Lauter, dunkler, und acht bis elf Jägermeister, bitte! – THE GREAT MACHINE in der Posthalle Würzburg

An einem regnerischen Donnerstagabend sollte eine der größeren Indoor-Bühnen Austragungsort eines außerordentlichen Spektakels werden: THE GREAT MACHINE, das Stoner Punk Trio aus Tel Aviv legte hier seinen zweiten Stopp auf seiner Europatournee zum kürzlich veröffentlichten Album „Working Class Anarchist“ ein. Die Band hat schon einige Male in Würzburg gespielt und hat zuletzt beim Umsonst und Draußen Festival 2024 für einen der größten Circle Pits unter den mainfränkischen Weinbergen gesorgt. Würzburg und die umliegende Region haben eine sehr aktive Szene, wenn es um Stoner Rock, Doom Metal und verwandte Musikrichtungen geht. Demzufolge füllte sich die Posthalle auch an diesem Wochentag schon sehr früh.

DRYAD

Ein weiterer Grund für die gut gefüllten Reihen waren sicherlich auch DRYAD, denn die Vorband war heute weit mehr als nur Local Support oder Opener. Pünktlich wie die Eieruhr legte das Dreiergespann aus Würzburg los und versorgte das Publikum knapp fünfzig Minuten lang mit abwechslungsreicher und schwergewichtiger Musik. Neben vielen Fans und Liedern von ihrem 2023 erschienen Debutalbum „Y“ haben DRYAD auch Lieder von einem noch unveröffentlichten Langspieler mitgebracht. Besonders der düstere Track „Dystopian Daydream“ machte viel Laune auf das Album, das wohl im kommenden Kalenderjahr erscheinen soll.

DRYAD erzeugten einen betörenden Nebel aus dessen Mitte kräftige Wogen von Psychedelic Rock über Stoner Rock bis an die Grenzen des Doom Metal schwappten, bevor sie ebenso viskos zurückflossen. Sänger und Bassist Michael Rudolf legte auf der Bühne viele Meter zurück, während seine Bandkollegen Sebastian Spahn (Schlagzeug) und Alexander Atzinger (Gitarre und Backing Vocals) statischer aber nicht weniger souverän auf der Bühne verweilten. DRYAD machten nicht nur einen fantastischen Job, das Publikum ordentlich für THE GREAT MACHINE einzuheizen, sondern legten auch eine wirklich starke Show aufs Parkett.

THE GREAT MACHINE

Nach einer kurzen Pause ertönten wieder beschwörende Klänge von der Bühne. Die Brüder Omer (Gitarre und Gesang) und Aviran Haviv (Bass und Gesang) sowie Schlagzeuger Dan Deutsch legten los. Jäh wurde der psychedelische Nebel weggeweht und THE GREAT MACHINE ließen ein Desert Rock Gewitter auf das Publikum niederprasseln. Ihr sechstes Album „Working Class Anarchist“ ist noch heiß, da es keine zwei Wochen zuvor bei Noisolution veröffentlicht wurde. Doch auch Titel von vorigen Releases kamen beim Publikum hervorragend an. So sorgte der Titeltrack vom 2023 erschienenen Album „Funrider“ für einen der ersten Höhepunkte der Show.

Bassist Aviran, dessen Bühnendarbietung stellenweise an Lemmy Kilmister erinnert, war der Zeremonienmeister für den restlichen Abend. Er trug schon früh seine Wünsche für die Umsetzung eines großen Erlebnisses vor:

Turn off the light please. It is way too bright for me.

Make everything louder than everything else!

Can someone from the bar bring us between eight and eleven Jägermeister, please? None more and none less!

Ob es am Kräuterlikör lag oder ob sich die Band mit der Atmosphäre der Venue eingegroovet hatten, ist schwer zu sagen. Nichtsdestotrotz legten THE GREAT MACHINE nach drei Stücken ihrer ohnehin starken Souveränität gleich noch ein paar Schippen drauf. Etwa zeitgleich trennte sich Aviran auch von seinem Shirt; Bruder Omer legte ein Lied später nach. Zwischen tonnenschweren Riffs und rasanten Attacken in Richtung Punk Rock sprangen die Brüder auf der Bühne herum und bezogen dabei das Publikum gleichermaßen mit ein, wie den auf dem Schlagzeughocker sitzenden Dan Deutsch. Kurze Pausen im Stoner und Doom Punk Unwetter wurden für die Einnahme von kalten Erfrischungen genommen. Auch hier wurde das Publikum nicht vergessen:

Prost! Cheers! L’Chaim!

Nach knapp einer Stunde, in der neue und alte Songs aus dem THE GREAT MACHINE Repertoire die Posthalle zum Glühen brachten, kam es zur Zugabe. Man mochte nicht meinen, dass wir uns noch immer unter der Woche befanden. Doch die „Working Class Anarchists“ auf und vor der Bühne gaben alles, um diesen Donnerstag zum Fest zu machen. Doch auch die schönste Feier geht einmal vorbei. Zum Schluss reichte Aviran seinen Bass in die Menge, während Omer mit Dan das Outro spielte. Abschließend dreht sich Omer mit seiner Gitarre und dem Bass seines Bruder in wilden Pirouetten im Kreis, bevor er den Rest der Jägermeister Flasche an die durstigen Münder der ersten Reihe verteilte. Und so endete eine etwa 80 Minuten lange laute, ausgelassene Party.

In neuer Besetzung und mit neuen Songs haben THE GREAT MACHINE mal wieder einen irren Abriss zum Besten gegeben. Dan Deutsch passt als Schlagzeuger ausgezeichnet in die Band; auch wenn ich zugeben muss, dass ich Michael Izakys Gesang im Lied „Hell And Back“ vermisst habe. Gleiches gilt für die Käsereibe, die leider nicht mehr am Merch verfügbar ist. Nichtsdestotrotz: THE GREAT MACHINE sind eine Wucht; sowohl auf der Bühne als auch auf Platte. Wer sich Stoner, Doom und Punk zuhause fühlt, wird hier garantiert nicht enttäuscht. Davon wurden in der Posthalle an diesem Abend sicherlich auch alle überzeugt.

Vielen Dank an das Team der Posthalle für die Organisation und für die Akkreditierung!

 


Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über Patreon
Die mobile Version verlassen