Sons Of Motörhead Teil 1: TANK
Alle heutigen Bands zehren von ihren Idolen und Vorvätern in der Musikgeschichte. Kein Wunder, dass sie auch haargenau solche Musik machen (wollen). MOTÖRHEAD sind so eine Truppe. Authentisch, ehrlich und immer unterwegs, so wie ihnen der Schnabel gewachsen war. Das Erbe von MOTÖRHEAD wird seitdem ohne Unterlass in die weite Welt hinaus getragen. Völlig egal, ob der Takt, die Riffs, oder sogar die Vocals sich dabei kaum unterscheiden. In der Reihe „Motörheads Erben“ widme ich mich eben diesen Jüngern und hoffe, euch neue und spannende Gruppen vorzustellen. Heute sind die Urgesteine TANK dran.
TANK
Schaut man auf die Metal-Archive, so werden direkt hinter VENOM an zweiter Stelle TANK als Band gelistet, die Parallelen zu Lemmy und Co aufweist. Die Urgesteine, welche ebenfalls aus London stammten (und maßgeblich die NWOBHM mit gestalteten), gründeten sich 1980 in Form eines Trios, dass aus Sänger und Bassist Algy Ward, sowie den Gebrüdern Brabbs (Mark und Peter). Während die Brabbs-Brüder in mehr oder weniger bekannten Bands ihre ersten Sporen verdienten, machte sich Algy Ward bereits einen Namen, in dem er bei den Punkbands THE SAINTS und THE DAMNED spielte. TANK selber begannen durch ständiges touren (u.a. MOTÖRHEAD, DIAMOND HEAD oder GIRLSCHOOL) eine solide Basis zu entwickeln.
Und so ergab es sich, dass Eddie Clarke (ex-MOTÖRHEAD) die erste Single von TANK produzieren sollte. Diese 7″ EP hörte auf den Namen „Don’t Walk Away“ und wurde über Kamaflage Records vertrieben. Überraschenderweise könnt ihr euch davon ein Exemplar bei Discogs für schlappe 3 bis starke 65 Euro ergaunern (Original!). Hier befindet sich auch schon der Song „Shellshock“ darauf, welcher auch 1 Jahr später auf dem Debüt „Filth Hounds Of Hades“ zu finden ist. Nach den Aufnahmen zu „Don’t Walk Away“ gingen TANK erneut auf Tour mit MOTÖRHEAD. Selbst Lemmy verpasste kaum einen Auftritt der Kombo, was als großes Kompliment galt. TANK nahmen 1982 drei weitere Singles auf, wovon allerdings nur ein Paar Tracks auf dem ersten Album landeten (die komplette Single „(He Fell In Love With A) Stormtrooper“ und „Turn Your Head Around“ von der gleichnamigen Single).
Fulminantes Debüt
Schließlich produzierte Eddie Clarke den ersten Longplayer „Filth Hounds Of Hades“, der 1982 ein Ausrufezeichen in der Szene setzte. Einige Fans und Kritiker sind noch heute der Meinung, dass alle späteren Werke im Schatten dieses Albums stehen. Geschmack ist zum Glück verschieden. Dennoch strotzt dieses Album vor Energie und guter Laune (trotz Kriegsthematiken). Musikalisch könnte man die Platte als Mischung aus frühen IRON MAIDEN und MOTÖRHEAD (natürlich!) bezeichnen. Jeder Song besticht durch eigenen Charakter.
HIER das erste Album anhören!
Als ob es noch nicht genug wäre, brachten die Engländer, sichtlich von der MOTÖRHEAD-Tour beeinflusst, noch im gleichen Jahr ihren Zweitling „Power Of The Hunter“ heraus. Und hier wird schon im Opener „Walking Barefoot Over Glas“ alles deutlich. Die ersten Sekunden erinnern deutlich an ihre Landsmänner. Zieht euch die Riffs und den Gesang rein und ihr wisst was ich meine. Interessanterweise wurde die OSMOND-Nummer „Crazy Horse“ von einer Single erneut verwurstet und fand auf diesem Album ihren Platz. Auch wenn einige Kritiker diese Platte verhaltener und harmloser bewerten, ist diese Platte keineswegs lieb und zahnlos geraten („T.A.N.K“ !!!).
