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Silence Schatzsuche #8 PRIMORDIAL – TO THE NAMELESS DEAD

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Manche Metal-Alben sind nicht wie andere. In einem riesigen, unübersichtlichen Haufen aus mediokren bis akzeptablen Werken kommt es manchmal vor, dass man auf die eine außergewöhnliche, leuchtende Perle stößt. Eine Kreation, die aus allen Perspektiven Perfektion ausstrahlt – und dabei oft von viel zu wenigen Menschen wahrgenommen wird. Kommt mit den Autoren des Silence-Magazins auf eine Suche nach der goldenen Nadel im stählernen Heuhaufen der Metal-Musik! Wir präsentieren euch hier unsere persönlichen Schätze – Alben, die für uns die einen unter Tausenden darstellen, und die wir mit euch, liebe Leser, gerne teilen möchten. Auf zur SILENCE-Schatzsuche!

Die Schatzsuche ist für mich eine verlockende Chance sich einfach mal über ein Album zu äußern das schon lange da war, bevor ich zum Silence stoßen konnte.

Da gibt es in der Zwischenzeit viele Alben, die ich sehr schätze und neu kennengelernt habe auf meinem Weg durch die Metal-Genre´s für die Struktur in der heimischen Plattensammlung. Aber es gibt Alben, die meinen musikalischen Horizont einfach entscheidend geprägt haben. Und die letzte Offenbarung ist auch das Album, dass ich hier in den Mittelpunkt rücken will:

PRIMORDIAL – „To the nameless dead“

Wie alles begann…

Über das Album bin ich vor ca. 2 Jahren gestolpert, als ich neue Bands und Alben durchgehört habe. Denn ich hatte mir einen halbwegs strukturierten Plan gemacht, wie ich mich durch das riesige Metal-Universum hören wollte. Ich wollte mich weiterzubilden und nebenbei Alben finden die stellvertretend für die jeweilige Diskographie der Band als Vinyl ins Regal kommen sollten. Bei diesem Mammutprojekt stieß ich auf PRIMORDIAL, die mir zuvor überhaupt nichts sagten.

Ich machte „To the nameless dead“ an und konnte nicht mehr damit aufhören es zu hören. Ich kann vorneweg nehmen: Ich habe bis heute nicht ein einziges anderes Lied von PRIMORDIAL gehört, einfach weil ich Angst habe es könnte nicht so großartig wie dieses Album sein! Klingt bescheuert, ist aber so!

Dieses Album war für mich der Einstieg in Genre´s die sich mir vorher völlig verschlossen hatten. Nur dadurch habe ich mich an Musik getraut, mit der ich vorher keinerlei Berührungspunkte hatte. Es war mein Einstieg in Richtungen wie unter anderem Black Metal und Doom, die ich heute sehr schätze!

Das Schwärmen beginnt!

Es verkörpert für mich das ultimative umsetzen von Kraft, Energie und Gefühlen in Musik. Emotionen wie Leid, Sehnsucht oder auch ein Anklagen hatte ich mir zuvor nie in der Musik bzw. in einer solchen Musikform vorstellen können.

Und es gibt auf dem Album Titel, die mir bei jedem einzelnen Hören eine Gänsehaut verursachen, weil es mich einerseits mitreißt, und andererseits weil ich es einfach so großartig empfinde!

Der sanfte, leise Anfang von „Empire Falls“, bis dann die Musik allumfassend einsetzt. Und kurz später folgt schon der erste Gänsehautmoment, wenn diese Stimme das erste Mal einsetzt. Kraftvoll, voller Emotion und Leidenschaft und dabei gleichzeitig so klagend, sehnsuchtsvoll, verzweifelt… eine Kombination die ich fast unmöglich zu beschreiben finde, aber die mich vom ersten Moment an begeistert. Wobei einem das wahrscheinlich entweder sehr gefällt – oder überhaupt nicht. Ich zeigte das Album damals völlig begeistert einem ebenfalls musikbegeisterten Freund, der mich fragte wie ich mir das freiwillig anhören kann. Hier kann man wahrscheinlich nur lieben oder völlig abgeneigt sein.

Das perfekte Zusammenspiel von Stimme und Instrumenten

Die Stimme macht einen großen Teil des Albums aus, trägt die Lieder, bietet den roten Faden der durch alle Titel geht und ist markant. Aber bei jedem Mal hören fallen mit weitere Feinheiten in der Musik drumherum auf. Den ohne diesen Rahmen, dieses Grundgerüst würde auch wieder der Gesang nicht funktionieren. Die Musik entwickelt eine Stimmung die mich anzieht, die mich fesselt, die mich nicht loslässt und dabei vollständig umgibt. Ein Klangteppich der so unglaublich vielseitig ist, ohne dabei zu verspielt zu sein oder die Grundstimmung zu verlieren. Ein perfektes Zusammenspiel der Instrumente, die sich perfekt ineinander fügen, ohne dabei aber miteinander zu verschmelzen. Und sie sind mächtig, imposant und energiereich. Aber dennoch sind sie nicht so vordergründig wie in vielen Black Metal Alben die ich seit dem gehört habe. In denen reißen mich die hämmernden Schlagzeuge und die alles niederwalzenden Gitarren vor sphärischen Gesamtmelodien einfach mit, werfen mich um, bereiten mich auf fieses Krächzen vor, das sich als Gesang einfügt. Hier aber sind die Instrumente eher wie der Rattenfänger von Hameln und locken mich von einem Lied in das nächste, nie zu offensichtlich aber immer mit genug Kraft um mich keine Sekunde aus ihren Fängen zu lassen.

Es wird einfach nie langweilig!

Und jetzt sitze ich wieder da, werde eben genau von diesen Klängen erneut geködert und freue mich einfach darüber, das es die Schatzsuche gibt und ich auch 12 Jahre nach dem Erscheinen und 3 Jahre nachdem ich es für mich entdeckt habe, über dieses wundervolle musikalische Machwerk schreiben kann. Und mit schreiben meine ich in diesem Fall schwärmen!

Etwas weiteres, was ich durch dieses Album realisiert habe ist, das es einfach am besten als Ganzes, als Komplettwerk am Stück wirkt. Dieses Album verliert seine Magie, wenn ein Einzelnes Lied in irgendeiner Playlist mit auftaucht, oder auch schon ein Stück weit, wenn es auf Shuffle irgendwo im Hintergrund dödelt. Diese Musik duldet kein Hintergrunddasein! Sie fordert sich den ganzen Raum, jedes Molekül und jeden Gedanken ein, der greifbar ist und hält diese so lange eingesperrt, bis der letzte Ton von „No Nation on this Earth“ leise verklungen ist. Und dann, fordert es Dich auf, die Platte zu drehen und erneut alles um Dich zu vergessen!

Fazit – Meilenstein!

Für mich ist es ein Meilenstein – auf jeden Fall ein persönlicher – der mir musikalisch so viel erschlossen und geboten hat, wie es mir zuletzt mit 13-14 Jahren ging, als ich über die „richtige“ Punk-Musik meines älteren Bruders stolperte. Oder 2-3 Jahre später als ich das erste Mal Oi! hörte. Diesen Augenblicke setzen sich fest und bleiben – und werden immer mit dieser Musik verbunden sein.

Aber auch abgesehen vom persönlichen Wert, empfinde ich dieses Album einfach als bis zum letzten Ton perfekt durchdacht und umgesetzt. Ich kann es nur empfehlen sich diese Auszeit vom Alltag zu nehmen und es sich  ganz bewusst und unabgelenkt anzuhören!


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