Sind Architects feige geworden?

ARCHITECTS – All Our Gods Have Abandoned Us
Veröffentlichungsdatum: 27.05.2016
Dauer: 44:11
Label: Epitaph Records

Schuster bleib bei deinen Leisten – diesen neunmalklugen Spruch hat sicher schon der ein oder andere von euch mal zu hören bekommen. Auch Musiker sind davor nicht gefeit, besonders wenn sie mal etwas Neues ausprobieren wollen und es nicht so recht funktionieren will.

Ungefähr so stelle ich mir die Situation vor einigen Jahren bei den 5 Knechten von ARCHITECTS aus Brighton England vor. Nachdem sie 2011 mit ihrem 3. Album „The Here and Now“ versucht haben etwas Härte aus ihrer Musik rauszunehmen und damit nur mäßig auf offene Ohren stießen, muss irgendein Schlaumeier ihnen diese Weisheit kredenzt haben. Denn aus irgendeinem Grund gab es eine Kehrtwende und 2 Alben lang nun schon wird der Erfolg des 2009er Schwergewichts „Hollow Crown“ kopiert und ausgebaut. Der damit verbundene Fame scheint ihnen irgendwie Recht zu geben, und so wärmen die Burschen nun ihren Sound zum 3. Mal für euch auf. „All Our Gods Have Abandoned Us“ geht mal wieder auf Nummer sicher und hält für euch alle bekannten ARCHITECTS-Merkmale bereit.

Ja es gibt sie wieder: die donnernden Riffs. Gleich zu Beginn im Opening-Track „Nihilist“ gibt es davon ein Kostprobe, die mich kurz hoffen ließ, dass dieser Silberling doch wieder etwas Besonderes werden könnte. Naja…dieses Gefühl dauerte leider nur schlappe 16 Sekunden. Aber falls ihr auf Sam Carters angepisste Gesangseinlagen steht, dann wird auch diese Platte wieder genau euer Ding sein. So vielseitig er sich hier auch geben mag, klingt es nach der Hälfte des Albums in meinen Ohren leider nur noch nervend und zu sehr gepresst. Da gefiel es mir stimmlich dann doch eher eintönig besser, denn das hier klingt nach Allem, außer ehrlich.

Der einzige Punkt, an dem die Platte für mich wirklich glänzt, generiert sich beim Zusammenspiel zwischen den Lead-Spuren und den Synthie-Klangteppichen, wie zum Beispiel im Song „Downfall“, „Gravity“ oder „Momento Mori“. Dies sind die einzigen Bestandteile ihrer Musik, die mich noch etwas auffangen, ja, auf denen man sich geradezu ausbreiten möchte. Leider werden diese, zu meinem Bedauern, nur als Untermalung verwendet, schade. An einem Fakt kann ich natürlich nicht rütteln: das technische Niveau, auf dem sich hier bewegt wird, ist mal wieder sehr hoch angesetzt und die Produktion darüber hinaus ist spitze. Ich finde, hier wurde sich im Vergleich zum Vorgänger sogar nochmal gesteigert.

Doch was nützt all das Können, die gute Produktion und die bedeutungsschwangeren, gequälten Texte, wenn sich die Band anhört, als würde sie nur noch ihren verdammten Job machen? Wo ist die Leidenschaft hin? Der Hunger? Die jugendliche Wildheit? All das vermisse ich seit „Daybreaker“-Tagen schon schmerzlich und doch hoffe ich mit jedem neuen Release der ARCHITECTS auf ein Wunder, welches aber ausbleibt. Seit nunmehr 3 Alben wagen die Jungs keinen Schritt nach vorne. Möglicherweise trauen sie sich auch gar nicht mehr nach ihrem Fehlschlag mit „The Here and Now“. Aber das müssen sie auch gar nicht, denn die Leute scheinen ja irgendwie drauf zu stehen. Aber für mich verschwindet dieses Album in der Bedeutungslosigkeit und wird sicher nicht noch einmal den Weg in meine Playlist finden.

www.architectsofficial.comwww.facebook.com/architectsuk

Autorenbewertung

5
Man könnte jetzt sagen, die ARCHITECTS bleiben ihrem Stil einfach treu, dass ist zwar absolut richtig, aber für mich hätte jeder Song auf "All our Gods have abandoned us" auch durchaus auf einem der letzten 2 Alben zu finden sein können.
ø 3.8 / 5 bei 11 Benutzerbewertungen
5 / 10 Punkten

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