Schatz, pack die Nagelkeule aus!
RESONANCE CASCADE/JÄRNBÖRD – Hyperakusi
Veröffentlichungsdatum: 24.02.2017
Dauer: 34:18 Min.
Label: WOOAAARGH/Downfall Records
Stil: Grindcore
„Schatz, pack die Nagelkeule aus. Ich habe uns ein wenig Getrümmer auf Vinyl gekauft!“
So hätte ich am liebsten meine Freundin an der Tür begrüßt, aber da ich Single bin, entpuppte sich diese Split-LP ersatzweise als gute Grundlage um Dampf abzulassen und sich über das aktuelle Weltgeschehen (mal wieder) zu beschweren. Also habe ich kurz auf „Play“ gedrückt und habe erst mal eine gute halbe Stunde ordentlich das Twistbein zucken lassen, sodass sich mein Nachbar unter mir beschwerte.
Den Anfang machen Resonance Cascade
Bereits nach den ersten Sekunden dürfte den Kennern von euch sofort die schwedische Klangfarbe auffallen. Auch der Stil à la neue Schule ist sofort erkennbar. Fetter HM2-Pedal ähnlicher Gitarrensound und Blasts mit Lichtgeschwindigkeit zeichnen den Sound von RESONANCE CASCADE aus. Hier gibt es voll auf die Zwölf, schließlich hat die Band ja nur knappe 16 Minuten Zeit, euch von sich zu überzeugen. Der Sänger tönt ordentlich nach einem Frühstück aus rostigen Nägeln mit Schleifpapier umwickelt und skandiert auf Schwedisch die (übliche) Gesellschaftskritik. Also versteht mich da nicht falsch, die Texte will ich damit nicht abwerten, jedoch habe ich mich wohl oder übel daran gewöhnt. Verschnaufpausen gibt es kaum („Bricks“), wozu auch, ich mag eh meinen Grind rabiat und schnell. Die Band sagt alles in ein bis 3 Minuten und das reicht auch vollkommen.
Zeit für die alte Schule – JÄRNBÖRD boxen dir die Zähne raus
Ich kann es mir nicht ganz erklären, warum ich viele Old-school-Grindveteranen als brutaler und aggressiver empfinde, hier liegt es ganz klar an dieser kompromisslosen Lärmorgie mit stark präsentem Punkeinschlag. Zu Deutsch: Ein assiges Organ trifft auf harte Knüppelorgien und am Ende fackelt die Bude lichterloh. Egal ob mit Gangshouts oder schwungvollen Takten, damit haben mich JÄRNBÖRD sofort an der Angel. Und weil die Kerle eben im Punk ihre Wurzeln haben, ist die typische Songlänge von 2-4 Minuten nicht zu lang.
In „Du och ditt arbete“ kommt sogar im ersten Drittel so etwas wie Ruhe rein, aber dieser Wutausbruch bezirzt schnell wieder meine Sinne mit dem angepissten Charme eines Türstehers mit Adrenalinfaktor hoch 10. Was die Schweden jedoch besser können, ist die Schwere in langsamen Gefilden („Lets Die“). Da schleift nämlich der Henker genussvoll sein Beil, nur um im Anschluss mit heiserem Gegröle deinen Kopf rollen zu lassen. Geil. Mein Highlight ist der Schlusstrack „Små Sår Och Fattiga Vänner“ mit seinem coolen Drive.
Im Nachhinein gefallen mir JÄRNBÖRD um einiges mehr als RESONANCE CASCADE, aber in der Zusammenfassung überzeugen beide mit ehrlichem Gebolze und ordentlich Herzblut, sodass der Hannes mal wieder schön eskalieren durfte.
Bitte HIER freidrehen.
Autorenbewertung
Vorteile
+ passende Produktion
+ steigert den Bewegungsdrang
Nachteile
- Soundgewand ist gut, aber nicht spektakulär
Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Keine Kommentare