SVARTSYN – Wer nicht wagt…

SVARTSYN – „Requiem“

Veröffentlichungsdatum: 30.10.2020
Dauer: 44:23 min
Label: Carnal Records
Genre: Black Metal

Nanu? Noch ein Black-Metal-Soloprojekt? Brauchen Gelegenheits-Satanisten und schwarzmetallische Headbanger das wirklich? Oder ist der Markt für misanthropische Einzelgänger schon längst übersättigt? Schwierige Frage. Zumindest in Schweden, dem Heimatland von SVARTSYN, klafft nach der Auflösung des Vorzeige-Ein-Mann-Projekts ARCKANUM eine große Lücke. Doch während die einen Ornias‚ künstlerische Ergüsse durch die Bank weg als überflüssig betrachten, erntete der Solokünstler mit seinen Vorgängerwerken andernorts eine Menge Ruhm – aber wie sieht es mit „Requiem“ aus?

Ein Hauch von Melodie…

SVARTSYN machen kein Hehl daraus, dass sie auf altbewährte Rezepturen setzen. Ornias ist schließlich seit 1993 unter diesem Namen aktiv und spielt – ganz wie es der Gründungszeitraum des Einzelunterfangens vermuten lässt – klassischen Black Metal der Zweiten Welle. Druckvolle Riffs und höllisches Gurgeln geben hier den Ton an und schmiegen sich – dank reichlich Melodie – auch an das ungeübte Ohr. Eigentlich nichts Neues, denn der Schwede hämmert auf diese Weise bereits seit fast dreißig Jahren mal mehr, mal weniger gute Scheiben ein. Wenig verwunderlich also, dass Perlentaucher zwischen Klassikerpotential auch mal die eine oder andere Graupe in der Diskografie ausmachen.

Sei es drum. SVARTSYN gehen zumindest auf „Requiem“ so zu Werke, wie es von einer Truppe dieses Kalibers zu erwarten ist, huldigen auf „Inner Demonic Rise“ reichlich dem obligatorischen Satanspathos, aber versuchen sich auch mit „Mystery Babylon“ an ungewöhnlicheren Thematiken. Lyrische Ausflüge in vergleichsweise weniger beackertes Land täuschen aber auch nicht darüber hinweg, dass Ornias sich vielleicht etwas zu sehr auf altbewährte Stilistiken stützt. Überraschungen oder Klangexperimente sucht man hier vergebens. Und so hallt, trotz des donnernden, neunminütigen Abschlusses „Little Horn“ (Achtung: Hightlightalarm!), recht wenig von dem Album in den Ohrmuscheln nach.

…nur ohne Seele?

Ganz ohne Kritik bleibt also auch „Requiem“ nicht. Ornias wandelt auf sicheren Pfaden. Er macht zwar keine Kompromisse, geht aber auch keine Risiken ein, indem er etwa aus bekannten Strukturen auszubrechen versucht. Sicherlich mag der unbedingte Hang zu klassischen Einflüssen bei einem alten Hasen wie Ornias schwerer wiegen als bei jungen Kapellen. Die Tatsache, dass er damit aber sein neueres Schaffen qua fehlender Frische auf fast schon banale Weise selbst ad absurdum führt, bleibt somit aber nicht von der Hand zu Weisen. SVARTSYN scheitern an ihrem eigenen Anliegen und tun dies gleichzeitig auch nicht. „Requiem“ ist ein Black-Metal-Album wie es wohl klassischer nicht sein könnte. Aber eben auch nicht mehr.

Autorenbewertung

6
Mit "Requiem" wiegen SVARTSYN sich auf der sicheren Seite: Experimente haben hier keinen Platz. Stattdessen setzt die finstere Ein-Mann-Show auf klassisches Geprügel, gefüttert mit schwedischen Melodielinien. Um damit aber auf dem inzwischen zehnten(!) Langeisen noch wirklich überzeugen zu können, genügt nicht. Ornias beißt sich in ausgelutschten Mustern fest; er riskiert damit zwar nichts, gewinnt aber ebenso wenig.
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Carnal Records6 / 10 Punkten

Vorteile

- Klassischer Black Metal aus Schweden
- Eine kleine Zeitreise in die 1990er

Nachteile

- Keine Innovationen oder Experimente
- Für den zehnten Longplayer ziemlich repetitiv
- Zwanghaft klassisch

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