Es herrscht Krieg/Blut und Ehre
Nach läppischen 10 Monaten und einem frisch unterzeichneten Plattenvertrag folgte einer weiteren Single der dritte Streich „This Means War“. Aus dem Trio wurde nun ein Geschoss aus 4 Männern, weil Mick Tucker (u.a. WHITE SPIRIT) als zweiter Gitarrist einstieg. Klingen die ersten Sekunden noch nach einem Soundtrack für 8 Bit Spiele, so wuchteten TANK kurzerhand im Anschluss einen ihrer besten Songs in den Heavy Metal-Äther. Das Vinyl lässt die Wände ordentlich erzittern, denn endlich war die authentische Fusion aus Rock ‚N‘ Roll und NWOBHM geschaffen.
Gerade die Vocals röhrten aggressiver und die zweite Gitarre sorgte für noch mehr Furore. Die Länge der Songs nahm sichtlich zu (4-8 Minuten), obgleich die Eingängigkeit erhalten bleiben konnte. Insgesamt muss man sagen, dass die Zusammenarbeit aus härteren Klängen und dezenten Keyboards super harmoniert. Definitiv ein weiteres Highlight in der Karriere von TANK. Und vor allem ein Album, welches sich gekonnt von den MOTÖRHEAD-Vorwürfen löst.
Doch für den nächsten Longplayer mussten TANK Verluste melden, da die Brüder Brabbs ihre Sachen packten und durch Ex-WHITE SPIRIT Drummer Graeme Crallan und den Gitarristen Cliff Evans (ex-CHICKEN SNACK) ersetzt wurden. Trotzdem erfolgte ein Wechsel zum Label Roadrunner Records und die Band holte zum nächsten Schlag aus, welcher auf den Namen „Blood And Honour“ hören sollte.
Während der Verbreitung von „Honour Of Blood“ ging es mit einer gewissen Band namens METALLICA auf Tour, die, von TANK angetan, ihren Support mit Danksagungen (+Crew!) im Booklet von „Master Of Puppets“ würdigten. Das neue Album hingegen überraschte mit dumpfem Klang und (für meine Begriffe) zu leise abgemischten Gitarren. Zumindest im ersten Song. Auch wenn alles beim Alten war, so benötigt das Album dennoch ein wenig mehr Zeit, um nicht unverdient unterzugehen.
2 Jahre Pause und ein langer Winterschlaf
1985 sollte es mit 2 Beiträgen (eine Split u.a. mit MOTÖRHEAD, GIRLSCHOOL, JAGUAR, sowie eine Compilation) getan sein. Sonst gab es nur einen Wechsel am Schlagzeug (Gary Taylor) zu verzeichnen. 2 ganze Jahre darauf erschien das vorerst letzte Album, da TANK sich 1988 aufgrund von musikalischen Differenzen und den Vorwürfen des Ausverkaufs das erste Mal auflösten. Ihr selbst betitelter Output sägte dennoch mit hohen Screams und einer ordentlichen Portion Dreck den Schmalz aus den Ohren. Leider kommt „Tank“ nicht an alte Glanztaten heran, schlägt sich aber als gutes Album durch den Metal-Dschungel.
Die Jahre vergingen und es dauerte ganze 9 Jahre, bis sich Algy Ward mit Cliff Evans, Mick Tucker und dem neuen Drummer Steve Hopgood wieder vereinte, um auf dem WACKEN OPEN AIR zu spielen. Es folgte 1998 eine Deutschlandtournee mit HAMMERFALL und RAVEN.
2002 sollte erneut das letzte Album erscheinen, auch wenn die Band noch bis 2007 existierte, bevor sich Algy endgültig verabschiedete, um an seiner Autobiografie zu arbeiten. „Still At War“ ist ein Stück Musik geworden, worüber man sich streiten kann. Einerseits klingt die Band vital (inklusive neuem Drummer – Bruce Bisland) und man hört alte Ideen aufblitzen. Aber irgendwie passte meiner Meinung nach die moderne Produktion nicht so recht in mein Weltbild, dass ich von TANK habe. Ein passables, aber doch etwas anderes Album.
Ein Name, zwei Bands
Cliff Evans, Mark Brabbs und Mick Tucker beschlossen unter dem Banner TANK wieder Musik zu machen. Die einzige Reaktion für Gründungsmitglied Algy Ward bestand darin, eine neue Band ebenfalls unter diesem Namen zu gründen. In dieser spielt er alles im Alleingang ein.
Die neuen TANK(s) sind jedoch leider nicht mehr in der Lage an alte Glanztaten anzuknüpfen.
Was bleibt, ist eine Band, die über viele Jahre zu recht einen guten Ruf bei Szenekennern genießt. Und doch kennen immer noch nicht genug Leute TANK.
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[…] 19. August 2017 Kolumnen […]