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Vor allem geht es um die Musik – Jost Nickel
Musikmesse, once again. Sie lässt einen nicht los. Yay … Es dürfte bei ihr wohl keinen überraschen, dass hier natürlich nicht nur Angehörige der Metalszene unterwegs sind. Schließlich wollen auch Musiker anderer Genres ihr Equipment und Können vorstellen. Einer davon ist Jost Nickel, seines Zeichens Schlagzeuger der Band von Jan Delay. Mit ihm hat er auch schon bei Rock am Ring gespielt. Dennoch gibt es bei so etwas kaum Preferenzen. Was es heute bedeutet, Musiker in einer solchen Band zu sein und welchen Stellenwert die Musikmesse hat, hat er in einem Interview erzählt.
Jost, dir erst mal Hallo und vielen Dank für deine Zeit! Ich habe gerade schon gesehen, es war ein ziemlicher Andrang bei deinem Vorspiel im Drum Camp und danach bei der Signing Session. Hättest du das erwartet, dass das so viele Leute wahrnehmen und da hinkommen?
J.: Ja schon. Heute ist Publikumstag. Da dürfen alle kommen. An den anderen Tagen muss man Instrumenten-Händler sein, um reinzukommen.
Würdest du denn sagen, dass die Musikmesse, ob hier die in Frankfurt, wobei es daneben ja auch andere gibt, ein wichtiger Termin ist im Jahr? Gerade auch für die Branche, Künstler etc.?
J.: Ich kann das nur aus Sicht der Musiker beurteilen. Selbst wenn ich hier nichts zu tun habe, komme ich mindestens einen Tag hierher, weil ich hier Leute treffe, mit denen ich sonst nur per E-Mail oder am Telefon zu tun habe. Das ist einerseits sehr nett und andererseits entstehen auch immer Dinge daraus, die es ohne den persönlichen Kontakt nicht gegeben hätte.
Also wirklich auch einfach für Austausch und Kommunikation. Die Zusammenwürfelung der Musiker ist ja eh genreübergreifend hier.
J.: Genau. Gestern zum Beispiel hat die Schlagzeugzeitung „Drums&Percussion“ ihr 35-jähriges Jubiläum hier gefeiert. Dort spielte eine Band, deren Schlagzeuger, Wolfgang Haffner, mich dann gefragt hat, ob ich auch einen Song spielen möchte. Dadurch habe ich, obwohl ich ihn schon lange kenne, zum ersten Mal mit Wolfgang Dalheimer, dem Keyboarder der TV-Total-Band, zusammen gespielt. Solche Sachen entstehen auch auf der Messe. Das ist natürlich schön.
Auf jeden Fall. Also nicht nur pur, um Equipment vorzustellen.
J.: Für die Aussteller geht es natürlich darum, ihre neuen Instrumente zu zeigen. Aber die fühlen sich ja auch dafür verantwortlich, dass die Leute sich für Musik begeistern. Und wenn sich hier Schlagzeuger meinen Auftritt anschauen und hoffentlich danach inspiriert sind, dann machen die weiter. Und das ist gut für die Musikkultur in unserem Lande insgesamt.
Man merkt das ja auch vom Aufbau her. Das Drum Camp und das Guitar Camp ist mehr in den Fokus gerückt, sodass die Leute die Musiker mal sehen können, und nicht nur über die Messe laufen, „aha, da ist der Stand von Hersteller xy“.
J.: Mir gefällts sehr gut und das ist nebenbei unglaublich gut organisiert. Gerhard Essl und Esther Beringer von Beringer Marketing & Event machen das perfekt!
Ist es für dich hier dann auch interessant, mal an die Stände zu gehen und zu schauen, was es Neues gibt? Oder steht man als Künstler da anders drin?
J.: Ich arbeite ja mit bestimmten Firmen zusammen. Sonor-Schlagzeuge zum Beispiel, oder Meinl-Becken. Deren Neuigkeiten muss ich nicht auf der Messe sehen, die kriege ich auch so mit.
Du spielst ja auch in der festen Band von Jan Delay. Was ich so mitkriege, kennen bei solchen Gruppen viele Leute einfach den Frontmann, aber die Band dahinter steht nicht so im Bewusstsein der Leute.
J: Ja klar. Die „normalen Fans“, die sich für die Musik von Jan Delay interessieren, die wissen eventuell den Bandnamen, DISKO NO.1, aber die kennen selten unsere Namen. Aber das ist mir auch nicht wichtig. Mir gehts um die Musik.
Die Band von Jan Delay ist insofern speziell, als dass er seit zehn Jahren mit denselben Musikern zusammen spielt. Das ist ja nicht bei allen Künstlern so. Jan ist da sehr speziell. Speziell gut.
Würdest du sagen, dass in den nächsten Jahren die Messe hier ein Termin ist, auch neben anderen Veranstaltungen, der wichtig bleibt?
J.: Wie soll ich das beurteilen (lacht). Ich würde mir wünschen, dass es so bleibt, weil das Drum Camp, das Guitar Camp und das College ein sehr attraktives Angebot für Musiker ist. Insofern hoffe ich, dass sich das rumspricht bei den Leuten und die herkommen, um sich selbst davon überzeugen.
Hast du denn noch etwas, was du gerne loswerden willst?
J.: Ja. Ich bin auch Buchautor und habe gerade mein zweites Buch bei Alfred Publishing veröffentlicht. Das aktuelle Buch heißt „Jost Nickel Fill Book“ und ist ein Lehrbuch für Schlagzeuger.
Jost Nickel ist ein beruhigend entspannter und netter Typ, der ganz realistisch auf die momentane Situation der Messe und sich als Musiker schaut. Seit „Arbeitgeber“, ein durchaus bekannter Name, welchem ein wenig das Image des außergewöhnlichen Paradiesvogels anhaftet, färbt wohl nicht in Form von unschönen Verhaltensmustern ab. Das ist schön, widerlegt aber auch eigentlich kein Vorurteil. Es ist jedoch ein gutes Zeichen, dass es auch in solchen Bands gewisse Konstanten gibt. Eine feste, und somit auch aufeinander eingespielte, Combo garantiert ja eben auch Erfahrung und Qualität. Und dass Jost Nickel gut vernetzt ist und es auch auf der Messe zu spontanen Sessions kommt, welche jemandem wie ihm viel bedeuten, lässt doch sehr hoffen, dass die Musikszene nicht komplett verloren ist und es noch Zusammenhalt und Kommunikation gibt. Und, mal ehrlich: geht es dabei nicht genau darum?
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