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TORTURIZED ist was für Allesfresser

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TORTURIZED – Omnivore
Veröffentlichungsdatum: 01.03.2017
Länge: 37:36 Min.
Label: Self Released
Genre: (Technical) Death Metal

Auf der Suche nach hochwertig produziertem Material im deutschen Death-Metal-Untergrund kann man ja bekanntlich verhungern. Deswegen war es umso überraschender für mich, als ich mit „Omnivore“ einen vermeintlichen Glücksgriff landete. Sie können ihre Instrumente nicht nur spielen, sondern auch dafür sorgen, dass diese gut klingen. Die monotonen und fiesen Growls heben sich zum Beispiel genug von den eindringlichen Riffs ab. Würde es keinen Ausgleich beim Gesang geben, gäbe es dafür trotzdem einen Punktabzug. Allen Genre-Konventionen zum Trotz, bedienen sich die Magdeburger Urgesteine, schließlich gibt es sie ja schon seit 2003, melodischen hohen Screams. Als diese ertönten, musste ich sogar überprüfen, was ich da gerade im CD-Fach hatte. Da ich sie also fast mit den innovativen Grindcorern verwechselt hätte, stellten TORTURIZED für mich eine Death Metal-freundliche Version von CATTLE DECAPITATION dar. Dieses Kompliment dürfte bis heute sehr rar vergeben worden sein.

Deswegen durfte die Abmischung vom grandiosen Dave Otero übernommen werden, der – wer hätte es gedacht – auch CATTLE DECAPITATION mixt. Gerade durch seine fabelhafte Arbeit hört sich das Album so verdammt gut an. Wenn ich bei einigen Passagen aufhorche und auf die Instrumente achte, höre ich ebenfalls CATTLE DECAPITATION heraus. Da verwundert es mich auch nicht mehr, dass Texte und Titel an die Veganer erinnern. Wenn man möchte, lassen sich in diesem „Allesfresser“ viele Ansätze übertragen, die man von „Anthropocene Extinction“ kennt. Zwar werden keine unglaublich anmutenden Englischkenntnisse präsentiert, aber darauf liegt mein Fokus bei Death Metal für gewöhnlich nicht.

Immerhin ist das hier noch Death Metal

Trotzdem hatte ich mir erhofft, bei so vielen Parallelen zu den US-Amerikanern eine vergleichsweise ansprechende lyrische Darbietung zu finden. Der starke Kontrast zu den Ähnlichkeiten, den die seit 2006 ohne ein neues Album herumstreifenden Jungs etablieren, gefällt mir dennoch sehr gut. Die Riffs hören sich komplett anders an als das, was man aus dem Grindcore erwarten würde. Immerhin ist das hier noch Death Metal, meine Lieben! Wenn auch zum Teil generisch, treffen die Gitarren jeden Death Metal-Liebhaber genau dahin, wo es weh tut. Außerdem werfen sie mich fast exakt zwei Jahre zurück zum Kracher „Denouncing the Holy Throne“ von HEAVING EARTH aus Tschechien.

Den Höhepunkt erreicht „Omnivore“ auf „Flourished in Agony“, welches durch den vorhin erwähnten melodischen Gesang glänzt. Auch der Schlagzeuger erhöht direkt am Anfang meine Lust auf mehr Lieder. Und wenn ihr glaubt, dass die Metalcore-Einflüsse der letzten beiden EPs hier noch eine Rolle spielen, liegt ihr falsch. Viel brutaler und technisch exakter hätte man die Blast Beats nicht verteilen können. Alle mulmigen Gefühle, die den Die-hard-Todesmetaller gequält haben könnten, werden ausgemerzt und durch pure Freude am Death Metal ersetzt. Dabei achtet man durch den starken Einfluss von Truppen wie ABORTED oder eben CATTLE DECAPITATION darauf, sich nicht zu altbacken anzuhören.

Trotzdem gibt es Dinge zu bemängeln, weshalb ich nicht in ein Loblied verfallen will. Diese Schwachstellen des Albums sind schnell ausgemacht. Bereits in der Mitte der LP braut sich ein mulmiges Gefühl zusammen, welches mir sagt, ich solle die Euphorie vom Anfang der Scheibe vergessen. Die zähe, monotone Stimmung erstreckt sich über die letzten Lieder von „Omnivore“ und lässt viele der Effekte verpuffen. Wer auf einen entscheidenden Album-Closer wartet, wird enttäuscht. Da können nicht einmal die technischen Anteile etwas retten.

Fazit vorm Fazit

Allgemein sollte hier die Faustregel gelten: egal wie viel BEYOND CREATION und ORIGIN du in deiner Langspielplatte versteckst, du brauchst auch innovative Ideen, um der Vielseitigkeit deiner Einflüsse gerecht zu werden. Wenn zum Beispiel der Headbangfaktor und die schiere Brutalität, die dieses Album mit sich bringt, nicht ausreichen um die Hörer für gerade einmal 37 Minuten zu fesseln, braucht es kreative Köpfe. Mit den vielen von CATTLE DECAPITATION beeinflussten Liedern jedoch ist der erste richtige Schritt getan, dem entgegenzuwirken. Und überrascht hat mich die Darbietung von so vielen großartigen Stilen auf jeden Fall.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von und Janine Vogler

Autorenbewertung

7
Alles in allem gelingt der Wiedereinstieg in die Death-Metal-Szene, welche TORTURIZED sehnlichst erwartet hat. Fetzige Riffs, die sich in die Gehirnwindungen bohren und hämmernder Gesang bieten die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Frühling. Das technisch anspruchsvolle Drumming versüßt das wild zusammengewürfelte Metal-Rezept, was du irgendwo zwischen CATTLE DECAPITATION und ORIGIN findest. Mal sehen wohin es diese Truppe noch verschlägt. Den Weg in meine Anlage hat das Album definitiv schon sehr oft gefunden.
ø 4.6 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ Gesang, der an CATTLE DECAPITATION erinnert
+ brutal
+ technisch gut gemacht
+ fette Produktion

Nachteile

- zieht sich etwas
- technische Verspieltheit könnte durchaus öfter in den Vordergrund treten
- ich muss Luft nach oben lassen

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