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Two Sides of Power Metal: FREEDOM CALL & ICED EARTH live

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Leipzig. Eine Oase nicht nur in der tristen Konzert-Wüste des südlichen Sachsen-Anhalts, sondern auch im gesamten Osten Deutschlands. Wo viele namhafte Bands einen großen Bogen um die neuen Bundesländer machen und direkt weiter nach Berlin als kulturelle Enklave inmitten weiter Ödnis ziehen, vermag die vergleichsweise populär gewordene Stadt im nordwestlichen Sachsen es doch, vereinzelte Szenegrößen Halt machen zu lassen. Austragungsstätte ist dann regelmäßig Haus Auensee. Erbaut Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als Konzert-Location wieder aktiv seit 2010 benutzt und bei voller Auslastung bis zu 3600 Menschen Platz bietend. Heute am Start: ICED EARTH mit ihrer „INCORRUPTIBLE“-Tour, supported by FREEDOM CALL und METAPRISM.

 

The Light Side

Nach dem Interview mit Chris Bay macht dieser auch bei seinem Auftritt eine gute Figur.

19 Uhr öffnen sich die Tore, wenige Minuten später auch die Türen zum Gebäude. Die Melodic-Metal-Band METAPRISM aus Großbritannien macht gegen 19.30 Uhr den Anfang. Die sechsköpfige Formation bietet eine Mischung aus Growls, männlichem und weiblichem Klargesang. Die Klassifizierung als „Melodic Metal“ kommt hin, lassen sich doch Einflüsse aus Heavy, Progressive sowie eine Prise Symphonic und Melodic Death erblicken – so jedenfalls für mein Empfinden. Dem Auftritt kann ich leider nicht beiwohnen, da ich zu diesem Zeitpunkt noch ein Interview mit Chris Bay von FREEDOM CALL im Backstage-Bereich führe. Ich wage zu behaupten, dass dieses ebenso unterhaltsam ist. Kein Grund also, dem verpassten Auftritt nachzutrauern!

Umso mehr, da mit dem nächsten Auftritt nun jeglicher Schwermut vertrieben werden soll! FREEDOM CALL sind absolut keine Kinder von Traurigkeit und bekannt für ihren heiteren Power Metal, der mitunter gar als „Happy Power Metal“ bezeichnet wird. Dem werden die vier gut gelaunten Männer auf der Bühne absolut gerecht. Die Band legt los mit dem wohlbekannten „Union Of The Strong“ der bärenstarken, vorletzten Scheibe „Beyond“, und dem etwas älteren „United Alliance“, um sich direkt einmal dem Publikum vorzustellen – „We are Freedom Call!“ heißt es schließlich im Refrain. Während des Gigs bietet die Truppe so viel „historische“ Abwechslung, wie man in

Lars Rettkowitz von FREEDOM CALL

einem acht Songs umfassenden Set eben unterbringen kann. Zwischen den Ansagen, in denen das Publikum unter anderem erfährt, dass die Band bereits vor 17 Jahren zusammen mit HAMMERFALL im Haus Auensee gespielt hat, werden die Klassiker „Freedom Call“ und „Warriors Of Light“ dargeboten. Doch auch Stücke des vorletzten sowie aktuellen Albums finden ihren Weg in die Show, sodass sich die Fans über „Heart Of A Warrior“, „Hammer Of The Gods“ und „Masters Of Light“ freuen können. Und während all dieser Freude fällt auf: da fehlt ein leuchtender, roter Kinnbart am Schlagzeug! Anstelle von Stamm-Drummer Ramy Ali, der momentan Zeit mit seiner Familie verbringt, schwingt heute nämlich Kevin Kott von MASTERPLAN die Stöcke. Und macht einen guten Job, nichts auszusetzen! Am Ende der FREEDOM CALL – Show steht jener Song, den ihr all euren Freunden und Bekannten vorspielen solltet, die mit Metal (bisher?) Nichts anfangen konnten: „Metal Is For Everyone“, eine wunderbare Mitsing-Hymne und Pflichtstoff für alle selbsternannten Musikpropheten der Szene. Schöner Auftritt!

