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TRUE SPIRIT WINTER FESTIVAL 2018 – MOSHEN GEGEN DIE KÄLTE!

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Samstag, 10.03.2018, 15 Uhr. Weg von der Arbeit, zum Sprint ansetzen und sich noch schnell zwischen den sich bereits schließenden Türen der Bahn hindurchzwängen. Kurz die Schnappatmung abklingen lassen und anfangen, Vorfreude über die während des Rennens eingesteckten Kopfhörer zu tanken. Das TRUE SPIRIT WINTER FESTIVAL 2018 kann kommen. Von True Spirit Concerts veranstaltet, findet das einen ganzen Abend dauernde Indoor-Festival Platz im Eventwerk Dresden. Das mit Backsteinwänden und Stahlträgern gesäumte, industriellen Charme versprühende Gebäude bietet dabei Platz für zwei Stages. Dabei ist der Clubraum des ehemaligen KONK Clubs Dresden mit gerahmten Bildern, Spiegeln und von der Decke hängenden Kronleuchtern verziert. Dahingegen bietet die zweite Stage ein wenig mehr Bewegungsfreiheit, einen erhöht liegenden, exklusiven Bereich für die Bands und einen großen Merchstand. Beide Räume verfügen zudem über eine Bar. Und von dieser gilt es sich nun loszureißen, die Zeit rennt! Schnell noch die Jacke aus und los gehts!

ALLER ANFANG IST TRÄGE!

LIONS FROM ALASKA by Steffi Unger

Es ist Punkt 16 Uhr und die erste Gitarre von LIONS FROM ALASKA erklingt von der Clubstage. Die Gewinner des Votings, welches im Vorfeld der Veranstaltung stattfand und den Opener bestimmen sollte, lassen dabei schon nach den ersten Minuten wenig Raum für eine Hinterfragung des Ergebnisses. Neben dem Zusammenspiel zwischen klarem Gesang und den geschrienen Vocals stechen vor allem die dominanten, klaren Gitarrenmelodien heraus. Das daraus gebildete Gesamtpaket lässt sich wohl am Besten mit HEART IN HAND und BEING AS AN OCEAN vergleichen. Nach einem kurzen „Danke!“ steht die nächste Band auch schon in den Startlöchern.

SINEATER by Steffi Unger

Während der kleine Clubraum zum Zeitpunkt des ersten Auftritts noch recht dürftig mit kleinen bewegungsfaulen, aber interessiert lauschenden Grüppchen gefüllt war, kommt bei der zweiten Band des Abends schon wesentlich mehr Schwung in die Bude. SINEATER aus Thüringen stehen auf dem Programm und lassen zunächst einen Hip-Hop-Track als Intro auf die Menge los. Dem folgt markiger Deathcore mit durchdringenden gutturalen Vocals, welche die ersten Pits ordentlich antreiben. Direkt nach dem Auftritt heißt es: Kurz Luftholen und schnell den Raum wechseln, um sich anständige Plätze vor der zweiten Stage sichern zu können. Die gesamte Location füllte sich währenddessen immer rasanter.

ZWISCHEN KLASSIKERN UND FRISCHEN PLATTEN

TRYNITY by Steffi Unger

Die Pre-Release Show von TRYNITY, deren Debut-Album „The Story Of One“ am 16.03. erscheint, steht an. Von Beginn an lebt die Show von der Interaktion zwischen Band und Publikum. Die endlich vollständig erwachte Menge dankt dem energiegeladenen Metalcore der Band aus Chemnitz mit ersten Crowdsurfern und verabschiedet diese mit tosendem Applaus. Wieder heißt es: Beine in die Hand und die gut 20 Meter vorbei an weiteren Merchauslagen, die immer wieder zum Gespräch mit den Bands einladen, zurück zur Club-Stage bewältigen…

… und im fließenden Übergang in den aggressiven Deathcore der Berliner ONCE WE KILLED hineingezogen werden. Diese nehmen den Schwung, welchen die Masse noch vom Vorgänger inne hat, dankend an und sorgen für einen antreibenden Soundtrack zum kollektiven Knochen-krachen-lassen. So provozieren sie einige ambitionierte Fans zum beherzten Mitgrölen, im Pit fliegen die ersten Körperteile auf unkontrollierten Bahnen durch die Menge. Vollgepumpt mit Energie lassen sie das Publikum zurück, das sich nun dem ersten Besuch von der Insel widmen kann.

