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VORNA – Schon wieder Finnland!
VORNA – „Sateet Palata Saavat“
Veröffentlichungsdatum: 27.09.2019
Dauer: 52:52 min.
Label: Lifeforce Records
Genre: Progressive/Melodic Black Metal
Finnland – Land der tausend(en) ……… Metal-Bands
Dass Finnland eine der ultimativen Hochburgen für metallische Qualitätsware ist, sollte szeneintern bekannt sein. Über Genregrenzen des Old School/Melodic Death, Folk/Pagan/Viking, Melodic Power und Black Metals hinweg setzten über Jahrzehnte hinweg unzählige Bands aus dem Land der tausend Seen internationale Standards für die härteste Tonkunst dieses Planetens. Besonders der Black Metal, welcher von diesem Erdenfleck kommt, trumpft immer wieder in einer den dortigen klimatischen Verhältnissen entsprechenden besonders rohen, aggressiven, frostigen und urwüchsigen Machart auf. Die passionierten Blasphemiker um bspw. SARGEIST, HORNA, ARCHGOAT, IMPALED NAZARENE, BEHERIT und BEHEXEN gelten in tiefschwarzgetränkten Hörerkreisen als Inbegriff für dogmatischen Akustikterror der Extraklasse. Einfach laut aufdrehen und jeder gutbürgerliche Volksmusik-Romantiker-Nachbar rennt wimmernd und schweißgetränkt aus der mit Kuckucksuhren übersäten Wohnung und vergisst, angesichts seines Schocks, gar die Telefonnummer der Polizei oder der örtlichen Irrenanstalt, welche er eigentlich kontaktieren wollte. Doch genug der Stereotypen forcierenden und übertreibenden Anektoden.
Progressive Grüße aus Norwegen?
Black Metal mit progressiven Elementen, sphärischen, einprägsamen Melodien, beschaulichem Klargesang und/oder erhabenen tranceartigen Genussmomenten ist dagegen seltener in Finnland beheimatet. Die Platzhirsche aus diesem Segment stammen prioritär aus Norwegen und tragen weitreichend bekannte Namen wie BORKNAGAR, VINTERSORG, CRONIAN, ARCTURUS, ICS VORTEX, IHSAHN oder SOLEFALD. Als konkurrenzfähiges Gegenangebot möchte ich euch heute das neue und damit dritte Vollwerk des aus Tampere stammenden Sextetts VORNA vorstellen. Ja, richtig, mit „V“ und nicht mit „H“. Wie schon auf den beiden Vorgängeralben wurden alle Tracks, sowie auch der Albumtitel „Sateet Palata Saavat“ in ihrer Heimatsprache verfasst. Nach einer kurzen dürftigen Recherche bedeutet der Titel anscheinend so viel wie „Der Regen kehrt zurück“. (Um kompetente Verbesserungsvorschläge wäre ich euch sehr verbunden). Während meines ersten Hördurchlaufes bin ich zwar nicht in einen Freudentränenschauer ausgebrochen, trotzdem kann ich der Platte von Beginn an eine magnifizierende Aura zuschreiben, welche sich wohldosiert über ihren gesamten Verlauf ausbreitet.
Ein brillianter Auftakt
Gemächlich eröffnet das Intro „Ylle Kaartuvat“ einen idyllisch-apokalyptischen Sonnenaufgang, welcher gegen Mitte der Laufzeit mittels erhabenen Bläserinterventionen marschartig das anstehende Geschehen andeutet. Aufbruchartig, frisch und interessefördernd läutet dann „Toinen“ ein. Melodisch erklingen die Gitarrenriffs, dazu gesellt sich eine altbekannte, im leichten finnischen Dialekt verortete Krächzstimme. Symphonische Elemente schmiegen sich sacht an, während glockenartige Klänge und modern-rockige kurze Riffintervalle für Progressivität sorgen.
