Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider…

Zunächst herzlichen Glückwunsch an unsere beiden Ticketgewinner! Wir hoffen, ihr hattet einen schönen Abend? Danke an der Stelle auch an Martin – einen der beiden -, welcher uns freundlicherweise seine Fotos von KAMPFAR zur Verfügung gestellt hat. 

Das Wetter ist düster, die Tage werden kürzer, die Zeit rast auf das Jahresende zu. Und zwischendrin ist da dieser kleine Lichtblick, der passenderweise ebenfalls sehr düster daherkommt. Wie wir vorher schon berichteten kamen 1349, KAMPFAR und AFSKY am 01.10. in den altehrwürdigen Anker in Leipzig.

Also auf den Dienstagabend schnell in die passende Bekleidung gesprungen und nach kurzer Fahrt die passende Begleitung eingesammelt. Niemand geringeres als unser Daniel war heute mein +1 auf der Liste und nach kurzer Wartezeit, in Gesellschaft angenehmer Personen, betraten wir dann auch die Location. Den Anker kenne ich noch aus früheren Jahren, war allerdings ewig nicht mehr dort. Heute haben wir hier mal nicht das Gänselieschen zur LPG gebracht, keinen Apfeltraum erlebt, mussten über keine 7 Brücken gehen – und wir haben auch am Fenster niemanden gesehen, der alt wie ein Baum war. Man mag es erkannt haben, der Anker präsentiert sonst des häufigeren Ost-Rock in verschiedensten Varianten. Davon waren wir heute weit entfernt und geografisch war der Norden auch deutlich relevanter.

D: Ich melde mich ab hier mal unqualifiziert als Kommentator zu Wort. Black Metal ist übrigens sonst nicht so meine Komfortzone. Aber die Location ist nur 3 Minuten zu Fuß von mir entfernt, und warum soll denn unser Oimel allein dahin? Also verlasse ich besagte Zone heute mal sehr gern.

Wir kamen genau richtig zu den ersten Tönen von AFSKY, dem ursprünglichen Ein-Mann-Projekt aus Dänemark, das eigentlich nie für Live-Auftritte gedacht war. Glücklicherweise hat sich das irgendwann geändert, denn die Stunde verging wie im Flug und war ein hervorragender Einstieg in den Abend! Die Truppe hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und ging engagiert mit der Musik mit. Selbige sorgte auch im Publikum für anerkennende „Pommesgabeln“ und Applaus. Mir gefiel der wuchtige Stil, der mit vielen Elementen aus Folk und Pagan angereichert war und zum Träumen einlud. Mitunter waren auch sehr basslastige Passagen dabei, die entfernt an Doom-Metal erinnerten. Der Sound war in den ersten 2 Songs noch etwas wild, teilweise übersteuerte es recht unangenehm – doch ab dann war es spürbar besser und man konnte sich von den atmosphärischen Klängen das Hirn freipusten lassen. Wie immer bei dem Genre begeisterte mich auch hier das treibende Schlagzeug, das die Melodien gekonnt nach vorne trieb, ohne diese zu (zer)stören.

Ich war sehr positiv angetan, und konnte an dieser Stelle schon feststellen, dass der recht spontane Besuch des Konzertes sich auf jeden Fall gelohnt hat.

D: Also für mein erstes schwarzes Konzert dieser Art war das ein recht angenehmer Einstieg. Nicht voll und ganz mein Ding, aber es gab reichlich Momente, die auch mich begeistern konnten. Bin halt melodieverwöhnt, aber davon konnte ich die ein oder andere feine ausmachen. 

AFSKY

Nun folgte dann auch mein persönlicher Main-Act des Abends, denn KAMPFAR gaben sich die Ehre. Die Band hatte sich zwischenzeitlich schon mal getrennt, tritt aber glücklicherweise seit 2019 wieder auf. Ich hatte bisher 2x das Vergnügen Festivalauftritte zu sehen und obwohl ich die Band selten auf dem Plattenteller habe, ist es Live jedes Mal ein Erlebnis! Auch diesmal hatte ich nicht zu viel erwartet. Die Gruppe um Sänger Dolk ging direkt in die Vollen und hatte im Jahr ihres 30-jährigen Jubiläums scheinbar richtig Lust!

KAMPFAR

Dabei finde ich auch den Stil von KAMPFAR absolut interessant, denn ich bilde mir ein, hier auch des Öfteren Einflüsse alter Thrash-Metal Klassiker wie beispielsweise SODOM zu bemerken. Dazu kommt die Live-Präsenz von Dolk, und natürlich insgesamt die Wucht der naturverbundenen Musik. Diese kommt roh, rau und wild daher, treibt nach vorne und lässt eigentlich keine großen melodiösen Pausen.

