Startseite»Lifestyle»Interviews»SIX DAYS OF CALM über Ruhe, Rückzugsorte und positive Emotionen

SIX DAYS OF CALM über Ruhe, Rückzugsorte und positive Emotionen

0
Geteilt
Folge uns auf Pinterest Google+

Am 03. November 2023 erschien das zweite Album von SIX DAYS OF CALM aus Unterfranken. Wie auch schon das Debut „The Ocean’s Lullaby“ erschien auch „My Little, Safe Place“ bei Midsummer Records, wurde von Nikita Kamprad (DER WEG EINER FREIHEIT) produziert, und wurde in bildschöne Grafiken von Oliver Hummel eingehüllt. Ich habe die Chance erhalten, mich mit 6DOC-Gründer und einzigem festen Mitglied Marc Fischer über seine Musik und die Welt drumherum zu unterhalten.

Foto: Tony Wehnert | https://www.tony-wehnert.de/
„Sorrow“ von Oliver Hummel | https://hummelgrafik.de/

Hallo Marc. Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst. Wie fühlst du dich, jetzt wo die Veröffentlichung deines zweiten Albums und die dazugehörige heiße Promophase erstmal vorüber sind?

Ich fühle mich sehr gut soweit, danke. War eine recht stressige Zeit, aber ich bin super zufrieden mit allem, und ich glaube die Veröffentlichung und alles, was daraus entstanden ist, hätte nicht viel besser sein können.

Das neue Album heißt „My Little, Safe Place“, und von der äußeren Gestaltung bis zur Musik zieht sich die Thematik von Rückzugsorten zur Erholung oder zur Selbstfindung durch. Kannst du uns ein wenig in das Thema mitnehmen? Geht es um konkrete Orte oder doch eher um erdachte Plätze?

Es geht vor allem darum, dass jeder Mensch so einen Rückzugsort, einen sicheren Platz im Leben haben sollte. Ob das nun erdacht ist oder real, das spielt keine Rolle, weil es darum geht dort zu atmen, sich fallen zu lassen, so sein zu können wie man eben ist, sich sicher zu fühlen, keine Ängste haben zu müssen. Ein Ort, an dem einfach alles in Ordnung ist und der einem vielleicht auch Antworten gibt auf so vieles im Leben, was eben nicht so ganz einfach ist, was Fragen aufwirft, was einen aus der Spur wirft.

„My Little, Safe Place“ von Oliver Hummel | https://hummelgrafik.de/

Welche Rolle haben solche Rückzugsorte oder Safe Spaces deines Erachtens heute?

Ich finde sie sind wichtiger denn je, die Welt ist so schnelllebig geworden. Jeder, der nicht mitkommt bei dem Tempo wird überrollt. Was heute zählt, ist morgen schon wieder hinfällig. Man muss sich nur umsehen. Wir steuern auf immer mehr Chaos und Elend zu und wenn man da nicht Wege findet, sich selbst zu regulieren, kann das unfassbar schwer werden, zu bestehen. Und genau dafür sind u.a. solche Safe Spaces wichtig und notwendig.

Kommen wir nochmal zur Musik zurück. Das Stück „Sorrow“ auf dem neuen Album ist der erste SIX DAYS OF CALM-Titel mit Gesang. Ist die Entscheidung leicht gefallen, den rein instrumentalen Charakter der Band damit abzulegen?

Ja total, das war überhaupt kein Problem für mich, da ich mir auch nie auferlegt habe, immer instrumental zu sein oder zu bleiben. Im Grunde ist es ja genau das was 6DOC für mich ausmacht: keine Regeln, nichts was es nicht geben könnte, wenn es meine Emotionen hergeben, wenn es passt. Ich liebe es, zu experimentieren, Grenzen zu sprengen, Dinge zu tun, die man nicht unbedingt erwartet. Eben völlig frei zu agieren und mich treiben zu lassen und wenn dann eben im Songwriting in mir aufkommt, dass es eine Stimme bräuchte oder irgendetwas anderes, dann versuche ich das umzusetzen.

Foto: Tony Wehnert | https://www.tony-wehnert.de/
„New Beginning“ von Oliver Hummel | https://hummelgrafik.de/

Andererseits könnte man natürlich auch argumentieren, dass die Sprachsamples auf anderen Tracks auch nicht so ganz instrumental sind… Über vieles lässt sich streiten, aber die musikalische Welt von SIX DAYS OF CALM lädt eher dazu ein, zueinander zu finden als sich zu streiten. Gehört das zu deinen Intentionen?

Also definitiv, ich möchte ausschließlich positive Emotionen mit meiner Musik erzeugen und es gibt für mich nichts schöneres, wenn ich Menschen erreiche, ihnen gutes tue und sie das dann auch noch mir gegenüber kommunizieren, was meine Musik in ihnen Wundervolles auslöst.

Im Universum des SILENCE MAGAZINs und seinen Leser*innen ist mit Sicherheit deine letzte Band WATCH THEM FADE noch ein Begriff. Wie weit hast du dich selbst vom Metalcore entfernt, und welche Aspekte oder Eigenschaften spielen für dich noch eine Rolle?

