Techno-Gratwanderung zwischen Eingängigkeit und Eintönigkeit
THE UNGUIDED – Lust And Loathing
Veröffentlichungsdatum: 26.02.2016
Dauer: 41:27 min
Label: NAPALM RECORDS
Sechs Jahre sind seit dem Abschied von SONIC SYNDICATE vergangen und schon längst sind die Herren von THE UNGUIDED nicht mehr abhängig vom Ruhm ihrer Vorgängerband. Denn während die Truppe um Nathan Biggs seit dem Sängerwechsel in „We Rule The Night“ nun eine recht gespaltene Fangemeinschaft haben, haben THE UNGUIDED einen wahren Raketenstart hingelegt. Nun, im letzten Februar, brachten sie ihr drittes Studioalbum, welches den Abschluss einer Trilogie bilden soll, heraus und wollen noch einmal einen draufsetzen. Gelingt ihnen das und können sie ihrem Stil treu bleiben und gleichzeitig genug neue Ideen hineinbringen? Lest selbst:
Die Platte beginnt mit dem Titel „Enraged„, bei dem man direkt merkt, woher der Wind weht. Es steht hier vor allem die Melodik im Vordergrund. Mit verspielten Gitarren und einem Hauch des THE UNGUIDED-typischen Technocharmes wird nach außen hin eine ruhige Atmosphäre präsentiert, jedoch haut der Refrain danach direkt rein – ein Ohrwurm ist vorprogrammiert. Das macht Lust auf mehr! Dabei steht auf dem gesamten Album Eingängigkeit auf dem Plan.
Es schließt sich „The Worst Day (Revisited)„ an, der durch das Keyboard fast schon wie eine Ballade wirkt, aber durch Richard Sjunnessons fette Screams von vorne bis hinten voller Energie steckt. So geht es nun die gesamte erste Hälfte weiter: Screams in Verbindung mit technoesken Elementen (in „King Of Clubs„ lässt sich sogar ein Dubstep-Break finden!), melodischen Gitarren und einem meist cleanen Chorus. Zugegebenermaßen wirkt somit diese Hälfte doch etwas eintönig und als hätten die Schweden ein immer wiederkehrendes Grundgerüst, auf dem sie dann aus ihren Musik-Bausteinen einen Song basteln. So bleiben sie sich ihrem Stil zwar treu, aber ein wenig mehr Experimentierfreude hätte hier definitiv gut getan.
Dieses Baukastenmodell merkt man – sobald „Lust And Loathing“ öfter als zwei Mal gehört wurde – mehr und mehr. Ruhigeres Mid-Tempo regiert und es gibt vergleichsweise wenig Abwechslung. Die Höhepunkte sind hierbei meiner Meinung nach „Phobos Grip„, der von Anfang bis Ende voranprescht und nur so aus den Kopfhörern und Boxen dröhnt, und die fast schon schnulzige Ballade „Hate (And Other Triumphs)“, die wieder sehr viel Tempo herausnimmt. Das ändert jedoch nichts am Gesamteindruck.
Was ich nun davon halte? Hier bin ich recht zwiegespalten. Einerseits gefällt mir der Stil von „Lust And Loathing“, bei dem sie sich selbst treu geblieben sind, auch wenn das Album nicht ganz so hart wie die beiden Vorgänger „Hell Frost“ und „Fragile Immortality“ ist. Wenn man jedoch die beiden früheren Werke kennt, fühlt sich hier jeder Song wie der andere an, was meiner Meinung nach ein starker Minuspunkt ist. Deswegen empfehle ich dieses Album Kennern der Vorgänger nur bedingt. Hört euch noch einmal rein und trefft eure Kaufentscheidung danach. Fans des alten SONIC SYNDICATE-Charmes können hier ruhig zugreifen, wer jedoch nicht auf die Mischung aus Melodeath und Pop steht, der ist hier falsch.
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von Sascha.
Autorenbewertung
Vorteile
+ Gute Mischung aus cleanen und gutturalen Vocals
+ Hohe Eingängigkeit
+ fast jeder Song hat Ohrwurmpotenzia
Nachteile
- zum Teil recht ideenarm und eintönig
- Technoelemente sind nicht jedermanns Sache
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1 Kommentar
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