Sehnsucht nach Finnland
Decembre Noir – The Forsaken Earth
Veröffentlichungsdatum: 12.08.2016
Dauer: 49:52 Min.
Label: F. D. A. Rekotz
Stil: Death/Doom Metal
Ohne eine Vorahnung und nur mit einer groben Stilbeschreibung werde ich ins kalte Wasser geworfen. Am Ende bin ich überwältigt von den majestätischen Akkordlandschaften. Es gibt nicht viele mir unbekannte Bands, die mich 2016 innerhalb der ersten Minute völlig begeistern und sogar leichte Sprachlosigkeit in mir auslösen. DECEMBRE NOIR kommen sogar aus Deutschland, obwohl sie total nach finnischer Sehnsucht klingen. Was die Band abliefert, ist auf einem beängstigend hohen Niveau, welches definitiv international mithalten kann. Alter! Diese unglaublich gefühlvollen Melodien tragen mich weit weg von Mutter Erde. Das ist für jeden Fan von atmosphärischem Death/Doom Metal das wahre Freudenfest. Stellt euch vor, ihr besteigt einen verschneiten Berg (Klischeealarm!), kommt auf dem Gipfel schnaufend an und werdet mit einer Aussicht belohnt, die euch die Sprache verschlägt. DECEMBRE NOIR bieten dafür den perfekten Soundtrack. Die schier unbändige Wucht der Rhythmusfraktion plättet den Zuhörer, aber verliert sich nie in austauschbaren Strukturen. Gelegentlich tauchen Geschwindigkeitsausbrüche auf, es wird allerdings hauptsächlich in mittleren bis schleppenden Gefilden musiziert. Auch wenn Einflüsse von Pionieren wie SWALLOW THE SUN oder RAPTURE durchscheinen, so agiert das Quintett originell und ist definitiv nicht als bloße Kopie anzusehen. Ich kenne nicht viele deutsche Metalbands von heute, die schon mit dem zweiten Album so erwachsen nach den Sternen greifen. Eine klare Vision, wohin es gehen soll, ist absolut erkennbar.
Reinhören und andächtig lauschen:
DECEMBRE NOIR Bandcamp
Es darf niemals enden
Mit „Waves Of Insomnia“ haben die Thüringer gefühlsmäßig einen Kurzfilm vertont, der sogar schwedische Metalwikinger vor Neid erblassen lässt. Eine tickende Uhr, in der Ferne zu hörende Kinder, leiten dieses Monstrum von einem Song ein und führen mich Stück für Stück in eine andere Welt. Wahrlich, eine Hymne vor dem Herren. So stört es mich überhaupt nicht, dass der Song 14 Minuten lang ist. Einige Wermutstropfen bleiben dennoch nicht aus. Getriggerte Schlagzeuge sind nur selten mein Fall. Zum Glück kommt dieses „Werkzeug“ nur minimal zum Einsatz. Das andere vermeintliche Manko ist weniger der technischen Natur geschuldet. Einige Titel werden durch „Fade Outs“ langsam beendet. Für meine Wenigkeit ist das wie ein bittersüßer Abschied, denn ich könnte der traurigen Melodie aus „In This Greenhouse Of Loneliness and Clouds“ noch ewig weiterlauschen. Klar, ich muss nur die Repeattaste drücken, aber manchmal möchte man gewisse Parts wieder und wieder in Schleife hören. Wundert euch nicht, ich bin da etwas eigen. Am Ende wird auf hohem Niveau gemeckert, keine Sorge.
Autorenbewertung
Vorteile
+ gelungenes Artwork
+ knapp 50 Minuten sind die perfekte Spielzeit
Nachteile
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1 Kommentar
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