The Osedax – Ein Fest aus Harmonie und Gewalt

THE OSEDAX – „MERIDIANS“

Veröffentlichungsdatum: 17.01.2020
Länge: 49:54 Min.
Label: Selbstvertrieb
Genre: Sludge/Post-Metal

 

THE OSEDAX sind aus irgendwelchen Gründen bisher komplett an mir vorbei gegangen. Und das ist wirklich schade, denn ihre bisherigen Veröffentlichungen „Delayed Response“ (2011) und „Titan’s Lament“ (2015) sind große Werke des brutalen Post-Metal oder Sludge. Ab dem . Januar 2020 steht nun auch endlich das dritte Album „Meridians“ für Freunde brachialer Klangkunst zum Kauf bereit. Der Name des Trios leitet sich von einem ganz besonderen Wurm ab. Die Osedax leben nämlich am Meeresgrund und besiedeln dort Skelette und Knochen. Erst wenn auch die letzten Nährstoffe aus den sterblichen Überresten anderer Tiere ausgesaugt wurden, machen sich die Bartwürmer auf zum nächsten Wirt. Die Band THE OSEDAX wiederum verbindet mit ihren Namensgebern zumindest die Tiefe. Seit Anbeginn ihrer Schaffensphase klingt die Musik des Trios als sei sie aus Untiefen der Ozeane zu uns gekommen. Tief, laut und bedrohlich.

Gewitter und Dämmerung

Die ersten drei Tracks werden jeweils durch atmosphärische aber zutiefst bedrohliche Ambient Sounds und Disharmonien eingeleitet. Es ist wie das Warten auf den Sturm, von dem man weiß, dass er verheerend wird, und danach nichts mehr sein wird wie es war. Die Vorlaufzeit die THE OSEDAX ihren Zuhörenden lassen, ist mal länger und mal kürzer. Aber sicher ist, dass jedes sich zusammenbrauende Gewitter binnen Sekunden zu einem höllischen Inferno aus rasend schnellen Post-Metal Attacken entladen wird. Im letzten Stück „Ratlines“ spielen die Musiker dann ein geschicktes Spielchen mit den Erwartungshaltungen der Audienz.

Schema Osedax

In der grundsätzlichen Struktur sind die Songs auf „Meridians“ einander sehr ähnlich. Die Stücke werden mit klirrend kalter Stimmung durch Synthies, Percussions und Gitarre eingeleitet, bis sich die Disharmonien zu einer immer schneller werdenden Strömung bündeln. Die finster-kalte Atmosphäre hat dabei etwas von den Kölner Post-Metallern NOORVIK. Dann aber wird eine plötzliche Klimax eingesetzt, die sich wie ein Wasserfall in unendliche Tiefen ergießt – oder auch wie ein Vulkan. THE OSEDAX knüppeln und prügeln in den zweiten Hälften ihrer Songs mit massiver Kraft nach vorne und schießen ohne Rücksicht auf Verluste auf alles, was sich bewegen könnte. In den brachialen Parts erinnert mich die Band eher an NEUROSIS, EKKAIA, oder stellenweise an FALL OF EFRAFA.

Teuflische Details

Hinter den repetitiven Schemata verbergen sich wiederum verspielte Details. Mal geben die Synthies noch zusätzlich Gas, um die Dynamik der massigen Riffs noch zu verstärken. Dann ist es wieder der Bass, der mit seiner allgegenwärtigen, breitschultrigen Wucht die Musik nach vorne treibt. Auch der Gesang variiert schön zwischen abgrundtiefen Growls und heiseren Schreien, die auch im Neo-Crust zuhause sein könnten. Und jedes Mal, wenn ich „Meridians“ aufs Neue anhöre, fallen mir neue Details aus, die ich zuvor überhört habe. Das dritte Album von THE OSEDAX ist ein Werk zum aktiven und mehrfachen Genießen.

Autorenbewertung

7
Hinter den wiederkehrenden Themen verbergen sich Motive aus schönem und eiskaltem Sludge/Post-Metal für aktive Zuhörende.
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7 / 10 Punkten

Vorteile

+ massiv, breitschultrig, brachial
+ mit Liebe zum Detail arrangiert

Nachteile

- repetitive Grundstruktur

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