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Senf der Woche #15 – Keyboards & Synthies

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Jawoll, SILENCE goes cuisine! Wer seine Pommes nicht nur Schranke, sondern auch mal mit den Variationen des Granum Sinapis veredelt wissen möchte, ist hier genau richtig. Senf in seinen urigsten und verspieltesten Varianten und zu den unterschiedlichsten Gerichten serviert, dargeboten von der SILENCE-Crew.


Thema heute: Keyboards und Synthies im Metal – spannende Ergänzung oder bombastische Überladung?

Sebastian meint:

In der Grundschule muss man ja eigentlich nur eine wichtige Entscheidung treffen. Blockflöte oder Keyboard? Im Metal ist es da ähnlich. Dudelsack oder Keys? Beziehungsweise, bei beidem, ja oder nein? Nun, wir können jetzt wieder auf die Diskussion über Geschmack verweisen (je nach Holz schmecken Blockflöten übrigens besser). Aber wir sind ja gerade am Senfen.

Ehrlich gesagt, ich persönlich mag mein NIGHTWISH beispielsweise ja lieber mit Keyboard statt ohne. Aber auch manche Black-Metal-Bands bekommen so ihre Würze durch dieses Instrument. Solange es kompositorisch passt, bitte. Episch kann es schon sein. Solange es nicht suppt.

Aber Grenzen sollten schon sein. SLAYER wüssten wahrscheinlich gar nicht, was man mit diesem Ding machen soll. Müssen sie aber auch gar nicht. Das soll jetzt kein Contest werden, wer die engste Stirn hat. Aber es würde sich ja auch niemand Minzsoße auf ein Jägerschnitzel kippen (um mal das Kulinarische in dieser Kategorie hier zu erhalten).

Daher: Generell ja, aber folgt eurem akustischen Riecher! Das momentane Maß des Einsatzes dieses Instrumentes in diesem Genre der Musik finde ich eigentlich in Ordnung. Die Musikschaffenden selbst haben ja meist auch eine relativ gesunde Vorstellung davon, wie viel davon verträglich ist.

Hannes findet:

Ach Keyboard, du Instrument meiner „Träume“! Wie oft wurdest du misshandelt von Nichtsnutzen, die im heutigen Zeitalter headbangend einen Akkord mit nur einem Finger spielen? Wie oft kräuselten sich meine Fußnägel bei deinem künstlichen Klang aus der Konserve? Dabei wirkst du bei richtiger Anwendung doch als guter Unterstützer des Kopfkinos.

Meine ersten Hörproben entnahm ich deinen Tasten auf der CD „Are You Dead Yet?“ von CHILDREN OF BODOM (erste selbst gekaufte CD überhaupt). Da klang es virtuos und technisch anspruchsvoll. Doch nun blitzt dein alter Glanz für mich nur noch selten auf. PAYSAGE D’HIVER, BURZUM, oder auch Nachwuchs in Form von ELDAMAR zu hören, sorgt für Glücksgefühle. Gerade weil dir bedächtig die Töne entlockt und keine käsigen Klangteppiche gespielt werden, die bei vielen Bands die Gitarren übertönen.

Trotzdem werde ich dem Tastengerät so manchen Fehler nicht verzeihen. Wie Menschen auf die Idee kommen, ganze Orchester hineinzupacken und damit billige, „anmutige“ Momente zu erschaffen, will mir bis heute nicht in den Kopf. Deshalb mein Tipp: Lernt lieber gleich Klavier, Orgel oder kauft euch wenigstens für viel Geld so ein Teil! Ihr werdet es nicht bereuen, denn ein guter/authentischer Klang ist Gold wert.

Oli sagt:

Ich erinnere mich gerne daran zurück, wie mir mein großer Bruder um die Jahrtausendwende herum eine CD in die Hand drückte mit der Aufschrift THE WHORES OF BABYLON – „Kumari“. Das war derber obskurer 90er-Jahre Gothic Metal. Seit diesem Zeitpunkt, ich muss im Alter von 10-11 Jahren gewesen sein, war ich begeistert von der dunklen Energie, die dort vor allem durch die stylischen Synthies erzeugt wurde. Hört euch dazu nur mal das kultige „The Whip“ an, wozu es übrigens ein ebenso kultiges Musikvideo gibt.

Über die Jahre hinweg ebnete ich mir den Weg vom Gothic Metal/Industrial hin zum Black und Death Metal und speziell die Kombination von Elektronik und harter Gitarrenmusik finde ich noch heute sehr spannend. Ein aktuelles Beispiel dazu wäre das vom Kollegen Hannes besprochene THE RUINS OF BEVERAST-Album „Exuvia“, wo ebenfalls viel mit eher hintergründig eingesetzten Synthies und elektronischen Elementen gearbeitet wird.

Sowohl simple und effektive Synthies als auch ausufernde Klangteppiche à la „Det som Engang var“ (BURZUModer RED HARVESTs Klassikeralbum „Hybreed“ bilden für mich Paradebeispiele in dieser Kategorie. Nicht zu vergessen EMPEROR. Würde deren Klassiker „Inno a Satana“ ohne Synthies eine ebenso majestätische Wirkung erzeugen?

In diesen mir vertrauten Subgenres empfinde ich Elektronik häufig als wohltuende Ergänzung, auch wenn ich kein Freund von allzu symphonischen Vertretern bin. Der musikalische Bombast, den Bands wie etwa NIGHTWISH ausstrahlen, wirkt auf mich dann doch etwas zu aufgesetzt. Doch auch diese Formen haben in einer möglichst freien Kunst ihre Berechtigung und bilden eine weitere Ausdrucksmöglichkeit. Und weshalb sollte man sich vor dieser Möglichkeit und Chance verschließen?


Ihr kennt noch mehr Beispiele? Dann her damit!


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1 Kommentar

  1. minuslik
    17. Mai 2017 bei 23:41 — Antworten

    Ich bin da ziemlich auf der Seite von Sebastian. Jedoch möchte ich Hannes entgegnen, dass es nicht gleich »künstlicher Klang aus der Konserve« ist, wenn es vom Synthesizer kommt. Es gibt ja neben den bekannten digitalen auch (immer) noch analoge Synthesizer und die haben (mangels Voreinstellungen) ihren ganz eigenen Klang bzw. es ist deutlich leichter damit eigene Klänge zu entwickeln als ein anderes Instrument nachzuahmen. Ein analoger Synthi ist für mich daher genauso authentisch wie ein Klavier.

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