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Sind Nachtigallen Metal? – AËDON
AËDON – Leaves Turning Red
Veröffentlichungsdatum: 18.03.2017
Dauer: 25 Min.
Label: /
Das Metal-Tier
Welche Dinge sind im Metal besonders verbreitet? Klar: Drachen, Wikinger, die winterliche Jahreszeit und Met stehen weit oben auf der Liste. Anscheinend gehören aber auch Nachtigallen mit dazu, wie mir gerade dämmert. Einerseits wäre da Dan Swanös NIGHTINGALE als wohl prominentestes, mir bekanntes Beispiel. Im gleichen Jahr (1995) veröffentlichten auch die Deutschen von NIGHT IN GALES ein erstes Lebenszeichen, noch dazu wurde deren rezentestes Album „Five Scars“ von Dan Swanö abgemischt und gemastert. Wo zum Teufel besteht da jetzt der Zusammenhang zwischen dieser Ausführung und AËDON, die mit „Leaves Turning Red“ soeben ihr erstes Lebenszeichen veröffentlicht haben? Ganz einfach – zumindest dann, wenn man die Bandinfo vor sich liegen hat –, denn der Bandname entstammt der griechischen Sagenwelt und heißt übersetzt „Nachtigall“. Jupp, das Vieh ist definitiv im Metal verwurzelt!
Wobei AËDON gar nicht so metallisch anmuten, zu großen Teilen schwingt da Progressive Rock mit. Die Mischung hat sich in der Vergangenheit schon öfter bewährt und funktioniert auch hier sehr gut, zumal die fünf Kompositionen der EP gut durchdacht und ebenso gut umgesetzt sind. Manchmal hört man etwas späte KATATONIA oder SOEN durch, vielleicht auch eine kleine Prise ruhigere OPETH. Gut ist, dass zwar eher die ruhige Schiene bedient, dann aber auch an den richtigen Stellen zum Höhepunkt geführt wird, wie etwa der Schluss von „Change This World“ zeigt. Das hat für mich bei SOEN beispielsweise nicht so gut funktioniert.
Wenig besonders, aber besonders gut
Wenn man AËDON zwei Dinge vorhalten möchte, wäre es einerseits das Fehlen eines richtig deutlichen, eigenen Stempels, und andererseits das Keyboard. Im Hintergrund funktioniert Letzteres ganz gut, im Vordergrund fehlt allerdings noch der letzte Schliff für richtig große Momente, so etwa im späten Mittelteil von „Dried Out Streams“ zu hören. Diese beiden Kleinigkeiten werden im Gesamtbild durch vielschichtiges Songwriting, die warme Stimme samt gelungener Gesangslinien und eine klare Produktion gut aufgefangen. Allein schon genrebedingt sollte jedoch bewusst sein, dass „Leaves Turning Red“ bei den ersten Durchläufen noch einen Teil seiner Faszination zurückhält und lediglich gefällig erscheint.
Um noch einmal auf die Nachtigall zurückzukommen und frech die Bandinfo zu kopieren, kündigt das Metal-affine Vöglein bekanntlich den Frühling an. Rein stimmungsmäßig halten AËDON auf „Leaves Turning Red“ durchaus ein paar sonnendurchflutete Momente bereit, allerdings verbleibt auch eine herbstliche Schwere stets im Hintergrund. Elegantes Fernweh oder schwere Aufbruchsstimmung, vielleicht auch anders herum, so kann man es nennen. Schade nur, dass knapp 25 Minuten zum Schwelgen nicht wirklich ausreichen, aber so sanft, wie „Leaves Are Turning Red“ aus der EP führt, wird man beim zweiten Durchlauf von „Dried Out Streams“ dann auch wieder umschlossen.
AËDON auf Facebook.
Autorenbewertung
Vorteile
+ vielschichtig und dennoch auf Anhieb gefällig
+ hat diese besondere innere Ruhe, ohne ins Belanglose abzudriften
Nachteile
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