VULCANO – Brodelnde Lava oder erkaltetes Gestein?

VULCANO – „Eye In Hell“

Veröffentlichungsdatum: 13.03.2020
Dauer: 42:39 Min
Label: Mighty Music
Genre: Thrash Metal

Ein schweres Erbe haben VULCANO zu schultern. Stilprägend für den angeschwärzten Thrash Metal, gelang es den Brasilianern mit ihrem 1986 erschienenen Debüt „Bloody Vengeance“, dem bisher bekannten metallischen Herumgedresche eine düstere Schlagseite lateinamerikanischer Ruppigkeiten zu verpassen, die die Entwicklung der wilden Spielart nachhaltig prägen sollte. Auch Bands wie SODOM, KREATOR und DESTRUCTION verschrieben sich einem dunkleren Anstrich. Bis heute veröffentlichen VULCANO noch regelmäßig Alben, die zwar weniger bedeutend sein dürften, dafür aber ähnlich ungezügelt daherkommen. Können VULCANO also mit „Eye In Hell“ an die alten Tage anknüpfen?

Zurück zu den Wurzeln? Nicht Ganz…

Ihren Anfängen wollen VULCANO nicht entsagen, und so gehen die Jungs auf „Eye In Hell“ bekanntermaßen brachial zu Werke. Nahezu durchgehender Keifgesang, wohl platzierte Hochgeschwindigkeitsriffs und virtuoses Sologefiepe auf der Klampfe – „Sinister Road“ ist hier nur ein Beispiel – formen zusammen ein an SLAYER erinnernden antireligiösen Krach, der auf „Bride Of Satan“ wummernd aus den Boxen dringt. Bei den dienstalten Satansdreschern darf es aber auch mal wie auf „Dealers Of My Curse“ bedrohlich langsam von statten gehen.

Zuweilen klingen VULCANO aber deutlich klassischer in Hinblick auf den Thrash-Einfluss, die finstere Note im Klang von damals scheint nur stellenweise bruchstückhaft hindurch zu schimmern. „Eye In Hell“ erscheint an vielen Ecken und Enden einfach ein bisschen zu glatt gebügelt. Der Sound zu klar, das Auftreten merklich weniger martialisch. Ergraut sind VULCANO aber noch lange nicht! Einzig wirklich aus dem Raster der bekannten Trademarks fällt aber der gegrowlte Titeltrack „Eye In Hell„.

Das Feuer ist noch nicht erloschen

Trotz des schweren Stands gelingt es Bandkopf Zhema Rodero (Gitarrist) mit der neu zusammengewürfelten Truppe, das Erbe von VULCANO am Leben zu erhalten. Rauer und finsterer Thrash Metal präsentiert das Quintett hier auf dem Silbertablett. Nichtsdestotrotz wird der Platte wohl ein ähnlich vorauseilender Ruf wie im Fall von „Bloody Vengeance“ verwehrt bleiben. Die Neustrukturierung der Besetzung, die nicht hundertprozentig schwarzmetallische Heimattreue und die Tatsache, dass es der heutigen Bedeutung von schwarzem Thrash Metal etwas an Lack fehlt, nagen merklich an der Qualität. VULCANO stampfen mit „Eye in Hell“ beileibe kein weiteres Genre aus dem Boden. Überwiegend stilecht gelingt den Brasilianern aber ein etwas handzahmerer, aber rundum gelungener Silberling.

 

 

Autorenbewertung

7
"Eyes In Hell" ist wahrlich kein Meisterwerk. Es ist aber auch überraschend gut: Zhema Rodero schweißt die bis auf ihn selbst komplett ausgetauschte Truppe mit Bravur zusammen und legt ein Album vor, welches mit Fug und Recht als Indikator dafür gesehen werden kann, dass es sich bei VULCANO definitiv noch nicht um einen inaktiven Krater handelt!
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Mighty Music7 / 10 Punkten

Vorteile

+ Solider Black/Thrash Metal
+ Etwas modernerer Sound, trotzdem größtenteils klassisch VULCANO

Nachteile

- Nur noch ein Mitglied der Stammbesetzung vorhanden
- Klingt vielleicht streckenweise etwas zu 'freundlich'

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