ONCE WE KILLED by Steffi Unger

AUF DIE FRESSE – ABER PRÄZISE

FROM SORROW TO SERENITY by Steffi Unger

Premiere für FROM SORROW TO SERENITY! Die Briten, die das erste mal überhaupt in Deutschland auftreten, haben im Laufe ihres Bestehens immer wieder Elemente aus dem Metalcore in ihren Deathcore eingebaut. Die dadurch häufiger auftretenden Melodien lassen den gesamten Auftritt weniger roh wirken, ohne das jedoch die Power der massiven Breakdowns darunter leidet. Vergleicht man jedoch die Stimmung zwischen ihnen und den vorhergehenden Berlinern, fallen sie jedoch hinter ihnen zurück.

HUMAN PREY, die mit der einfachen Mission antreten, das Publikum vor ihnen in kleine Stückchen moshen zu lassen, treffen mit Slam-Metal genau den Geschmack des Dresdner Publikums – und reißen die Hütte komplett ab. Während sich abwechselnd Shouts und tiefe Growls, Double-Bass-Parts und brutale Breakdowns immer wieder aneinander reihen, fliegen pausenlos sämtliche Körperteile durch die Luft oder knallen in der ersten Wall of Death des Abends aufeinander. Mission accomplished!

HUMAN PREY by Steffi Unger

ZEIT ZUM LUFTHOLEN!

MODERN DAY BABYLON by Steffi Unger

Alles wieder zurecht gerückt, geht es auch schon wieder im fliegenden Wechsel zur zweiten Stage – und es bleibt endlich Zeit zum durchschnaufen. Bessere Musik zum Genießen des einen oder anderen Bieres oder zum Probieren von Nudeln mit veganem Gulasch oder veganer Bolognese  war nicht zu finden. Auch wenn der Auftritt von MODERN DAY BABYLON aus der Tschechischen Republik durch wenig Bewegung vor der Bühne geprägt ist, sticht das Trio, das völlig ohne Sänger auskommt, besonders hervor. Grund dafür ist der fantastisch progressive Djent-Metal,welcher besonders für Gitarren- und Bassliebhaber ein Fest bietet.

Auch die dezent gesetzten elektronischen Zusatzeffekte tragen maßgeblich dazu bei, dass der Klang sich auch in den letzten Winkel des Raumes auszubreiten scheint. Während ich noch meine vor Erstaunen herunter geklappte Kinnlade in die Ausgangsposition befördere, bewegt sich die Menge schon wieder in den bereits von stechendem grünen Licht dominierten Clubraum. 

LOTUS EATER by Steffi Unger

LOTUS EATER „from the Streets of Glasgow“ sind bereit, ihren „Gloom“ auch nach Dresden zu bringen. Der Stil, welcher sich wohl am besten als experimenteller, grooviger Hardcore beschreiben lässt, ist dabei perfekt, um wieder Energie aufzuladen. Die beeindruckend kraftvolle Mischung aus abrupten Tempowechseln, elektronischem Backtracks, Breakdowns, aggressiven Shouts und cleanen Refrains ist fesselnd und bleibt definitiv fest im Kopf verankert.

 

ENDSPURT!

WALKING DEAD ON BROADWAY by Steffi Unger

Es folgen WALKING DEAD ON BROADWAY. Zum dritten Mal bekomme ich sie nun schon live zu Gesicht und immer wieder ziehe ich die gleiche Bilanz: immer Vollgas, immer sympathisch und auch trotz des Sängerwechsels im letzten Jahr immer noch ein Aushängeschild für Deathcore aus Deutschland. Das bestätigt auch die Menge, welche zu der beinahe fühlbar mit purem Verderben gespickten Musik ordentlich in Bewegung bleibt.  Auf in die finalen zwei Bands!

