VOGELFREY – Wie der Phoenix aus der Asche

Vogelfrey – „Titanium“

Veröffentlichungsdatum: 16.09.2022
Länge:  ca. 43 Min. 
Label: Metalville
Genre: Mittelalter Metal

Ja, ein wenig hochtrabend mag die Überschrift sein, denn VOGELFREY hat weder sich, noch das Genre neu entwickelt. Müssen sie aber auch nicht. Passend ist sie dennoch. Gemeint ist hier nämlich eher das Thema, unter dem die Platte entstanden ist. Denn ein wenig war das Abschütteln der Corona Schockstarre ein Ziel, das die Truppe aus Hamburg erreichen wollte. Hier lest ihr ob sie es erreicht haben. Das angestrebte Ziel spiegelt sich auch im Titel des Albums „Titanium“ einem leicht zu bearbeitendem Metall und dem Phoenix auf dem Cover wieder. Ursprünglich lautete der Titel des Albums zum Beispiel „Phoenix aus der Asche“.

Die Fakten

Am 15.06.21 startete VOGELFREY auf Startnext ein zweimonatiges Crowdfunding um die Produktion des Albums beginnen zu können. Eine der Unterstützungsmöglichkeiten war z.B. die Fahrt auf einer Barkasse mit Akustik Set durch den Hamburger Hafen. Der Bericht dazu folgt nächste Woche. Herausgekommen ist dabei unter anderem eine limitierte Fanbox mit einem Trinkhorn (+Halter) in Schnapsglas Größe und einer EP mit VOGELFREY-Songs im Folk Gewand mit dem Namen „Folksnah„. Auf „Titanium“ finden sich 10 Tracks, von denen wir drei Stück bereits kennen. Und die „Folksnah“ kommt mit 6 Songs daher, von denen gleich der Erste mit Jan Hegenberg gesungen wird. Und auch wenn ich hier auf die EP am Ende eingehe, fließt sie nicht in die Wertung ein, da sie bei der Standardversion des Albums nicht dabei ist.

Gehen wir es an!

Beginnen wir also mit der ersten Auskopplung „Flammenvogel“, die textlich den oben erwähnten Aufstieg des Phoenix aus der Corona Starre aufarbeitet. Und auch gleichzeitig einige motivierende Textzeilen beinhaltet. Der Song fasst das Thema des Albums sowohl in Melodie als auch textlich wirklich gut zusammen. Hören durfte ich den Song bereits Live und kann sagen, dass er echt gut funktioniert.

„Stahlhammer“ geht zumindest im Refrain und zum Schluss ’ne Stufe härter zur Sache. Ist aber textlich auch ein Motivationssong! Hier wird der eigene Wille mit Thors Hammer verglichen. Gefällt mir sehr gut. „Nicht A“ ist einer meiner Lieblinge auf dem Album. Inhaltlich rechnet man hier ein wenig mit der Mittelalter Elite und auch ein Stück weit mit der Metal Elite ab. Der Song macht aber auch sonst echt Laune, weil er ’ne echte Partynummer ist und von der Melodie richtig in’s Ohr geht.

Beim nächsten Song musste ich doch glatt nochmal nachgucken, was ich da gerade höre. „Nie wieder Met“ schraubt den Härtegrad nämlich etwas nach oben. Auffällig ist, dass die Geige hier im Gegensatz zu den ersten drei Songs etwas in den Hintergrund gerät. Aber dafür vereint man harte Riffs, einen treibenden Takt und Ohrwurmcharakter. Ein Banger im wahrsten Sinne des Wortes. Mit „Legenden“ beweist man, dass man auch ein wenig Schunkelmusik kann. Eine Art Metalballade. Behaltet den Song aber mal im Kopf, den werden wir später nochmal haben. Live bestimmt ’ne richtig geile Nummer, wenn alle sich einhaken und singen. Und ja, auch das ist Metal oder besser gesagt: Auch das ist A! Mit „Gott Gegen Gott“ betreten wir wieder das Reich der harten Metalklänge. Der Song ist einfach ein richtiger Banger und gibt richtig Energie! Besungen wird hier der Krieg der Titanen

