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THE OCEAN – In einem Land vor unserer Zeit
The Ocean – „Phanerozoic I: Palaeozoic“
Veröffentlichungsdatum: 02.11.2018
Dauer: 47 Min.
Label: Metal Blade Records
Genre: Post Metal/Progressive Metal
Phanerozoikum! Wie bitte? Paläozoikum! Gesundheit?!
Was sich im ersten Moment nach stinklangweiligem Geographie-Unterricht anhört, ist auf den genaueren Blick mehr als nur Äon und Ära der Entwicklung unseres blauen Planten. Das Lineup-Karussel um Gitarrist und Songwriter Robin Staps THE OCEAN tauft ihr neuestes Konzept-Album nach einem Erdzeitalter und führt damit auch die Reihe von wissenschaftlich angehauchten Konzept-Alben weiter. Damit hat sich die Post/Progressive-Metal Band, deren Sound von schweren Riffs und symphonischen Elementen wie Streichinstrumente und Synths geprägt ist, bereits einen Namen gemacht. Wer sich in die Story der Lyrics einarbeiten möchte und solch ungewöhnliche Songtitel wie „Ordovicium: The Glaciation of Gondwana“ verstehen will, muss durchaus gründlich recherchieren. Das beweist erneut, wie ausgearbeitet und mit Leidenschaft die Band die Alben und das jeweilige Konzept angeht, auch weil es scheint, als esse Robin Staps ein Lexikon zum Frühstück.
Doch wie sehr kann der Nachfolger des Albums „Pelagial“ überzeugen, das immerhin oft als Meisterwerk in den Progressive Metal-Kreisen gelobt wird?
Spoiler: Erstaunlich gut!
Der Zuhörer wird hier über die gesamte Laufzeit von einer Welle an brachialen Riffs, kalten Synths und kraftvollem Gesang überrollt. Ausschlaggebend ist hierfür vor allem der perfekt abgestimmte Mix und die kristallklare Produktion, die das Album zum wirklichen Hörgenuss über die Lautsprecher machen. Hinter der Komposition der einzelnen Songs und dem insgesamten Hörfluss steckt viel Köpfchen. Somit werden die Sludge/Post-Metal-artigen Gitarrenparts immer im richtigen Moment von ruhigeren Passagen abgelöst. Diese erzeugen mit Streichinstrumenten und anderen Tricks emotionale Tiefe. Auch das Piano kommt in diesen Passagen deutlich zum Ausdruck, wie zum Beispiel am Ende von „Silurian“. Dadurch wird grandios Atmosphäre aufgebaut.
Der Fluss und die zusammenhängende Geschichte wirken so durchdacht und nahtlos, dass man selbst beim fünften Durchlauf Probleme hat, einzelne Songs zu bestimmen. Dadurch wird das Album nicht nur im Bezug auf das Konzept eine Reise durch die Erdgeschichte. Der Zuhörer wird von der Musik quasi wie Wasser von einem Schwamm aufgesaugt! Dazu trägt jedes der Bandmitglied mit seinen eigenen Qualitäten bei. Allem voran Paul Seidels Arbeit am Schlagzeug ist über die gesamte Laufzeit erfrischend. Hier gelingt definitiv der Spagat zwischen Begleitung und Solo-Instrument.
Beim ersten Mal ein wenig unbeeindruckt von den Riffs, klatschte mir beim zweiten Durchlauf die Offenbarung quasi ins Gesicht. Druckvoll, schwer und fett legen diese zwar nicht überaus komplexen, aber klug ausgearbeiteten Riffs zusammen mit dem stark abgemischten Bass das musikalische Fundament, das nur so vor Emotion und Power trieft.
Um das Ganze musikalisch jetzt noch auf das nächste Level zu bringen, tun Rossettis Vocals ihr Übriges. Die kommen sowohl clean als auch harsch und in jeder Tonhöhe wunderbar zum Ausdruck. Auch Gastsänger Jonas Renkse vom Genre-Kollegen KATATONIA hört sich an, als wäre er seit Jahren in der Band.
Perfekte Wahl für den entsprechenden Song!
Obwohl jeder einzelne Titel auf seine eigene Art überzeugt, sind „Devonian“ oder „Permian: The Great Dying“ sowie der Opening Track für mich als Highlights hervorzuheben! Einziger Kritikpunkt ist eventuell die relativ kurze Laufzeit von nur 47 Minuten. Dieses Problem sollte jedoch gelöst werden, sobald 2019/2020 der nächste Teil („Phanerozoic II“) der uns präsentierten Geschichte erscheint. Außerdem heißt es doch so schön: „Qualität über Quantität!“
THE OCEAN sind zwischen Weihnachten und Silvester in Deutschland auf Tour. Hier kannst du sie erleben:
27. Dezember 2018 – Rostock
28. Dezember 2018 – Jena
29. Dezember 2018 – Nürnberg
30. Dezember 2018 – Berlin
Zur Webseite der Band geht’s hier.
Dies ist ein Gastautorenbeitrag von: Paul
Autorenbewertung
Vorteile
+ perfekte Abwechslung von brachial und ruhig
+ Soundqualität und Abmischung auf sehr hohem Level
+ schwere und emotionsgeladene Atmosphäre
+ progressiv und doch simpel und eingängig zugleich
+ genügend Tiefe, um auch nach mehrmaligem Durchhören noch neu und interessant zu sein
Nachteile
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