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UNREQVITED – Ein Album voller Überraschungen – Grandios-Unerwartetes

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UNREQVITED – „Mosaic II: La Déteste et La Détresse“

Veröffentlichungsdatum:  10.01.2020
Länge:
0:47:54
Label:
Prophecy Productions
Genre: 
Athmospheric Post Black Metal

 

Die Veröffentlichungsliste ruft mich, der Januar zeigt sich von sonniger aber kalter Seite und zuhause ist die Heizung ausgefallen. Also muss ich mir mit Musik kräftig einheizen! Oder vielleicht sollte ich mich ja genauso kalt und fies wie die Witterung machen? Darauf fällt meine Wahl und ich suche nach einem Black Metal Release. Und so stoße ich auf das neue Machwerk von UNREQVITED.

Geballte Ein-Mann-Power aus Kanada

Meine Recherche eröffnet mir, das ich es hier mit einem Solo-Projekt zu tun habe. Es erwartet mich hier um genau zu sein „Athmospheric Post Black Metal“ . Das ist ja genau das richtige für mich Genre-Fetischist. Wieder eine neue Kerbe im Metal-Genre-Bettpfosten! Also beginne ich voller Vorfreude reinzuhören. Der Opener „Nightfall“ eröffnet das Album wunderbar sanft und etwas mystisch bevor er sich langsam zu einem wuchtigen und kraftvollen Machwerk steigert. Diese Eröffnung gefällt mir sehr gut. Denn auch wenn es Black Metal ist, müssen mir die ersten 5 Minuten des Albums nicht völlig ungefragt ins Gesicht krachen wie Klitschko´s Eisenfaust.

Mir fehlen die Worte…

Das passiert wahrlich nicht häufig, aber die nächsten 3 Titel des Albums sind das vielseitigste und in dieser Kombination großartigste was ich seit langem gehört habe! „Wasteland“ beispielsweise ist zu Beginn ein wuchtiger Titel ganz im Stile von Bands wie SAOR oder HIMINBJORG, bekommt allerdings nach 5 Minuten eine etwas langsamere und mystischere Note und fällt in ein ruhigeres Muster. Nach 7 Minuten wird es kurz völlig ruhig und man denkt der Track klingt aus. Man wird aber 30 Sekunden später wieder mit einem umwerfenden Instrumentalen Feuerwerk wachgerüttelt , welches abrupt endet und einem Outro weicht, das leichte Sci-fi-Töne einfließen lässt und gegen Ende sogar Dub-Step-ähnliche elektronische Elemente mit einbindet! Und das alles ist in nur EINEM Lied, und wer sich fragt ob das gut klingt: DEFINITIV!

Das einzige kostante….

„Pale“ kommt in ganz anderem Gewand daher, ist zu Beginn ruhig und eher ein wenig Ambient-artig, und wird unterstützt durch Klavier/Keyboardtöne die als Untermalung immer mal wieder auftauchen. Für mich lebt dieses Lied gerade davon, dass man davon ausgeht das jederzeit ein infernalischer Ausbruch erfolgen kann, aber dieser eben nicht kommt. Dafür lädt der Titel zum träumen ein und ist auf eine ganz besondere Art harmonisch und verspielt.

….sind die Überraschungen!

Jetzt dachte ich, dass ich weiß wie der Hase läuft und die Musik durchschaut habe – und dann kommt „Disorder“. Das Lied beginnt mit Klängen die gut zur Netflix-Serie „Stranger Things“ passen würde, welche dann zusätzlich mit einer Akkustikgitarre begleitet werden. Dazu stößt kurz später ein Klavier und jetzt ist die Musik plötzlich so, das sie in jeder Hotellobby laufen könnte. Bis zu dem Punkt an welchem die Gitarre alleine im Mittelpunkt steht und sich Instrument für Instrument eine Transformation vollzieht, und schlussendlich verzerrte E-Gitarren-riffs das Szenario an sich reißen. Ergänzt wird diese durch fast klerikal anmutende Choräle (oder danach klingende Instrumente) im Hintergrund, bis diese mit einem Schrei wegfallen und das Klavier vom Beginn sich in den jetzt düsteren Track mischt. Ich möchte natürlich nicht den ganzen Song minutiös zerlegen, aber zumindest einen kurzen Einblick verschaffen, denn ich finde das dort kombinierte gleichermaßen verwirrend wie genial, wobei genial eindeutig überwiegt!

Hier ist dieser geniale Werk zu finden:

Das bittere Ende

Manch ein Verfechter des Genres wird mich nun vielleicht einen Banausen schimpfen, aber leider sind die 3 letzten Titel des Albums („Transience I-III“) für mich wie eine kalte Dusche. Sehr ruhige Titel, großteils elektronisch und sehr experimentell gehalten. Diese hätten  vielleicht auf eine TANGERINE DREAM oder eine DEAD CAN DANCE Platte gepasst, aber leider nicht auf diese bis dahin so großartige Machwerk. (Obwohl ich den Stil der beiden erwähnten Bands auch sehr mag.) Ich versuche daher für mich selbst die 3 Titel als Outro zu sehen und höre mir die geniale erste halbe Stunde des Albums noch einmal an! Achja, hatte ich erwähnte das es zu „Mosaic II: La Déteste et La Détresse“ auch schon einen ersten Teil gab? Beide zusammen sind als Doppelalbum konzipiert und harmonieren großartig!

Fazit

Ich bin absolut verblüfft auf was für geniale geniale und ungewöhnliche Mischungen der Schöpfer dieses Projektes hier gekommen ist! Und mindestens genauso sehr darüber, dass diese Band ein Ein-Mann-Projekt ist. Schade das man dieses – nach aktuellem Stand – nie live sehen wird, aber vielleicht ändert sich das noch. Für mich ist diese Veröffentlichung eine absolut positive Überraschung die vor Kreativität und Genrebrüchen nur so strotzt und sich damit eigentlich einen festen Platz in meiner Plattensammlung verdient hätte – wenn die Platte zum Zeitpunkt des Schreibens nicht leider schon ausverkauft gewesen wäre! Dennoch kann ich dieses Werk jedem aufgeschlossenen Hörer nur empfehlen! Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass Fans von düsterem und lebensfeindlichen Black Metal hier vermutlich nicht auf ihre Kosten kommen werden.

Autorenbewertung

7
Das nenne ich mal Überraschung, denn eine derartige Vielfalt und Kreativität hatte ich bei einem Album unter dem Überbegriff Black Metal nicht erwartet. Schade, das die letzten 3 Titel nicht noch genauso kreativ genutzt wurden, dann hätte es für immer einen Platz in meinem Herzen gefunden!
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7 / 10 Punkten

Vorteile

- sehr viele Überaschungen in der Musik und den Instrumenten
- abwechslungsreich
- ausgefallen

Nachteile

- die letzten 3 Titel passen für mich leider gar nicht zum Rest

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