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Trifft in die Magengrube, reißt in die Tiefe – Wound

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WOUND – Engrained
Veröffentlichungsdatum: 20.01.2017
Dauer: 47 Min.
Label: FDA Rekotz
Stil: energischer Todesblei mit Tiefe

Dass aus dem Hause FDA Rekotz regelmäßig fein rumpelnder, zerstörerischer Todesblei der alten Schule kommt, dürfte bewusst sein. Die Bude ist quasi ein Garant für gutes Zeug aus der Richtung. Da verspricht man sich auch nicht wenig von „Engrained“, dem zweiten Full-Length-Streich der Wiesbadener von WOUND. Während der Sound ganz schön roh und somit typisch für nostalgischen Death Metal ausfällt, geht die Musik aber in eine andere Richtung: Es bleibt nicht beim bloßen Schwelgen in den guten, alten Death-Sphären. Eine gewisse Rolle spielen auf „Engrained“ auch Elemente aus dem Black Metal, insbesondere was die generelle Stimmung anbelangt. Statt nur wütend und zügig nach vorne zu preschen – was WOUND natürlich auch tun! –, kreieren die fünf Musiker auch eine einnehmend düstere Atmosphäre.

Geh weg mit deinem Editing

Zwar ist das Spiel mit der Stimmung eine nette Dreingabe, die Titeln wie „Thy Wrath And Fire“ zu mehr Farbe verhilft, im Vordergrund steht aber nach wie vor eine deftige Tracht Prügel. Auch was das betrifft, machen WOUND eine gute Arbeit. So arschtight wie auf modernen Produktionen mag die Sache zwar nicht immer sein, doch genau darin besteht der Charme. Als Hörer hat man wirklich das Gefühl, dass die gebotene Musik echt und direkt ist. Natürlich soll das nicht heißen, dass die Musiker hier planlos am Rumwurschteln sind, das Album ist nur eben nicht auf klinische Perfektion getrimmt, sondern funktioniert mehr auf der Bauch-Ebene. Insbesondere der Drumsound könnte zwar mehr Biss vertragen, aber das Bild einer intim-verschwitzten Live-Darbietung zeichnet sich schon sehr klar ab, was wohl auch das Ziel gewesen ist.

So schön sind Gift und Galle

Richtig interessant sind WOUND vor allem deswegen, weil sie auch ein paar Ansätze anderer Genres stibitzen und damit ihre Musik würzen. Insbesondere bei den Soli wird der Blick über den Tellerrand offensichtlich – schon der Opener „I Am Havoc“ lässt sich als Beispiel anführen. Es sind auch diese Passagen, die bei den ersten Durchläufen als Anker dienen, da man vom Rest ziemlich überrollt wird. Das ist auch durch das Fehlen echter Hits begründet, was nicht unbedingt verwunderlich ist. WOUND bespielen nun einmal ihren eigenen, kleinen Klangkosmos, tun dies auf gehobenem Niveau und scheren sich nicht um klebrige Hooks und dergleichen. Der Gesang bedient sich aber größtenteils ähnlicher Muster, wobei sich hier bei etwas mehr Vielfalt dieser auch mehr festsetzen könnte.

Das nächste große Ding oder bahnbrechende Innovationen halten WOUND nicht bereit. Ob sie das überhaupt wollen, ist die andere Frage. Viel eher klingt „Engrained“ nach einem Album für Liebhaber, das mit kleinen Details, wie den erfrischenden, irgendwo sogar erhaben anmutenden Soli, verzückt. Ach, und Gewalt! Gewalt darf in diesem Kontext natürlich nicht vergessen werden, denn den Teil mit der Gewalt macht „Engrained“ auch ganz gut. Zum Schluss fällt das Album zwar nicht mehr ganz so brachial aus, dies ist aber angesichts des zwölfminütigen Titeltracks als Rausschmeißer nur verständlich. Wo manche Kollegen nach einer halben Stunde schon beschließen, dass die Zeit um ist, hängen WOUND eben noch einen Song mit Überlänge dran. Eignet sich gut, um den genre-fremden Ansätzen mehr Platz einzuräumen, an einigen wenigen Stellen ist die Reise aber nicht ganz nachvollziehbar.

WOUND auf Facebook.

Autorenbewertung

7
"Engrained" beginnt brachial, zeigt aber schnell noch weitere Facetten, die das Album innerhalb des Genres herausstechen lassen. Insbesondere darf man gespannt auf die zukünftige Entwicklung sein, da "Engrained" neben dem explosiven Kern gerade im Detail viel Farbe mitbringt.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ Soli als große Bereicherung
+ schön naturbelassen und feste druff
+ beschränkt sich nicht allein auf abgegrastes Terrain
+ böse bis ins Mark

Nachteile

- Drums etwas zu rumpelig
- manchmal hätte etwas mehr Fingerspitzengefühl sein dürfen

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