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Und der diesjährige Hologrammy geht an …

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Als ich gestern das Internet öffnete, dachte ich im ersten Moment, dass mich der Schlag trifft.

Das RONNIE JAMES DIO-Hologramm soll auf Welttournee gehen!

Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein! Schon auf der 2016er Ausgabe des Wacken Open Airs hielt ich diese Aktion für einen schlechten Witz und jetzt soll diese Aktion auf die Bühnen der Welt gebracht werden? Für mich gibt es mehrere Aspekte, weshalb man eine solche Art der Show boykottieren und sich mal hinterfragen sollte, wofür man eigentlich bezahlt.
Doch bevor ich näher auf die Aspekte eingehe, hier erstmal die Tourankündigung vom DIO-Hologramm-Erfinder Jeff Pezzutti im Wortlaut:

Für die Tour planen wir verschiedene Looks. Beim Wacken-Auftritt haben wir uns für die DREAM EVIL-Ära entschieden (1987). Für die nächste Tour werden wir einen älteren Dio zeigen. Bei manchen Liedern könnte aber auch eine jüngere Version zum Einsatz kommen. Die Tour wird ein atemberaubendes Erlebnis werden. Wir haben mit Ripper Owens und Oni Logan zwei Live-Sänger, aber auch Ronnie wird während der Show in unterschiedlichen Teilen in Erscheinung treten und auch Duetts singen. Für die Fans wird es grandios. Wir werden Alben-Cover und andere Dinge, für die Ronnie bekannt ist, zum Leben erwecken. Ronnie wird bei jeder Show auftreten und vermutlich zu sechs oder sieben Songs singen. Dazu zählen ‘We Rock‘, ‘Holy Diver‘ und ‘Rainbow In The Dark‘.

1. Aspekt: Totenruhe

In meinen Augen ist eine solche Hologramm-Show schon ein Einschnitt in die Totenruhe. Wenn ich ein Angehöriger von Ronnie sein würde, wüsste ich nicht, wie ich eine solche Tournee bewältigen sollte. Kaum hat man die größte Last der Trauer abgeworfen, steht einer der Liebsten plötzlich wieder auf der Bühne? Das mag ja schön und gut sein, doch ist das alles nicht greifbar. Bei mir würden da alle frisch abgeheilten Wunden wieder neu aufreißen.

2. Aspekt: Das Finanzielle

Wahrscheinlich ist das der Hauptbeweggrund, weshalb diese Tour zustande kommt. Als ich las, dass bei der Planung auch seine Ex-Frau Wendy Dio mit involviert ist, lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken runter. Jene Dame, die während der Ehe 20 Jahre lang einen anderen Kerl hatte und diesen 2 Jahre nach Ronnies Tod heiratete, will ein Event zu Ehren von RONNIE JAMES DIO veranstalten? Das kann doch nicht ihr Ernst sein …
Wenn sie Ronnie wirklich noch lieben würde, würde es andere Möglichkeiten geben, sein Leben und Schaffen zu zelebrieren. Doch Wendy hat scheinbar nur die Dollarzeichen in den Augen. So richtig kann ich ihr das noch nicht einmal krumm nehmen, denn sie war nicht nur Ehefrau, sondern gleichzeitig auch Managerin des britischen Ausnahmesängers. Trotzdem hat das alles einen faden Beigeschmack.
Wenn die eingespielten Moneten allerdings in andere Taschen wandern würden, wäre ich durchaus bereit, auch mal eine solche Show zu besuchen. Zum Beispiel, wenn ein anständiger Teil des Umsatzes in die Krebsforschung und -bekämpfung wandern würden. An dieser teuflischen Krankheit verstarb RONNIE JAMES DIO 2010.

3. Aspekt: Die Einbindung vom Fan

Sind wir doch mal ehrlich. Solch ein Hologram wirkt einfach nur wie ein Fremdkörper auf der Bühne. Zwar zeigt Ronnie hier und da in Richtung Fans, doch abnehmen kann man ihm das nicht wirklich. Es sind doch diese Momente auf Konzerten, die das Event zu einer positiven Erinnerung machen, wenn das Publikum vom Sänger mit einbezogen wird und die Band auf jede Kleinigkeit der Fans achtet und diese zur Sprache bringt.
Dieses Gefühl kommt wesentlich besser rüber, wenn ich mir eine DVD einwerfe und mir ein Live-Konzert jeder x-beliebigen Band anschaue.
Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass DIO-Fanatiker der kompletten Tour hinterherreisen, wie es beispielsweise bei IRON MAIDEN der Fall ist. Wer will schon jeden Abend denselben Auftritt, ohne Stärken, Schwächen, Aussetzer, Publikumskonversationen und Pannen, sehen. Jeden Abend derselbe perfekte Auftritt. Das würde mir spätestens am dritten Abend zu langweilig werden.

4. Aspekt: Gibt es noch Newcomer?

Wenn sich dieser Trend der Hologramm-Shows etablieren sollte, gibt es dann überhaupt noch Newcomer? Das hört sich jetzt ziemlich dramatisch an, doch wenn daraus ein Hype entstehen sollte, haben es junge Bands wohl wesentlich schwerer aus den Untiefen von Kellerclubs raus zu kommen. Ich stelle mir jetzt einfach mal den Wochenplan der örtlichen Konzertlokalität vor:

  • Montag: MOTÖRHEAD
  • Dienstag: JIMI HENDRIX
  • Mittwoch: RONNIE JAMES DIO
  • Donnerstag: DAVID BOWIE
  • Freitag: MUDDY WATERS
  • Samstag: MAYHEM
  • Sonntag: QUEEN

Das ist zwar jetzt etwas übertrieben, doch merkt ihr, dass keine kleinere Band mehr auftaucht? Davor graut es mir und ich hoffe, dass es so weit niemals kommen wird. Es gibt andere Wege seinen Stars zu huldigen, als eine Hologramm-Show zu besuchen. Kauft euch die Platten und versinkt bei einem kühlen Getränk in ihrer Musik, aber bezahlt für nichts, wo ihr denkt, dass das Geld in die Taschen der falschen Leute wandert!

Aber auch ich würde wohl irgendwann schwach werden. Spätestens wenn es heißt, dass es eine HAWKWIND-Show mit Lemmy geben würde. Nur der reale Lemmy wäre auf seiner „Silver Machine“ schöner anzusehen.

 


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1 Kommentar

  1. Der_Meister
    30. Juli 2017 bei 14:34 — Antworten

    Sehr guter Artikel!
    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

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