche Show ab. Mir gefällt die Abwechslung zwischen folkigem Gesang mit verstärktem Geigeneinsatz und der paganartigen Härte mit Growling-Einlagen. Der Auftritt gestaltet sich sehr unterhaltsam und der Sound erreicht seinen heutigen Höhepunkt. Die Geige ist gut zu hören, die Musik ist zu einem zufriedenstellenden Grad laut und das Publikum gut gelaunt. Der Abend klingt schön aus, und ich begebe mich nach Hause, um Kraft für den nächsten Tag zu tanken.

Samstag, 10.09.2016

Das Programm beginnt 12.10 Uhr mit dem Auftritt von ENDLEVEL. Da weder diese noch IN DEMONI meinem Geschmack entsprechen, kreuze ich allerdings erst um 13.50 Uhr zum Auftritt von KAMIKAZE KINGS auf. Es bricht mir fast das Herz, als ich zu Beginn des Auftritts eine einstellige Zuschauerzahl zähle. Denn die Musik ist wirklich gut und macht Laune, der Klang in der Halle ist besser denn je (wie sich im Nachhinein herausstellen wird, war die Akkustik zu keinem Zeitpunkt besser) und die Band ist gut drauf. Glücklicherweise füllt es sich während des Auftritts noch ein bisschen. Ich amüsiere mich bestens und erlebe mein persönliches Tageshighlight.

KAMIKAZE KINGS beweisen, dass man sich auch vor einem kleinen Publikum richtig ins Zeug legen und Spaß auf der Bühne haben kann.

Den Auftritt von BITCHHAMMER schwänze ich bei einem Eistee im Camp, ehe ich gut gelaunt erneut das Infield betrete, um TRINITY SITE anzusehen. Der Auftritt beginnt und meine gute Laune ist dahin: IST DAS LAUT! Es wird einem oftmals dazu geraten, bei einem Konzert Ohropax zu tragen. Für gewöhnlich tue ich das nicht, aber an dieser Stelle muss ich zugeben: Wer ohne Ohropax in der Halle steht, riskiert schwerwiegende Hörschäden.

Es schmerzt mir in den Ohren, und ein Blick nach links und rechts in die schmerzverzerrten Gesichter meiner Mitstreiter verrät mir, dass ich damit nicht allein dastehe. Wir ziehen uns nach nicht einmal fünf Minuten zurück und setzen uns vor der Halle ins Gras. Von dort aus ist der Sound gut, klarer als am Freitag. Aber es macht keinen Spaß, der Musik von dort aus zu lauschen, ohne dem Treiben auf der Bühne zuzusehen. Etwas verärgert gehen wir zurück ins Camp.

Nächster Versuch: STALLION. Was habe ich mich auf die gefreut! Doch wieder platzt mein Traum vom Konzertgenuss aufgrund der hohen Lautstärke, und ich flüchte nach dem ersten Titel aus der Halle. Es ist dasselbe Spiel: von draußen klingt es prima. Aber das reicht mir nicht. Ich will vor der Bühne stehen und den Akteuren bei ihrem Treiben zusehen können. Musik allein kann ich auch zu Hause aus der Dose haben.

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Zurück im Camp bessert sich meine Laune etwas. Der Campground ist gemütlich. Man sitzt unter Bäumen, genießt das schöne Wetter und erfreut sich an der Gesellschaft der Kollegen aus dem Camp. Ein Freund, der bereits im Vorjahr das Metal Embrace besucht hat, bestätigt die Probleme mit dem Sound und beteuert, dass der Sound im Vorjahr besser gewesen sei. Die Säulenboxen seien im Vorjahr noch nicht zum Einsatz gekommen. Es scheint sich um ein vermeintliches Upgrade zu handeln, das sich in der Praxis aber eher als Downgrade herausstellt. Ich warte im Camp, bis FÄULNIS endlich verstummt, begebe mich zurück zur Bühne und hoffe, dass die Lautstärke bei SPECTRAL weniger schmerzhaft ist.