Ich höre auch heute noch super gerne Metalcore und ähnliche Genres, ich mag diese Energie, diese Wucht und Power, was es beinhaltet. Aber selbst kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, in dem Genre aktiv zu sein. Mein Songwriting hat sich schon zum zweiten Album von WTF ja schon verändert zu einer sehr melancholischen, ruhigeren Art. Umgesetzt wurde das ganze lediglich noch härter damals, aber als ich dann nach dem zweiten Album weiter Songs geschrieben habe, hat sich sehr schnell gezeigt, dass das nicht mehr viel mit WTF oder allgemein diesem Genre zu tun hat. Es wäre in vielerlei Hinsicht nicht mehr in Ordnung gewesen, mit WTF so weiter zu machen und darum die Entscheidung auch WTF zu begraben und noch viel konsequenter ohne Abstriche meine Songs weiter zu komponieren und zu sehen, wo die Reise hinführt. Wo sie hingeführt hat, kann man ja jetzt gut sehen.

„Awakening“ von Oliver Hummel | https://hummelgrafik.de/

Der Musik von SIX DAYS OF CALM wird in vielen Rezensionen oder Beschreibungen das Adjektiv cinematic/filmisch zugeschrieben und die Musikvideos unterstreichen diese Aussage zusätzlich. Hast du selbst schon visuelle Vorstellungen zu den einzelnen Stücken oder ihren Narrativen, wenn du sie schreibst?

Nein, die Bilder oder auch Ideen zu diversen Umsetzungen kommen erst beim schreiben der Songs. Ich weiß vorher lediglich, welches Gefühl mich treibt jetzt einen Song zu schreiben. Dann gebe ich dem Song einen Titel und beginne mit meiner Arbeit. Alles andere kommt dann im Laufe der Pre-Production und sogar noch im Studio bei der Hauptproduktion.

Und hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt, einen richtigen Film zu deiner Musik zu schreiben oder andersrum, einen Film zu vertonen?

Einen Film zu vertonen vielleicht eher, das würde näher liegen. Die Schwierigkeit dabei wäre aber für mich, dass ich kontrolliert etwas umsetzen müsste, damit es passt; heißt, ich würde schon wieder an Grenzen kommen oder müsste mich innerhalb eines Rahmens bewegen, weil die Szene z.B. gerade diese oder jene Emotion hat und ich die vertonen soll. Das ist eben ganz klar Auftragsarbeit und da würde ich mich mit meiner Art Musik zu generieren sehr schwer tun (denke ich, sicher weiß ich es auch nicht weil ich es einfach noch nie gemacht habe).

"Distance" von Oliver Hummel | https://hummelgrafik.de/Dein Debutalbum „The Ocean’s Lullaby“ hat uns in die Stille der Tiefsee geführt. Nautische oder maritime Motive sind im Post Rock sehr szenetypisch. War es ein bewusster Schritt, das zweite Album fernab von Salzwasser stattfinden zu lassen?

Ich glaube, ich kann keine sonderlich bewussten Schritte in so einem Bereich machen. Auch das zweite Album hat sich erst beim Schreiben so entwickelt, dass mein „Safe Place“ eine große Rolle gespielt hat. Genauso wie beim ersten Album das Meer. Es sind einfach Dinge, die ich nicht wirklich steuern kann und die einfach passieren. Die Steuerung und das Bewusste kommt erst dann später in der detaillierten Umsetzung von all dem.

Und dürfen wir auf dem nächsten Langspieler einen weiteren großen Wechsel der Szenerie erwarten?

Das kann schon gut sein… es gibt nichts was nicht passieren könnte (o.k. fast nichts).

„Uncertainty“ von Oliver Hummel | https://hummelgrafik.de/

Welche Dinge (über die du hier reden möchtest) beschäftigen dich zur Zeit, und inwieweit fließen sie in deine Kunst ein?

Es gibt unzähliges, was einen zur jetzigen Zeit beschäftigt. Sei es das Weltgeschehen, das Geschehen im eigenen Land. Ich würde lügen, würde so etwas nicht in meine Grundstimmung einfließen was sich auch auf meine Kunst auswirken kann. Dennoch versuche ich, mich davon immer frei zu machen, all das auch abzukoppeln, um eine Kunst zu kreieren, die eben auch frei klingt; frei um sie zu interpretieren, wie es jedem einzelnen Menschen gerade auch gut tut und was gebraucht wird. Ich hoffe, das gelingt mir, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist.

Und welche Nachricht möchtest du den Leser*innen außerdem mit auf den Weg geben?

Sucht euch euren ganz persönlichen „Safe Place“, egal ob virtuell oder real, schafft euch einen Ort, an dem ihr (durch)atmen könnt, an dem die Welt einfach eine Gute ist.

Wir sind am Ende angelangt. Ich danke dir vielmals für deine Zeit! Das letzte Wort soll ganz dir gehören.

Lieben Dank für das schöne Interview Raphael, es war mir eine Ehre.

Linktree von SIX DAYS OF CALM

Bild mit freundlicher Genehmigung von TONY WEHNERT

Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über silence-magazin@patreon Patreon
letzter Artikel

Ellenbogen voraus in Richtung Zukunft mit HAMMERHEAD

nächster Artikel

SILENCE MUSICFRIDAY #170

Keine Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert