Senf der Woche #23 – KUNST ODER KOTZE?

Jawoll, SILENCE goes cuisine! Wer seine Pommes nicht nur Schranke, sondern auch mal mit den Variationen des Granum Sinapis veredelt wissen möchte, ist hier genau richtig. Senf in seinen urigsten und verspieltesten Varianten und zu den unterschiedlichsten Gerichten serviert, dargeboten von der SILENCE-Crew.


Thema heute: Puristisch, fantastisch, blutig, obszön – Was macht für dich ein geiles Album-Cover aus? Und welche Artworks dienen eher als Brechmittel?

Jonas meint:

In jedem Genre gibt es Sättigungserscheinungenauch bei den Artworks. Dass gerade Alben herausstechen, bei dessen Layout sich Mühe gegeben wurde, dürfte keine Überraschung sein. Es reicht daher nicht, so viele Totenköpfe wie möglich auf die Leinwand zu hauen oder sich einfach grinsend mit einer Melone auf dem Kopf ablichten zu lassen.

Desto einfacher die Leute das Album mit dem Künstler und – ganz wichtig – mit der Musik verbinden können, desto größer ist die Chance, dass auch Leute über dich stolpern, die nur das Cover sehen. Ein gutes Cover illustriert dabei so stark die Atmosphäre des Albums, dass es unabdingbar für den Konsum der Musik wird. Dadurch lässt sich erklären, warum es so viele ähnliche Artworks in einem Genre gibt: Die Musik gleicht sich ja schließlich auch.

Genug der Theorie, welche Alben schaffen es diese Atmosphäre zu vermitteln oder auch einfach mal zu brechen und durch ihren Wiedererkennungswert zu bestechen?

Ein gutes Beispiel dafür sind die beiden letzten Alben von DEAFHEAVEN, die die Shoegaze-Ästhetik so stark in den Vordergrund drängen, dass beim bloßen Ansehen der Gedanke an Black Metal in den Hintergrund rückt. Aber auch PINK FLOYD haben ihre Musik mit unverkennbaren und ikonischen Bildern hinterlegt, die ganz ohne ein Logo auskommen. Ihr merkt: Ein gutes Album-Cover zu erstellen, ist schwer, aber am Ende entscheidet der persönliche Geschmack!

Luc findet:

Album-Cover sind im besten Fall Verkaufsgarant und Kunstwerk zugleich, haben selbst Etwas zu sagen oder wirken als Sprachrohr für die Musik. Auf jeden Fall gehören sie mit zum Gesamtwerk, auch wenn sie nicht immer zielgenau auf die Musik zugeschnitten werden. TRIPTYKON etwa setzen auf Motive des verstorbenen Hansruedi Giger, und es wirkt wie das perfekte Doppel.

Nun kann man Artworks aus verschiedenen Gründen gut oder schlecht finden: Verfehlt das Motiv die Stimmung der Musik? Funktioniert es als eigenständiger Blickfang? Hat es eine Aussage, oder sieht es nur schön aus? Wo sich die Scheiben früher zum Teil noch über das Artwork verkauften, ist es heute einfacher, dem Konsumenten eine Hörprobe an den heimischen Rechner zu liefern und somit die Musik für sich selbst sprechen zu lassen. Dennoch sind Ton und Bild längst fest verwachsen, und der erste Eindruck ist im Normalfall auch ein optischer. Wer klickt schon auf einen Link, den ein billig hingeschludertes Photoshop-Werk ziert?

Ob es heute noch viele Cover-Käufe gibt, kann ich aus dem Stegreif nicht sagen. Dass zumindest in meinem Hinterkopf das Frontmotiv mein Empfinden beim Hören eines Albums häufig etwas aufschönt oder in die Tiefe zieht, steht dagegen fest.

Julian sagt:

Jetzt muss man sich hier auch noch ganz intellektuell über Kunst äußern oder wie? Ich dachte, das mit der Musik sei schon kulturell wertvoll genug… Nun, wie dem auch sei, Metal ist ja wie wir alle mitbekommen haben, nicht einfach nur Musik die auf eine Platte gepresst oder CD gespielt ist. Nein, Metal lebt auch von Kunst, also „richtiger“ Kunst. So mit Pinseln, Stiften und vielen bunten Farben. Vor allem die Cover der Alben können echt hochanspruchsvolle Werke sein. Oder eben genau das Gegenteil: Langweilig, öde und vielleicht einfach nur ekelhaft.

Wenn ich mir mal so die Sammlung in meinem Regal ansehe, dann wirken einige Cover, als ob sich hier ein van Gogh oder ein zutiefst expressionistischer Künstler mal so richtig austoben konnte. Ästhetik des Hässlichen eben. Totenschädel, die obszöne Fratzen ziehen, irgendwelche scheintoten und menschenähnlichen Viecher namens Eddie und soldatische Kampfszenen prägen die Mehrheit der Silberlinge in meinem Regal. Na, wer von euch hat erraten, was bei mir alles so rum steht?

Aber nicht nur die klassischen Stile der Kunst finden Einzug, sondern auch moderne. Darunter Fotomontagen wie bei METALLICAs „Hardwired To Self-Destruct“, oder das Digitalfoto eines Berges bei HEAVEN SHALL BURN haben einen künstlerischen Gehalt.

Grundsätzlich macht ein gutes Cover die Geschichte dahinter und natürlich das Motiv aus. Niemand kauft ein Album mit einem schnöden schwarzen Cover. (Anm. Alex: „The Black Album“ von METALLICA hat sich über 16 Millionen Mal verkauft und ist damit das meist-verkaufte Album der letzten 25 Jahre. Ätsch.)  Aber mal ehrlich, braucht man Fotos verstümmelter und blutiger Leichen als Cover? Obwohl es Aufmerksamkeit erregt, finde ich sowas einfach nur abstoßend. Das muss echt nicht sein.

HIER FINDET IHR DIE TOP 5… 

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…UND WORST 5 ALBUM-COVER UNSERER AUTOREN:

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Ihr kennt noch mehr Beispiele? Dann her damit!

 


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