Sind Metalheads nicht ganz dicht?

Musik bedeutet Kultur. Kultur bedeutet Bildung. Ok. Können wir uns darauf einigen?

So. Trotzdem gibt es ja Unterschiede in der Wahrnehmung. Kenner, Praktizierende und Konsumenten von klassischer Musik oder Jazz werden dem allgemeinen Verständnis nach als eher gebildet und relativ gut situiert angesehen. HipHop, Breakdance etc. ist irgendwie Jugendkultur.
Rock ist eine Musik, die quasi gemeinsam mit unserer Elterngeneration richtig groß geworden ist und heutzutage allgemein anerkannt ist. Man muss sich nicht dafür entschuldigen, diese Musik zu mögen, Musiker wie Wolfgang Niedecken oder Eric Clapton sind ernst genommene Zeitgenossen in unserer Gesellschaft.

Was mir bei Heavy Metal immer wieder, teilweise vielleicht auch unbewusst, auffällt, ist so ein Gefühl, damit nicht ganz ernst genommen zu werden. Es wird ein relativ festes Bild damit verbunden, man ist halt einer von denen. Ist ja ok, aber bitte lass das hier außen vor. Ungelogen, teilweise überlege ich mir in Gesprächen, ob ich meine Neigungen und Zugehörigkeit zu dieser Musik und der damit verbundenen Gruppe überhaupt erwähne, einfach weil ich denke, damit stärker als sonst in eine Schublade gesteckt zu werden. Könnten mir am Ende, wie auch immer, Nachteile entstehen, wenn ich das erwähne? Wäre es besser, Festivalbändchen abzuschneiden? Stehe ich dazu, ein Metalhead zu sein, oder behalte es lieber für mich und bin es einfach nur, wenn ich es im absolut privaten Rahmen mit Gleichgesinnten sein kann?

Ich weiss, dass kann schnell zu Themen wie Diskriminierung, Übertragung der Problematik auf andere Felder etc. führen. Man kann mir sicher auch vorwerfen, ich würde mir das alles nur vormachen und/oder auf hohem Niveau jammern. Dass man in der Lage sein sollte, die Fähigkeiten einer Person und ihren Musikgeschmack zu trennen, sollte eigentlich klar sein. Dennoch ist es ja das selbe wie bei der Religion oder politischen Einstellung. Die Sicht auf eine Person ändert sich, wenn man dies oder jenes über sie weiss. Bei Sport scheint das erstaunlicherweise nicht so zu sein.

Die Frage ist, woran das liegt. Hängt einem dabei das Image anbei, es verpasst zu haben, „erwachsen“ zu werden? Extreme Musik mit teils bombastischen Shows, aber Außenstehende steigen nicht dahinter, was die Musik für ihre Fans und die Musiker selbst ausdrückt? Wenn man nicht gerade SYSTEM OF A DOWN oder RAGE AGAINST THE MACHINE heisst, dürfte es den meisten Bands irgendwie schwer fallen, ihre Messages, die sie ja durchaus oft haben, rüberzubringen. Selbst wenn damit gesamtgesellschaftliche Themen angesprochen werden. Dass Shirts oder CDs teilweise stark martialisch und übertrieben krass bedruckt sind, mag dabei möglicherweise garnicht mal der Hauptgrund sein, trägt aber sicher auch zur grundsätzlichen Wahrnehmung bei. Um das zu verstehen, muss man sich schon mehr mit der Thematik und Intention der Bands beschäftigen. Und dieser Schritt wird möglicherweise NICHT immer getan.

Ich selbst bin auf jeden Fall oft eher vorsichtig, wann und wem gegenüber ich das überhaupt anspreche. Nicht, weil ich es nicht mit mir selbst vereinbaren könnte, ein Metalhead zu sein, sondern einfach aus dem Gedanken heraus, ob es irgendwas bringen würde, das zu erwähnen. Ob ich es will, so wahrgenommen zu werden oder nicht. Man kann das damit, wie man sich nach außen präsentiert, ja mit beeinflussen, oder nicht. Und nüchterne Zurückhaltung muss ja auch nicht schädlich sein.


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