 

The Dark Side

ICED EARTH

So, Zeit für den Headliner! Nach dem Auftritt der Krieger des Lichts, folgt nun das Kontrastprogramm innerhalb des Genres. Wer an Power Metal denkt, denkt vermutlich gleichsam an Regenbögen, Einhörner, Elfen und abenteuerliche Kämpfe gegen Drachen, eingepackt in Melodien, die vor Positivität nur so strahlen. So kennen wir es zumindest von den Genregrößen aus Europa.

ICED EARTH aus den USA sind da anders. Mal nachdenklich, mal aggressiv, mal dreckig und hundsgemein schnellen die Titel aus den Boxen. Der Saal ist indes ungefähr halbvoll. Eine dicht gedrängte Traube steht mittig vor der Bühne, während in den seitlichen Bereichen und in Richtung Mischpult deutlich mehr Platz zwischen den Menschen bleibt. Ausverkauft ist die Bude heute sicher nicht, doch genügend Stimmung kommt trotzdem auf. Ich halte es sogar für ziemlich angenehm, sich nicht ständig gegenseitig auf die Füße zu treten.

In diesem Jahr zelebriert die Gruppe 30 Jahre ICED EARTH. Eine lange Zeit, und angesichts des vergleichsweise jungen Alters der Beteiligten (Gründungsmitglied Jon Schaffer ist gerade einmal 49) sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange. Insgesamt sollen es 21 (!) Titel werden, die die Band heute zum Besten gibt. Alle aufzuzählen wäre wohl übertrieben. Wie schon die Kollegen von FREEDOM CALL, vermögen ICED EARTH es jedoch, ein abwechslungsreiches Set zusammenzustellen. Mit „Black Flag“, „Raven Wing“, „Seaven Headed Whore“ und „Brothers“ wird genügend Stoff aus dem neuen Album geboten, aber wie es sich beim Feiern von 30 Jahren Bandgeschichte gehört, wird den älteren Nummern ebenso viel Platz eingeräumt. Von „Dystopia“ des gleichnamigen Albums über „Vengeance Is Mine“ aus dem „The Dark Saga“-Album oder natürlich Songs wie „Prophecy“ von der großartigen „Something Wicked This Way Comes“-Scheibe geht es quer durch die Diskografie. Obgleich der Sänger durchaus etwas lauter abgemischt sein könnte, bin ich während des gesamten Auftritts immer wieder fasziniert von den zwei Seiten der Stimme Stu Blocks, dem kräftigen, tiefen Gesang und dem dämonischen, kreischenden Gegenstück. Für mich wohl eines der markantesten Merkmale, was den ICED EARTH-Stil angeht.

Anders als die vorangegangenen Künstler, lassen die Headliner den Abend mit einer Ballade ausklingen. „Watching Over Me“, das wahnsinnig mitreißende Stück, welches in Gedenken an Jon Schaffers toten Freund Bill Blackmon geschrieben wurde, ist der perfekte Abschluss dieses Abends.

 

Nach diesem Auftritt bleibt bei mir die Erkenntnis, dass die heute aufgetretenen Bands auch nach zwanzig, respektive dreißig Jahren immer noch denselben Spirit in sich tragen und genauso authentisch ihre Botschaften verbreiten, wie zu früheren Zeiten. Dieser Abend hat gezeigt, dass heiteres und ernsteres Entertainment als Bestandteile einer einzigen Tour wunderbar harmonieren können. Ich sagte es immer und sage noch: Power Metal rules!

 

ICED EARTH findet ihr im WWW und auf Facebook.

FREEDOM CALL findet ihr ebenfalls im WWW und auf Facebook.

Die Homepage von Haus Auensee findet ihr HIER.


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1 Kommentar

  1. Jost
    30. Januar 2018 bei 8:32 — Antworten

    Speziell Iced Earth waren geil! Schade nur, dass 20 Uhr angegeben (Zeitung) war und ich kurz nach halb acht einiges verpasst habe 🙁
    Aus Tschechien waren auch zwei angereist, fand ich gut, genauso bekloppt wie ich und genauso hacke! Also er zumindest.

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