Und damals in der Straßenbahn… DECEMBER YOUTH.
DECEMBER YOUTH – Relive
Veröffentlichungsdatum: 17.6.2016
Dauer: 31:44
Label: Midsummer Records
DECEMBER YOUTH sind eine Anfang 2014 gegründete Band aus Düsseldorf, deren Alter man ihr definitiv nicht anhört! Bereits im Jahr ihrer Gründung konnten sie eine EP veröffentlichen, mit der sie auf weiter Flur begeisterten.
„Irgendwo zwischen Leise und Laut, zwischen Zuversicht und Verzweiflung, zwischen melodischem Hardcore und Punk schlägt das Herz von DECEMBER YOUTH“
So lässt es das Promopaket verlautbaren.
Meinem Empfinden nach schlägt das Pendel schon eher in Richtung „laut“ und „Verzweiflung“ aus, die Dynamik kommt auf „Relive“ dennoch nicht zu kurz! Stilistisch sind die fünf Düsseldorfer im Post-Hardcore anzusiedeln, wobei „Post“ fett unterstrichen werden sollte. Denn vieles von dem, was hier musikalisch passiert, könnte durchaus auch rein instrumental funktionieren und bereits so genug Atmosphäre erzeugen, um eine Plattenlänge zu füllen. Freude macht dabei besonders, dass die Jungs ihre Instrumente wunderbar zu beherrschen wissen. Ich wünschte, mehr Bands mit nur zwei Jahren auf dem Buckel könnten so tight und durchdacht klingen. Auch das Artwork ist schön aufgemacht und gibt Grund zur Freude, vor allen Dingen wenn man es mit dem vergleicht, was andere Bands als erstes Album so abliefern.
Wie schon angesprochen, herrscht auf „Relive“ eine verzweifelte Atmosphäre, zumindest meinem Ermessen nach. Diese wird schon allein durch die Instrumentierung zustande gebracht, verstärkt sich dann durch die Texte jedoch noch mehr. Sänger Chris schildert seine Beobachtungen von Missständen, von Fehlern, von Angst, von Schicksalsschlägen der Mitmenschen, die man nachts in der Bahn trifft. Die drei lose zusammenhängenden „Night Train Talks“-Nummern könnten in ihrer verstörenden Schönheit auch Momentaufnahmen von Personen aus TOM WAITS Songs sein. Was diese Texte aber vor allem ausstrahlen ist: Ehrlichkeit. Hier ist nichts gekünstelt, es wird keine Metapher totgeritten, keine Phrase gedroschen.
Im direkten Vergleich mit der ersten EP „Transgressions“ ist eine Weiterentwicklung im Hause DECEMBER YOUTH nicht in Abrede zu stellen. Einzig der Gesang stört mich hier und da, was aber eher an meinem persönlichen Geschmack liegt, als daran, dass er schlecht gemacht wäre.
Ich habe das Gefühl, dass sich DECEMBER YOUTH in einer musikalischen Umgebung befinden, in der gerade unglaublich viel passiert. FJØRT sind dabei nur ein Beispiel für eine junge Riege an Bands, die in diesem Genre unbeirrbar ihren Weg gehen. Ob es auch DECEMBER YOUTH gelingen wird, sich dauerhaft gegen die Konkurrenz abzugrenzen und nicht unterzugehen, bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre es den Jungs definitiv.
Autorenbewertung
Vorteile
+ durchdachte Texte
+ guter Sound und hochwertiges Artwork
Nachteile
- Abgrenzung zu anderen Bands ist noch ausbaufähig
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