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THY CATAFALQUE – GEOMETRIA ODER DIE VERMESSUNG DER ERDE
THY CATAFALQUE – „Geometria“
Veröffentlichungsdatum: 04.05.2018
Länge: 56:01 Min.
Label: Season of Mist
Genre: Avantgarde Metal
Das ungarische Projekt THY CATAFALQUE mäandert schon seit 1998 durch den Untergrund und sollte sein Debüt tatsächlich schon im Jahr vor der Jahrtausendwende veröffentlichen. Wirklich aufmerksam wurde ich jedoch erst durch die Alben „Róka Hasa Rádió“ und besonders das 2011er Werk „Rengeteg“. Dieses hatte mit wirklichem Metal nur noch sehr wenig zu tun, und wurde aus diesem Grund eines meiner meistgehörten Alben.
„Geometria“ ist nun nach „Sgurr“ und „Meta“ das dritte Album in vier Jahren.
Dass das eklektische Soundgewand immernoch am Puls der Zeit ist, stellt schon der Opener „Hajnali csillag“ unter Beweis. Leichter Jazz, Ambient, sanfte Elektroeinschläge, 70er Jahre Orgeln und folkloristische Sänger und Streicher – das sind die Bausteine, die mir innerhalb der ersten wenigen Minuten begegnen. Mit ergreifendem Erfolg. Sofort fühle ich mich wieder einmal in die Musik von THY CATAFALQUE eingesogen.
Und im wesentlichen soll sich über die gesamte Albumlänge nichts daran ändern. Denn das unnachahmliche Melodiegespür von Mastermind und Exilungar/Wahlschotte Támas Kátai ist zu jeder Sekunde spürbar und hat nichts von seinem Charme eingebüßt.
Egal, ob das Tempo angezogen wird und es scheppert, wie in „Szamojéd freskó“ oder aber die metallischen Einflüsse nahezu gänzlich ausbleiben: „Geometria“ fesselt mich zu jedem Zeitpunkt und trägt trotz unterschiedlicher Ingredienzen stets die Handschrift Kátais.
Was „Geometria“ für mich zu einem so wunderbaren Gesamtkunstwerk macht, ist vor allem die emotionale Stringenz, die sich durch das Album zieht. Egal, ob die Songs im Metal wurzeln, die Elektronik die Überhand gewinnt, oder sich schrullig-osteuropäische Folkelemente an die Oberfläche arbeiten: alles atmet eine gewisse Schwermut, in der ich mich wohl fühle. So sind die einzelnen Teile wunderbar miteinander verwoben und niemals Selbstzweck, was dazu führt, dass die Musik eine organische Eingängigkeit besitzt, die fast unmöglich erscheint, wenn man sich die Fülle der Einzelteile ins Gedächtnis ruft.
Da dem Metal in der Gesamtrezeptur kaum ein höherer Anteil zugewiesen wird, als den anderen Zutaten, fällt es schwer, „Geometria“ als Metal Album zu betrachten. Zwar sind die Affinitäten in dieser Richtung unüberhörbar, überschatten angenehmer Weise aber nicht das Endprodukt.
So entsteht ein anspruchsvolles und intelligentes Klangkonglomerat, das sich für mich in emotionaler und künstlerischer Hinsicht am ehesten mit der letzten Bowie Platte vergleichen lässt.
Auch wenn dieses Jahr schon so einiges passiert ist, übertrifft „Geometria“ für mich bislang alles andere.
Autorenbewertung
Vorteile
+ Facettenreich, ohne verkopft oder zerfahren zu wirken
+ Emotional ergreifend
+ Anspruchsvoll
+ Abseits von bereits tausendfach ausgelatschten Pfaden
+ organische und intelligente Mischung verschiedener Einflüsse
+ guter Sound
Nachteile
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