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SOEN – Aufpoliert

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SOEN – „Lykaia Revisited“

Veröffentlichungsdatum: 14.09.2018
Länge: 76:64 Min.
Label: Silver Lining / Warner Music
Genre: Progressive Metal

Der erste Eindruck, den ich damals von SOEN hatte, als mir ein Freund die Musik der Schweden auf einer Autofahrt vorspielte, war ein ungläubiger… Instrumental TOOL soundalike, Gesangslinien und Riffing OPETH-ähnlich und dank der Weichheit von Joel Ekelöfs Stimme nah an RIVERSIDE. Die Anleihen an weitere Genre-Größen wie PAIN OF SALVATION oder PINK FLOID ebenfalls nicht zu überhören. Was? Das gibt’s – und ich kenne es noch nicht?! Ja! Alles in allem eindeutig ein Paket, das ich nicht einfach so stehen lassen konnte.

Und dennoch…

… hatte ich beim Durchforsten der bis dato erschienenen Alben meine Probleme mit der Gesangsstimme. Ein bisschen zu nölend, ein bisschen zu weich und ölig. Im besten Falle gewöhnungsbedürftig, im schlechtesten der Grund, von dem Fünfer Abstand zu nehmen. Nachdem ich dann zu einem Konzert in Berlin aber erleben durfte, was diese Band zu bieten hat, war ich völlig begeistert und warf meine Abneigung gegen Ekelöfs Gesang über Bord – denn dort wusste mich dieser absolut zu überzeugen. Und das, obwohl ich doch eigentlich nur Martin Lopez angeifern wollte, der bei SOEN die Drumsticks schwingt. Warum ich das alles schreibe? Damit du nicht glaubst, ich ginge völlig unvoreingenommen an die Neuauflage des letztjährig erschienenen Albums heran.

Doch zu „Lykaia Revisited“. Neben dem überarbeiteten Artwork, das das zuvor ausschnitthaft verwendete Motiv nun als Emblem in den Mittelpunkt stellt, wartet das Remake mit je zwei weiteren Studiosongs und Liveaufnahmen der vergangenen Tour (auf der digitalen Veröffentlichung sind’s drei Livemitschnitte… warum auch immer) auf. Und genau diese könnten für denjenigen, der sich – ähnlich wie ich – mit Ekelöfs Konserven-Stimme nicht anfreunden kann, als Eisbrecher funktionieren. Die beiden Aufnahmen selbst sind gut und sauber abgemischt, ohne jedoch die Live-Authentizität zu stören.

Das Hören dieser Reißbrett-Musik macht wirklich Spaß, einfach, weil es in den Strukturen unheimlich viel zu entdecken gibt. Mehrspurige Melodieläufe, fein auskomponierte Soli und Gesangslinien, die z.T. mehrstimmig umgesetzt werden. Und trotz dieser Dichte, hat alles seinen Raum zum ‚Atmen‘, sowohl dynamisch als auch im Tempo. Es wird nichts abgekürzt. Der Genuss liegt in dem, was zuende gedacht und gespielt wird. 

Unter fünfeinhalb Minuten Songdauer geht hier nämlich nichts!

Ein klarer Nachteil: Es ist ganz grundlegend nichts Neues daran, was die Band hier macht. Wer in diesem Prog-Bereich sein Revier hat, könnte sich also ebenso langweilen und SOEN als ‚just another Prog Metal-Band‘ abstempeln. Und dennoch – solltest du im letzten Jahr das Release dieses Albums verpasst haben, die Band noch nicht kennen und dich nach neuem Material umschauen, kannst du bedenkenlos ein paar Minuten deiner wertvollen Zeit opfern, um mal reinzuhören. „Lykaia“ ist ein gutes Album zum Einstieg mit dieser Band, in deren Diskografie noch weitere Schätzchen warten, geborgen zu werden.

Hier geht es zur Webseite von SOEN.

Autorenbewertung

8
Ja, diese Band ließe sich ob ihrer Besetzung Supergroup schimpfen. Ja, sie erfinden den Prog Metal nicht neu. Eher im Gegenteil. Sie erfüllen mit allen erdenklichen genretypischen Elementen die Erwartungen derjenigen, die dieses so lieben. Für mich überwiegt die Freude darüber, dass sich hier so fähige Musiker zusammengefunden haben und genau das tun, was sie tun. Ich kann sie dank eines vorausgehenden Live-Erlebnisses nicht unter "Ja, ja. Sie sind eben einfach nur ein MashUp aus ..." abstempeln. Aber ich habe Verständnis für jeden, der dies erstmal tut.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ überzeugende Arbeit der Musiker auch live)
+ viel Stoff zum wirklichen Hinhören

Nachteile

- im Prog Metal nichts Neues
- Stimme gewöhnungsbedürftig

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