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Verurteilte Welt – NIGHTBRINGER

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NIGHTBRINGER – Terra Damnata
Veröffentlichungsdatum: 14.04.2017
Dauer: 52 Min.
Label: Season of Mist
Stil: Black Metal


Die US-amerikanischen Schwarzheimer von NIGHTBRINGER stellten mit ihrem bisherigen Schaffen für mich ein eher zweischneidiges Schwert dar. So fand ich nie Zugang zu den älteren Werken, wie etwa „Apocalypse Sun“. Zu unstrukturiert und höhepunktslos erschien mir das Material. Dies änderte sich mit der 2013 erschienenen Split „Circumbulations of the Solar Inferno“, welche die Band zusammen mit den norwegischen Maniacs von DØDSENGEL veröffentlichte, und mündete ein Jahr später schließlich darin, dass ich mit der nächsten Langspielplatte „Ego Dominus Tuus“ endlich vollends glücklich wurde. Was waren das für majestätische und zugleich bitterböse Perlen! Ein wenig wie EMPERORs „In the Nightside Eclipse“, vom Härtegrad auf die Spitze getrieben, noch besessener dargebracht und soundtechnisch ins 21. Jahrhundert gehievt.

 

Eine bewährte Formel

3 Jahre danach schickt sich das neue Album „Terra Damnata“ an, zum wiederholten Male satanische Finsternis und okkulte Gleichnisse all jenen aufzuzeigen, welche Willens sind, die heraufziehende Nacht gebührend willkommen zu heißen. Und lange gefackelt wird hier definitiv nicht. Der Opener „As wolves amongst ruins“ startet nach einem kurzen Break und sinistrem Gekeife sofort mit erbarmungslosen Blasts und einer Soundwand, die einerseits von tremolohaften, sehr hohen Einzeltönen dominiert wird, im Hintergrund jedoch eine extreme Breite durch das unterstützende Sperrfeuer der anderen Instrumente auffährt.

Dies ist eine wohlbekannte Rezeptur, die NIGHTBRINGER schon seit jeher praktizieren und die sie angenehm vom „Allerwelts-Black-Metal“ abhebt. Hinzu kommt, dass das Songmaterial mittlerweile nachvollziehbarer geworden ist und die Melodien zwingender präsentiert werden.  Ebenjene bewährte Formel findet sein Paradebeispiel im nun folgenden „Misrule“, welches angeführt von einer unheiligen Melodie bis in die scheinbare Ewigkeit wütet. Drummer Menthor prügelt dermaßen schnell und die Sänger ar-Ra’d al-Iblis und Naas Alcameth schreien wahnsinniger als selbst die von Dämonen besessene Regan aus „Der Exorzist“. Ein wahrhaft infernalischer Sound.

 

 

Im Auge des Sturms

Im weiteren Verlauf der Platte wird an dieser Rezeptur nur noch in Details geschraubt. Neben dem infernalischen Geknüppel finden auch ruhigere und langsamere Passagen ihren Weg in den Liedaufbau, wie etwa in „The lamp of inverse light“. Weiterhin halten auch sphärische Keyboards Einzug, mal hintergründig, mal dominanter wie in „Of the Key and crossed bones“. Mein persönliches Albumhighlight finde ich jedoch in „Let silence be his sacred name“. Und dies nicht nur wegen dem äußert schmeichelhaften Verweis auf unser „geheiligtes Magazin“ (Diese Steilvorlage musste einfach sein).

Dramatische Klaviertöne eröffnen dieses Opus, bevor wiederum die Hölle auf den Hörer in Form einer erbarmungslosen Soundwand hereinbricht. Zusätzliche Synthies verstärken die Epik und bilden ein Wechselspiel zu den grimmigen Gitarrenläufen. Ein Element greift in das andere und erschafft ein großes Stück Musik. Nach diesem Opus erlaubt sich „Terra Damnata“ dann jedoch eine kleine Verschnaufpause und kann erst mit dem abschließenden Track „Serpent Sun“ wieder zu voller Stärke zurückfinden. Beschwörende Worte öffnen ein letztes Mal den Höllenschlund und belohnen den Hörer mit einer großartigen Leadgitarre, die stets zwischen Theatralik und Eindringlichkeit hin- und herschwappt. Besonders ab der Mitte des Songs wird der Grad der Intensität nochmals in die Höhe geschraubt und lässt mich mit den letzten verhallenden Tönen wahrhaft geplättet zurück. NIGHTBRINGER wissen genau, an welcher Stelle der Schlusspunkt zu setzen ist. Dadurch besitzt das Album, trotz einem leichten Durchhänger in der zweiten Albumhälfte, einen mehr oder weniger durchgehenden Spannungsbogen.

 

Der große Plan

„Terra Damnata“ stellt für mich eine großartige Bestätigung der Leistung dar, welche die Amerikaner schon mit ihrem Vorgängeralbum beweisen konnten. Ich war zuerst skeptisch, ob die Kombination aus gnadenloser Raserei und dem symphonischen Gesamtklang noch einmal aufgehen könnte. Und obwohl es dem Album in seiner Gesamtheit ein wenig an dem Abwechslungsreichtum seines Vorgängers fehlt, stellt der aktuelle Output eine weitere Machtdemonstration in Sachen rasendem Black Metal dar. Hier ist alles auf den Punkt gespielt und geht Hand in Hand. Der breite, fast schon verhallte Klang verstärkt das grimmige, wütende Spiel. Die okkulten Phrasen werden förmlich hinausgespien und das wieder einmal hervorragende Coverartwork von David Herrerias erschafft zudem eine wunderbar passende optische Untermalung.

 

 

Bandcamp

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Nightbringer

Autorenbewertung

8
"Terra Damnata" bestätigt zum wiederholten Male, dass mit NIGHTBRINGER zu rechnen ist. Epik, Brutalität und Besessenheit verschmelzen zu einer unheiligen Symbiose und erfreuen alle Fans satanischen Black Metals. Den ganz großen Wurf verwehrt sich das Album durch einen leichten Durchhänger gegen Ende der Platte. Nichtsdestotrotz ein bärenstarkes Album!
ø 4.7 / 5 bei 1 Benutzerbewertungen
8 / 10 Punkten

Vorteile

+ ein intensiver Sound
+ Brutalität und filigranes Spiel gehen Hand in Hand
+ episches Songwriting
+ eine mehr als überzeugende Leistung an den Instrumenten
+ alleine schon der Song "Let silence be his sacred name"

Nachteile

- gelegentliche Gleichförmigkeit der Songs
- ein kleiner qualitativer Durchhänger in der zweiten Albumhälfte

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