Fremdsprache und Features

„Sawney Bean“ ist etwas Neues, denn zum ersten Mal auf einem VOGELFREY Album wird auf englisch gesungen. Hier war ich sehr gespannt drauf. Ein englischer Song über einen der berühmtesten Kannibalen, der die Idee für Filme wie The Hills Have Eyes lieferte. Ich musste tatsächlich bei Chris nachfragen, ob da Jannik singt, weil es klangfarblich einfach komplett ungewohnt ist. Dabei weiß ich nicht ob’s am Englischen liegt, oder einfach nur eine neue Facette in Janniks Gesang ist. Gefällt mir aber wirklich gut, gerne mehr davon. Auf jeden Fall ist der Song sehr folkig und die Art wie man hier die Trommel einsetzt, erzeugt bei mir das Gefühl des 15. Jahrhunderts. „Samael Hilf“ klingt direkt als käme er vom ersten Album. Denn man bewegt sich nicht nur textlich wie  bei „Belsazar“ in religiös mythologischen Gefilden, nein auch die Melodie ist ähnlich düster und unheilschwanger. Dementsprechend angepasst ist natürlich auch Janniks Gesang. „1000 Jahre Bier“ ist wohl der heimliche Favorit der Band und ein lang gehegter Traum. Einmal DEICHKIND covern, zu deren Songs jeder von VOGELFREY eine Verbindung hat. Und tatsächlich haben DEICHKIND die Nummer auch auf ihrem Instagram Account gepostet. Aber so eine Nummer macht man nicht alleine und so hat man sich kurzerhand an einen anderen DEICHKIND Fan gewendet. Mr. Hurley von MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN. Die Umsetzung ist recht Düster und wird von einem satampfenden Beat getragen.

Den Abschluss des Albums bildet „Unsterblich“. Eingeleitet durch Alex‚ Geigenspiel, besingt Jannik hier die Morgenröte. Ein sehr gut gesetzter Song für den Abschluss des Albums.
Gefühlvoll und irgendwie passend zur Bedeutung der Morgenröte aufbauend zum Thema des Albums, entlässt uns der Song mit der Sehnsucht nach einem besseren, neuen Tag.

Folsksnah

…ist die Akustik EP, die nur der Limitierten Box beiliegt. Also kaufen, ein paar gibt es noch.

Wie angekündigt, begegnet uns Legenden erneut. Allerdings singt Jannik hier nicht alleine. Begleitet wird er von Jan Hegenberg. Und das passt auch wirklich sehr gut. Ich hoffe, dass man das durchaus auch mal live hört. „Ära des Stahls“ wird sehr stark von Alex‘ Geigenspiel geführt und verliert in der Akustikversion nichts von seinem Charme! Es macht genau so viel Spaß wie die Metalversion. Auf „Lindwurmmassaker“ war ich gespannt, auch wenn ich es bereits auf der Barkasse gehört hatte. Aber auf CD ist es natürlich etwas anderes, als mit knapp 50 Leuten auf der Elbe. Und es gefällt mir auch auf CD!

Kann ein Song über Met schlecht sein? Ich meine egal in welcher Variante? Nein! „Schuld ist nur der Met“ macht auch im Akustikgewand eine gute Figur. Der Song ist einfach ein Gute Laune Garant. Natürlich darf „Heldentod“ nicht fehlen. Und ich kann mich nur wiederholen. Gute Figur im Akustikgewand und so. Der Song gehört auch in dieser Version zu meinen VOGELFREY Alltime Favorites! Die Bonus EP hat sogar einen Bonustrack: „Walhalla“ in der Pianoversion. Diese wurde bereits letztes Jahr im Mai veröffentlicht. Aber ehrlich gesagt gehört sie auch auf die EP. Immerhin ist es eine akustische Version.

Für die Akustik EP alleine gibt es nur 8,5 Punkte. Nicht weil irgendwas daran schlecht ist, aber weil es zu wenig Songs sind. Gerne mehr davon. Leute, ich vermisse hier den Plattdeutsch Klassiker „Klauen, Klauen, Äppel wollen wir klauen“ und natürlich „Lebenslehre“. Aber das ist auch Meckern auf hohem Niveau.

Zu kaufen gibt es die CD hier.

www.vogelfrey.net

Autorenbewertung

9
Ein wirklich gut durchdachtes Album, bei dem immer wieder das Konzept durchscheint, dass man sich selbst und auch andere motivieren möchte. Auch merkt man dem Album an, dass es wieder ein Stück weit "Back to The Roots" ging. Aber auch die Entwicklung der Band ist hier zu spüren.
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9 / 10 Punkten

Vorteile

- Kein Rohrkrepierer
- viele eingängige Melodien
- stellenweise härter aber nicht weniger melodiös

Nachteile

- außer, dass man vielleicht noch etwas experimentierfreudiger wie beim englisch sprachigen Song hätte sein können, nichts negatives.

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