Trotzdem ist es weit weg von einem wilden Chaos oder unkoordiniert, sondern lässt einen

 

KAMPFAR

die Wildheit und die raue Natur Norwegens spüren. Ich glaube das beschreibt es irgendwie am besten, zumal der Frontmann in einem Interview auch mal davon sprach, dass er nur Musik macht, die er zu 100% verkörpern kann. Und ich finde genau das spürt man auch – es ist keine Show, sondern es bricht förmlich aus ihm heraus! Dazu begeistert natürlich auch hier das schwarzmetallische Gesamtprogramm. Für meinen persönlichen Geschmack ist die Band das, was ursprünglichem norwegischem Black Metal am nächsten kommt, aber noch meinen Geschmack trifft. Es ist tatsächlich schwierig zu beschreiben, aber die Band hat insbesondere live durch ihren Stil ein Alleinstellungsmerkmal und trifft bei mir auf jeden Fall einen Nerv. Auch der genrefremde Daniel war hier nach meinem Empfinden doch recht angetan und konnte dem Auftritt einiges schönes abgewinnen.

 

D: Ja, da hatter richtig empfunden. Das war so eine Band, die ich mir daheim nicht anhören würde, die live aber richtig Laune macht. Ich muss schon sagen, das war sehr ansteckend! Besonders das, was der Frontmensch da so alles fabriziert hat. Prost!

Wie die Pest über das Land….

Aber auch dieser Auftritt ging vorbei und der eigentliche Headliner stand auf dem Programm. Hier war ich vorher relativ unbedarft und wollte mich überraschen lassen. Und überrascht war ich dann auch, aber wie! Die Band fing nach der Umbaupause direkt an, und trat optisch mit geschminkten Gesichtern im klassischen alten Black-Metal-Look auf. Dazu kamen Kapuzen bei Bassist und Gitarrist und enorme Nietenarmbänder beim Sänger, womit der Look alle Anforderungen erfüllte. Schon beim Soundcheck zuvor ließ sich vermuten, dass das gleich nichts für zartbesaitete Gemüter werden würde.

Und so kam es auch, denn die Band brach über das Publikum herein, wie die Pest 1349 über Norwegen. Nun wäre der Ursprung des Bandnamens auch direkt geklärt, und bei der jetzt folgenden Performance blieb ich ein wenig sprachlos zurück. Der Schlagzeuger wusste durchaus zu imponieren, und glänzte mit mehreren nach meinem Empfinden ungeheuer schwierigen Rhythmuswechseln in den Songs. Währenddessen ließen sich auch Gitarre und Bass nicht lumpen und brachen nicht minder wild verschiedenste Zwischenspiele von der Bühne herunter, die teilweise kurz an die NWoBHM und andere Einflüsse erinnerten. Und das alles übertönte dann noch die Stimme des Sängers der sich mit enormer Lautstärke direkt in die Untiefen des Gehörgangs krächzte und den Auftritt absolut dominierte. Die ersten 1-2 Lieder ließen mich durchaus sprachlos staunen, allerdings variierten die Songs auch kaum in Härte und Lautstärkte, sodass ich nach der Devise einer bekannten Mentholbonbon-Marke feststellen musste, dass sie zu stark und ich zu schwach waren. Der ein oder andere verschwand an die frische Luft, während der Großteil des Publikums die Show begeistert honorierte. Mir dröhnte allerdings gewaltig das Trommelfell, und ich musste mir erstmal eine Pause verschaffen. Mit ein wenig Abstand vor der Tür stellten wir dann gemeinsam fest, dass wir der Urgewalt, die 1349 hier entfesselte, nicht gewachsen waren. Ich muss tatsächlich sagen, dass die einzelnen Parts für sich mir wahrscheinlich durchaus gefallen würden, aber alles zusammen einfach wirklich ein unglaublich massives Gewitter darstellt, das einem wortwörtlich ins Gesicht schlägt. Und die Stimme des Sängers war dazu auch noch äußerst markant und laut darüber thronend – uff.

D: Alter Falter… Und da hör ich aus meinem privaten Umfeld ständig, dass ich viel kranken Stuff höre, aber das?! Ich muss es so sagen: ich bin mit meinem Metal- und Deathcore (eigentlich auch mit viel blackened drin und so!) zu weich für diese Band! Meine Ohren haben noch 2 Tage gepiept und ich habe es das erste Mal in meinem Leben bereut, keine Stöpsel mitgenommen zu haben. Musikalisch war das auch so überhaupt nich meins, und dass die Stimme lauter war, als alles andere, hat mich psychisch schwer geschädigt.

1349

Fazit

Wir erlebten einen sehr kurzweiligen Abend, bei dem AFSKY sehr von sich zu überzeugen wussten und KAMPFAR die erwartet gute Performance an den Tag legten. Die Show von 1349 war dann einfach tatsächlich eine Nummer zu hart für uns, was aber vermutlich an unseren zarten Gemütern liegt. Auf jeden Fall ruft der Abend danach, mehr solche Konzerte zu erleben, und das auch gerne im Anker, der hier von Atmosphäre und Sound einen tollen Rahmen bot. Es war mir ein Fest!

Ich wünsche einen schönen Tag!

D: Ich nenne den Abend ganz einfach eine besondere Erfahrung! Handwerklich war das alles super und fein anzuschauen, musikalisch ist es eben wie überall: Geschmacksache. Wenn sich so eine Gelegenheit nochmal ergibt – jederzeit. Nur nächstes Mal nehm ich dann Schutz für die Löffel mit. Oder ich geh einfach zu Ost-Rock in den Anker. Danke Oimel. 


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Die mobile Version verlassen