SKALMÖLD live – Metal wie er sein sollte

Kälte, Nieselregen, frühe Dunkelheit – wer verbringt da nicht gerne seinen Sonntagabend in einer Warteschlange vor einem Club? Heute sind dies in Köln Ehrenfeld jedenfalls einige. Das Konzert von SKALMÖLD, OMNIUM GATHERUM und STAM1NA ist vom Underground in den Jungle Club verlegt worden, vor welchem die Warteschlange um 18:45 Uhr bereits über den Hof bis an die Straße reicht. Statt die Besucher ein wenig früher reinzulassen und so auch den hinteren noch die Chance zu geben, sich vor Beginn der ersten Band noch ein Bier zu holen, werden die Pforten erst um 19:00, 15 Minuten vor Beginn, geöffnet. Na danke.

 

STAM1NA

Dass das Anstehen sich gelohnt hat, zeigt sich jedenfalls gleich bei der ersten Band. STAM1NA brüllen kurz „Hallo!“ und blasen dann eine Dreiviertelstunde lang einen extrem tighten und wuchtigen Thrash Metal in die Menge. Geil! Für mich auf jeden Fall die Entdeckung des Abends. Zwar schaue ich mir gerne im Vorfeld mal was im Netz an, wenn ich Bands noch nicht kenne, aber was ich hier erlebe, zeigt mir wieder, dass einfach nichts über einen Club-Gig geht.

Bereits nach den ersten zwei Songs werden die vorderen Reihen mit dem Schweiss der quasi durchgängig bangenden Musiker bespritzt.

Sorry, aber so geht Heavy Metal! Die Band hat sichtlich Spaß und feiert das Ende der gemeinsamen Tour, welches der heutige Gig darstellt, mit einem tollen, energiegeladenen Auftritt, welcher vom Publikum stark gewürdigt wird.

 

 

 

SKALMÖLD

Im Anschluss kommt bereits die Band, wegen der wohl die meisten Leute hier sind: SKALMÖLD. Die Isländer scheinen sehr motiviert, haben sich vorher schon sehen lassen, und starten so in ein starkes Set. Dabei greifen sie auf quasi ihr ganzes bisheriges Schaffen zurück, statt sich nur auf neuere Werke zu konzentrieren. Schön dabei ist auch, dass sie, trotz beengtem Raum auf der Bühne, sehr viel interagieren, untereinander als auch mit dem Publikum. Das macht die Hünen sehr sympatisch.

Was mich bei dem Konzert heute insgesamt freut und mir auffällt, ist das stark durchmischte Publikum, aber auch dessen Aktivität. Es sind Leute eigentlich jeden Alters da, und auch das Verhältnis zwischen den Geschlechtern scheint ziemich ausgewogen. Die Bude ist auch wirklich sehr voll, was schön ist, gerade auch, da es sich um einen Sonntag Abend handelt. Zudem setzt sich hier nicht die so oft zu beobachtende Passivität vieler Zuschauer durch. Statt nur stumm dazustehen und bestenfalls mal die nicht vorhandenen Nackenfedern hochzustellen, wird sich richtig bewegt und viele Besucher, männlich wie weiblich, fröhnen exzessiv dem headbangen. In Köln gibt es doch noch Hoffnung für die Metalszene!

SKALMÖLD liefern derweil ein sehr starkes Set ab, verfallen teilweise einem regelrechten Rausch. Songs wie „Nidavellir“ und  „Vanaheimur“ hauen richtig durch und rufen beim Publikum anerkennenden Jubel hervor. Viele scheinen die Band nicht zum ersten mal zu sehen. Die Tour scheint sich jedenfalls sehr positiv auf das Zusammenspiel der Insulaner ausgewirkt und, vor allem, dem zwischenmenschlichen nicht geschadet zu haben. Ein Punkt, den man wohl nicht vernachlässigen sollte bei drei Bands plus Crew in einem Bus. Hier stimmt aber alles, und während eine Band spielt, stehen Mitglieder der anderen beiden Bands neben der Bühne und schauen zu.

 

 

OMNIUM GATHERUM

Dann, als letzte Band des Abends, kommen OMNIUM GATHERUM auf die Bühne. Lustig dabei: sie machen ein eher seltenes Trio komplett, da alle drei Bands dieser Tourgemeinschaft einen Keyboarder dabei haben. Witzig, aber bei allen irgendwie passend. Bei dieser Band gehöre ich zu der Gruppe „schon mal davon gehört, aber keinen genauen Plan, was die spielen“. Ist das schlimm?

Musikalisch sind sie nicht schlecht, auch sie geben volle Düse von Anfang an. Mir persönlich ist der Sänger allerdings auf Dauer zu zappelig. Er sammelt an dem Abend mit Abstand die meisten Bühnenmeter und dirigiert das Publikum ziemlich herum. Dieses ist nach SKALMÖLD doch merklich geschrumpft (viele haben sie scheinbar für den Headliner dieser Tour gehalten). Es sind zwar immer noch viele Besucher da, aber der Unterschied fällt schon auf. OMNIUM GATHERUM geben jedenfalls Vollgas, sogar der Bassist bekommt zwischendrin ein Solo. Und nein, das war nicht der Grund, dass sich so viele der Bühne abwendeten (hm, funktioniert der Witz nur in Jazzer-Kreisen?). Ansonsten unterscheidet sich die Band vor allem dadurch, dass die Bandmitglieder bis auf den Sänger alle irgendwie gleich aussehen. Nicht nur durch die selben Anzüge, sondern auch die durchweg selbe Haarlänge und das durchperformte Headbangen. Das funktioniert mal, aber man kann es auch übertreiben.

Abschließend kann ich sagen, dass sich der Abend gelohnt hat. STAM1NA und SKALMÖLD waren beide ein Brett, beide Bands haben hier ihre Fanbase gefestigt, wenn nicht sogar erweitert. So stelle ich mir richtige Metalkonzerte vor. Laut, dicht, emotional, homogen. In größeren Hallen, in denen es Fotograben und Security gibt und die Band schon nicht mehr so nah an den Leuten ist, geht schon viel verloren. Festivals sind ja per se nochmal was anderes. Aber so macht diese Musik und die dazugehörende Menschengruppe Spaß. Bei OMNIUM GATHERUM hat man gemerkt, dass die Gruppe manchen doch etwas zu anstrengend wurde und für sie der Gig so seine Längen hatte. Dennoch bildete er einen schönen Abschluss des Abends, und für die Bands sichtlich auch einen guten Schlusspunkt ihrer Tour. Daher: wenn ihr die Bands mal sehen könnt, geht hin! Die Skandinavier könnens halt!

 

 

STAM1NA – Homepage / Facebook               

SKALMÖLD – Homepage / Facebook / Bandcamp

OMNIUM GATHERUM  – Homepage / Facebook


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