 

 

TRAITORS by Steffi Unger

TRAITORS, die derzeit mit LOTUS EATER durch Europa touren, bilden nun den letzten Zwischenschritt vor dem Headliner. Während brutaler Deathcore aus den Boxen hämmert, scheint Frontmann Tyler Shelton einem Puppenspieler ähnlich die Menge wie an Fäden zu kontrollieren – und lässt diese immer wieder ineinander krachen. Die US-Boys präsentieren dabei neben Tracks vom neuen Album „Anger Issues“ auch Songs der beiden Vorgänger, wie beispielsweise „Arrogance“. Diese arten immer wieder in knallharte, ultralangsame Breakdowns aus, welche für eine wahre Schlacht vor der Bühne sorgen. Nachdem auch die letzten „One more Song“-Rufe verklungen sind,welche die Band leider ablehnen muss, heißt es ein letztes Mal: Zimmerwechsel. Der Headliner steht an!

BETRAYING THE MARTYRS by Steffi Unger

BETRAYING THE MARTYRS aus Paris sind schon längst kein Geheimtipp mehr und zur festen Szenegröße herangewachsen. Ihr stark von elektronischen Klängen beeinflusster Metalcore bildet durch seine melodische Vielfalt zum Abschluss einen starken Kontrast zu den Vorgänger-Bands. Besonders auffallend ist dabei die herausragende Qualität der Clean-Vocals von Victor Guillet, der zudem auch noch mitreißende Melodien auf seinem Keyboards zaubert. Während die Band immer wieder eng mit dem Publikum interagiert, belohnt dieses den Auftritt mit unzähligen Crowdsurfern und mitgesungenen Refrains. Ein mehr als gelungenes Finale. Wer im Anschluss immer noch genug Energie hat, kann nun den Abend entspannt bei der Aftershow-Party ausklingen lassen.

BETRAYING THE MARTYRS by Steffi Unger

FAZIT: DIE MISCHUNG MACHTS!

Abschließend fällt es schwer, grob negative Aspekte am TRUE SPIRIT WINTER FESTIVAL 2018 festzuhalten. Besonders positiv hebt sich jedoch der gesamte Ablauf des Abends hervor. Zum einen ist die enge, nahtlose Abfolge der Bands ein Grund dafür, dass aufkommende Langeweile schon im Keim erstickt wird. Zum anderen wäre da die Auswahl der Bands. Während das Publikum durch das Voting zunächst selbst Einfluss auf das Line-Up nehmen konnte, haben auch die Organisatoren ein gutes Händchen bei der Bandauswahl bewiesen.

TRAITORS und MODERN DAY BABYLON reisen jeweils mit neuen Alben im Gepäck an, die eben genannten Tschechen und LOTUS EATER sorgen zudem für die etwas unkonventionelleren und unerwarteten Klänge und mit BETRAYING THE MARTYRS steht am Ende ein hochkarätiger und zu einhundert Prozent abliefernder Headliner auf der Bühne. Auch das nationalen Bands wie beispielsweise TRYNITY die Möglichkeit gegeben wird, ihre Musik exklusiv unter die Hörer zu bringen, trägt dazu bei, dass jeder Core-Liebhaber dieses Festival im Auge behalten sollte. Nun bleibt abzuwarten, ob sich das TRUE SPIRIT WINTER FESTIVAL weiter etablieren wird. Das Potential und die allgemeine Zufriedenheit mit dem diesjährigen Ablauf weisen jedoch bereits in eine positive Richtung und lassen auf ein Wiedersehen hoffen!

HIER gehts zu TRUE SPIRIT CONCERTS auf Facebook.

HIER gehts zum Eventwerk Dresden.

Anmerkung: Der Veranstalter hat uns mitgeteilt, dass das TRUE SPIRIT WINTER FESTIVAL im nächsten Jahr nicht stattfinden wird. Grund dafür sollen finanzielle Einbußen sein, welche das Festival nicht mehr rentabel machen.

 


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