Ebenso melodiös schreiten VORNA mit „Syvyydet“ fort. Wieder gelingt mit den symphonischen und glockenartigen Elementen eine optimale Mixtur-Gradwanderung, sodass sich die Weite der finnischen Natur förmlich vor einem ausbreitet. Der anschließende Part mit baritonalem Klargesang sorgt für ein kurzes, weniger traditionelles oder folkloristisches, sondern eher melancholisch-jazziges Zeitfensters des nachdenklichen Versunkenseins ohne schmalzig oder übertheatralisch zu wirken, bevor die tragende gutturale Stimme in Verschmelzung mit der Melodie wieder die gewünschte Härte ins Gesamtbild des Songs einbringt. Die beiden Parts wiederholen sich ein bis zweimal, bevor die Bridge in die letzte höhepunktbringende Strophe überleitet.
Von Progressive Black zu Post Black Metal ?!?
In „Sydäntalven puut“ werden VORNA im Folgenden wuchtiger, aber noch eingängiger und nachdenklicher, wobei in den Strophen die Glockenspiele klarer zum Vorschein kommen. Im Titel „Aalloista“ sorgen ein schon sphärisches, „drumgespicktes“ Intro mit anschließenden post- und doom-lastigen Riffs und der cleanen Halbsprechgesang-Stimme aus „Syvyydet“ endgültig für eine spirituelle Teleportation in die finnische Tundra. Aus der Ferne winken uns durch „klingelnde“, intervallartige Post-Black-Metal Riffs DYNFARI, SORROW PLAGUES, CUSCUTA und ECHOES OF THE MOON kurz zu. (Wer die Bands kennt bzw. allgemein gern Atmospheric Post Black Metal hört, wird sicherlich wissen, was ich damit meine.)
Trotzdem verkennen die Herren in diesem Song nicht ihren Stil. Das finnische Flair schwingt immer noch in jeder Note mit. BORKNAGAR und VINTERSORG, aber auch nicht zuletzt INSOMNIUM und WINTERSUN haben hier definitiv ihre Fußstapfen im meterhohen Pappschnee hinterlassen. Choral und erhaben kommt der Track zum Ende und vollzieht einen homogenen, aber gebundenen Übergang zum nächsten Track, welcher symphonisch und wieder hochmelodiös auftritt. Spätestens ab „Virvatulet“ zeigt sich jedoch die Schwachstelle des Albums, wie sie wohl in mindestens 95% aller Alben auftritt. Das Konzept beginnt sich, zwar immer noch auf hohem Niveau befindend, fest zu fahren. Man hat das Gefühl, alles schon gehört zu haben. Nichtsdestotrotz behält „Sateet Palata Saavat“ bis zum Schluss die Kondition. Lediglich der letzte Track „Kauas“ missfällt mir ein wenig.
Kompetenzfortschritt durch musikalischen Fortschritt?
Die beiden Vorgängeralben „Ajastaika“ (2013) und „Ei Valo Minua Seuraa“ (2015) gaben schon ein hohes Niveau für „Sateet Palata Saavat“ vor. Ebenso vor Melodiösität und symphonischen Arrangements strotzend, waren diese Werke noch paganer und eine Idee traditioneller und eben nicht so progressiv und modern aufgestellt. In „Ajastaika“ hört man sogar stellenweise noch ein akkordeonartiges Instrument. „Sateet Palata Saavat“ klingt eben im Vergleich etwas abgewandelter sowie experimentierfreudiger, aber definitiv nicht schlechter. Andernfalls kann ich mich auch nicht recht für eine explizite Steigerung ihres musikalischen Niveaus aussprechen, was allerdings damit zusammenhängt, dass ihre Tonkunst bis dato schon auf einem sehr hohen Level angesiedelt war. Hervorzuheben ist jedoch, dass m.E. Vesa, dem Sänger der Truppe die (zurückgewonnene) episodische Tiefe im gutturalen Gesang ziemlich gut steht.
Autorenbewertung
Vorteile
+ gelungene Varianz durch symphonische, progressive, melodieträchtige, doomartige und Post-Einflüsse
+ schönes Cover-Art-Work
+ Spannungsbögen werden fast durchweg aufrechterhalten
Nachteile
- letzter Titel „Kauas“ ist als Ausklang dem Album unwürdig (ist allerdings persönliche Ansichtssache)
- die gutturale Stimme ist ein Tick zu leise gemischt worden
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