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Und jetzt alle mitsingen! – BLIND GUARDIAN
BLIND GUARDIAN – Live Beyond The Spheres
Veröffentlichungsdatum: 07.07.2017
Dauer: 159 Min.
Label: Nuclear Blast Records
Stil: Power Metal
Das sind WIE VIELE Stunden???
Auch ein Review hat üblicherweise einen Spannungsbogen: Der Autor stellt die Band vor, umreißt erste Besonderheiten und erzeugt Interesse, ob denn die besprochene Scheibe wirklich von Belang ist und in die heimische Sammlung finden soll. Manchmal ist aber der Bandname allein genug, um dieses kleine Spiel gar nicht erst zuzulassen, etwa wenn die Kapelle ein Garant für hochklassige Silberlinge ist. Gut für sie, blöd für den Schreiber, der mit dieser Einleitung einen – suboptimalen – alternativen Ansatz bemühen muss. Danke BLIND GUARDIAN (danke Merkel)!
Genug dummes Gesabbel, was haben uns die Krefelder diesmal gezaubert? Wie? Was? Da gibt es eine interessante Hintergrund-Geschichte, die sich als Aufhänger für die Einleitung geeignet hätte? Gut, dann halt jetzt: BLIND GUARDIAN haben mal locker 30 Shows aufgezeichnet und sich dabei jedes Lied einzeln angehört, um zu ermitteln, welche der drölfzig Versionen denn die Beste sei und einen Platz auf dem Album verdient hätte. Ausgehend davon, dass die Platte mehr als zweieinhalb Stunden läuft, dürfte das ein Spaß gewesen sein. Ja, wir rechnen jetzt! Ausgehend davon, dass die Kollegen um die zwei Stunden spielen, wären das 60 Stunden, also bei 16 Stunden pro Tag fast vier Tage, um sich alles nur ein einziges Mal anzuhören! Gut, Vieles wird wohl schon aufs erste „Hör“ aussortiert worden sein, aber wenn man noch dazunimmt, dass alle Mitglieder der Band den Prozess durchlaufen haben und danach sicherlich noch reichlich diskutiert wurde, dürfte allein diese Etappe ein Mammutprojekt dargestellt haben.
Fans und Band im Einklang
So, nach der zweiten Einleitung geht es an die Songs, die sich über sämtliche Schaffensphasen erstrecken. Angefangen mit „The Ninth Wave“ vom aktuellen Album „Beyond The Red Mirror“ über Gassenhauer wie „Valhalla“ und „Nightfall“ bis hin zu Frühwerk wie „Majesty“ wird alles geboten. Gut, die großen Überraschungen fehlen, aber was soll man da auch machen, wenn man denn BLIND GUARDIAN heißt? Die Band hat über die Jahre so viel Pflichtmaterial in ihrem Katalog angesammelt, dass jeder ersetzte Song schmerzen würde. Das ist angesichts der 22 enthaltenen Nummern schon eine Leistung!
Inmitten dieser Fülle sind wahre Perlen auszumachen, so dürfte etwa der Longtrack „And Then There Was Silence“ (Anmerkung Alex: OMFG!) zur bislang besten Version des Songs avancieren, wurde doch in einem Mitsing-Teil die Fan-Freude eindrucksvoll eingefangen. Darüber hinaus verleiht Hansi dem Titel einen deutlich düstereren Anstrich, was so auch auf einige weitere Nummern zutrifft. Überhaupt haben die Jungs verstanden, wie eine Live-CD zu funktionieren hat, lässt man die Fan-Schar nicht nur kurz zwischen den Songs jubeln, sondern fängt auch die Fanchoräle der begeisterten Massen auf, die immerzu mitsingen! Die Stimmung schwappt über. Gleichzeitig wird aber auch der Geduldsfaden nicht überstrapaziert, indem mal ein Klassiker gnadenlos in die Länge gezogen wird. Nein, das hat alles seinen Fluss, das Feeling ist entscheidend.
Kann es da ein Wehwehchen geben?
Was den Auswahlprozess betrifft, so hat sich dieser zweifelsohne gelohnt, sind doch alle Songs in einer Qualität vorgebracht, wie man sie selten erlebt. Die Stärken einer BLIND GUARDIAN-Show werden bewusst in den Mittelpunkt gerückt, während das geballte Material mal originalgetreu und mal gelungen abweichend präsentiert wird. Qualitätseinbußen zwischen Altmaterial und Frischwerk sind nicht zu vermerken. Gut, die alten Sachen sind nicht ganz so wild wie damals eingetrümmert, stattdessen sind die Songs eben mit der Zeit und vor allem mit der Band gegangen, was die Sache dann auch interessanter gestaltet. Ihre Thrashphase haben die Krefelder ja bereits einige Zeit hinter sich gelassen! (Anm. Alex)
Zwei kleine Kritikpunkte müssen sich BLIND GUARDIAN trotz aller Liebe dann doch gefallen lassen. Einerseits gibt es durchaus Schwankungen im Sound – nicht von Gut zu Schlecht, sondern von Gut zu Anders. Das stört den Fluss aber erstaunlich wenig. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass die Band wohl nicht umsonst sehr munter durch die Zeit springt, wodurch sich eben dieser Umstand cachiert. Nerviger ist dagegen eine Eigenheit, die sich vor Allem in der zweiten Hälfte einstellt: Hansi kündigt mehr als nur einmal den letzten Song an oder wünscht dem Publikum einen guten Abend, was im Rahmen der laufenden CD deplatziert wirkt. Gerade weil sich davor – ungeachtet der Tatsache, dass Hansi immer andere Städtenamen ausruft – ein wunderbar geschlossener Eindruck einstellt, reißt das doch etwas raus. So, damit hat sich das Gemecker auch schon, kaufen!
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Autorenbewertung
Vorteile
+ Es lebt Perfektion vor
+ Es geht über zweienhalb Stunden
+ Es hat einen guten Sound
+ Es würde diesen Kasten bei ernsthaften Pro-Punkten sprengen
Nachteile
- Keine wirklichen Überraschungen
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