Leider werde ich enttäuscht, und so entschließe ich mich, mit meiner Freundin und einem Kumpel in den Ort zu fahren, um vor dem großen Finale nochmal einen Happen zu essen. Wir werden fündig und genießen Pizza, Spaghetti Carbonara und Lahmacun. Kaum fertig mit dem Essen helfen wir einem Paar, welches das Veranstaltungsgelände sucht. Es ist wahr: Ganz einfach ist das leicht abgelegene Veranstaltungsgelände nicht zu finden. Als ich beim Bands Battle zwei Monate zuvor auf der Suche nach dem Gelände war und weder Navigationsgerät noch Google Maps mich zum Gelände führten, war es ausgerechnet die Standard-App auf meinem iPhone, die uns zum Ziel brachte.

Im Anschluss an unser kalorienhaltiges Abendessen setzen wir uns also mit einem weiteren Wagen im Schlepptau in Bewegung, um dort noch ein bisschen Zeit im Camp zu vertrödeln, bis endlich OBSCURITY spielt.

Mit dem Auftritt von OBSCURITY endet die zehnte Auflage des Metal Embrace.

Endlich ist es soweit. Es ist verhältnismäßig voll vor der Bühne. Das Konzert findet in besonderer Besetzung statt: Der eigentlich aus der Band ausgeschiedene Arganar ist noch einmal mit von der Partie, um den ausgefallenen Kollegen zu vertreten, und auch an der Gitarre hat ein kurzfristiger Wechsel stattgefunden, wie Sänger Agalaz erklärt. Wenn die Tochter des Gitarristen ihren achten Geburtstag feiert, darf der Papa natürlich nicht fehlen.

Ich kenne nur wenige Titel von OBSCURITY, und so bin ich bis kurz vor Schluss relativ zufrieden mit dem Sound. Als ich allerdings drei Textzeilen brauche, um zu erkennen, dass es sich beim aktuellen Titel um „Bergischer Hammer“ handelt, bin ich regelrecht geschockt. In meinen Augen (oder Ohren) war das nicht zu erkennen gewesen. Ein letztes Mal schimpfe ich innerlich über den Sound. Die Band und auch große Teile des Publikums haben aber ihren Spaß, und so füllt sich noch einmal die Bühne, als OBSCURITY Leute aus der Menge auf ebendiese bittet. Es bietet sich ein schönes Bild, als Band und Fans gemeinsam auf der Bühne das Festival beenden. Ein versöhnlicher Abschied eines durchwachsenen Wochenendes.

 

Rückblick

Mein erstes Metal Embrace ist Geschichte. Wird es auch ein zweites für mich geben? Ich weiß es nicht. Zweifelsohne ist das Drumherum wirklich schön. Die Leute sind entspannt, die Preise für Essen und Trinken sind äußerst fair, das Campinggelände ist total gemütlich und angenehm überschaubar, das Angebot an Bands für 25 € wirklich gut. Doch ich fahre in erster Linie auf Festivals, um mir die Auftritte der Bands anzuschauen. Was nützt mir das Bier für 2 €, wenn ich mir den Sound damit erträglich saufen muss? Ist es das wert?

Wer in erster Linie der Stimmung wegen Festivals besucht, wird in Barleben sicher glücklich werden. Das Metal Embrace kann mit Gemütlichkeit und fairen Preisen aufwarten. Wer allerdings musikalischen Hochgenuss erwartet, sollte sich besser anderweitig umschauen.

Ich für meinen Teil brauche nach dem Sound-Fiasko erstmal eine Festivalauszeit. Wie gut, dass es nun erst 2017 wieder losgeht. Zeit, mich zu erholen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Metal Embrace Festival

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2 Kommentare

  1. […] diesen Jahres. Nach dem Sound-Theater im letzten Jahr (meine Schimpftiraden anno 2016 findet ihr HIER) war ich mir unsicher, ob ich das gerade einmal 300-500 Besucher zählende Metal Embrace Festival […]

  2. Johannes
    20. September 2016 bei 10:47 — Antworten

    Ich kann nur bestätigen, dass der Sound (aber in meinem Geschmack auch das Line-Up) im letzten Jahr besser war. Da war der Sound immer zumindest ok und es gab Pracht-Gigs von Vyre, Thulcandra, Unlight, Convictive, Harakiri for the Sky und Agrypnie.

    Wär schade, wenn sich dieses klene Festival dadurch einen schlechten Ruf erarbeitet. Nächstes Jahr wirds dann hoffentlich wieder besser.

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