SNØGG – Eine unverständliche Geschichte
Veröffentlichungsdatum: 04.03.2022
Länge: 20:42min.
Label: self-release
Genre: Avantgarde-Black-Metal / Post-Metal / Noise
Immer wenn man denkt, jetzt hat man alles gehört, kommt plötzlich doch wieder etwas völlig Neues um die Ecke. Exakt so ging es mir mit SNØGG. Sie veröffentlichen bereits ihr drittes Album und trotzdem hatte ich bis dato noch nie etwas von dieser Band gehört. Aber das hat sich dank ihrer neuesten Erscheinung geändert! Seit 2013 sind die Slowenen musikalisch aktiv, und nun präsentieren sie uns mit „Dan, ko je Vrag vzel šalo“ ein Konzeptalbum der etwas anderen Art.
Es besteht aus einem einzigen, gut 20 Minuten langen Song, der die Geschichte „Deseti brat“ (zu Deutsch: „Der zehnte Bruder“) erzählt – angeblich die erste Novelle in slowenischer Sprache. Sie basiert auf einer alten slawischen Tradition: Wenn in einer Familie zehn Kinder mit dem selben Geschlecht geboren wurden, so musste das zehnte Kind – egal, ob Junge oder Mädchen – die Familie verlassen und in die Welt hinaus ziehen, da ihm übernatürliche Kräfte nachgesagt wurden.
Soo. Jetzt singen, oder besser, erzählen SNØGG die Geschichte aber natürlich auf Slowenisch. Heißt, ich verstehe kein Wort. Und das ist wirklich schade, denn ich habe das Gefühl, der Text ist mindestens genauso wichtig für das Album wie die Musik. Es scheint geradezu, als würde die Musik den Geschehnissen der Geschichte folgen.
Und sie ist dabei ganz schön abwechslungsreich und experimentell. Von groovigem Avantgarde-/Post-Black-Metal über folkroristische Elemente bishin zu Noise ist wirklich alles dabei. Teilweise laufen die verschiedenen Passagen nahtlos ineinander über, manchmal sind mir die Brüche aber ein wenig zu hart, zu unmotiviert. Es passiert extrem viel, langweilig wird es also definitiv nicht. Der Song springt von einem musikalischen Motiv zum nächsten. Er ist, genau wie eine Geschichte, in verschiedene Abschnitte unterteilt, die sich zu einem Großen Ganzen ergänzen. Aber so richtig angenehm zu hören ist es für meine Ohren leider nicht.
Als „abstrakt“ ließe sich das Album wohl am besten beschreiben. Es zeichnet ein düsteres, unruhiges Bild und nimmt den Hörer mit auf eine Reise ins Ungewisse. Aber diese Ungewissheit ist für mich leider bis zum Ende geblieben, sie hat sich nie aufgeklärt. Ohne den Inhalt des Songs zu verstehen, war die Musik für mich in großen Teilen einfach nicht greifbar. Sie war mir nicht zuwider, aber ihre Intention blieb mir fast gänzlich verborgen. Sie funktioniert für mich letztlich nicht ohne Text. Schade.
Autorenbewertung
Vorteile
+ kreativ, furchtlos experimentierfreudig
Nachteile
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