Startseite»Reviews»Progressive»PLASTIC TONES – Finnische Liebespackung

PLASTIC TONES – Finnische Liebespackung

0
Geteilt
Folge uns auf Pinterest Google+

PLASTIC TONES – Wash Me With Love
Veröffentlichungsdatum: 08.09.2017
Dauer: 35 min
Label: Self-Released
Genre: Power Pop

Zugegeben, Power Pop ist nicht das am häufigsten auftauchende Genre bei Silence. Warum auch, ist ja ein Metal-Magazin. Dies ändert jedoch nichts daran, dass sich immer wieder einzelne künstlerische Perlen ferner Musikstile zwischen das geliebte  Geschrei, die hämmernden Drums und die aufjaulenden Gitarren mischen. Einer dieser Quereinsteiger ist die erste Veröffentlichung „Wash Me With Love“ des finnischen Quintetts PLASTIC TONES aus der Hauptstadt Helsinki. Moment. Pop aus Skandinavien. Das gabs doch irgendwann schon mal, und sogar sehr erfolgreich. Auch wenn ich vor meinem geistigen Auge bereits unzählige sich aufrollende Zehennägel sehe, kommen mir ABBA und A-HA in den Sinn. Darf man nach so vielen Jahren eigentlich noch Parallelen zu diesen damaligen (und teilweise auch heutigen) Pop-Größen ziehen? Oder ist man froh, dass die Erinnerung an diese langsam aber sicher verstaubt? „Wash Me With Love“ zeigt zumindest mit beeindruckender Leichtigkeit , dass auch Pop, abseits von Radio und Fernsehen, seine Berechtigung hat.

Die musikalische Sonne geht auch schlagartig mit dem ersten Ton von „Don’t Forget“ auf. Mit butterweichen klaren Gitarren schwingt sich „Wash Me With Love“ in die Spur und räumt sofort mit dem hinkenden Vergleich zu den genannten Größen auf. Tatsächlich deutet sich ein Stil an, der viel mehr BUZZCOCKS als ABBA ist. Auch im Nachfolger „Ariel“ verfestigt sich das musikalische Gesamtbild auf einen Stil, welcher problemlos gesamte 80er-Jahre-Teenie-Filme untermalen könnte. Eingängige schnelle Gitarrenmelodien und Themen wie Liebe, Gesellschaft und Zukunftsangst runden dieses Paket ab.

Wenn Weichgespültes überzeugt

Den ersten Ohrwurm pflanzt mir „Wash Me With Love“ mit „Blue Citroen“ ins Ohr. Es fällt schwer zu beschreiben was genau diesen Song so besonders macht. Der Refrain ist jedoch einfach zu packend, um nicht mindestens ein leichtes Mitnicken hervorzurufen. Dieser Ohrwurm ist es dann aber auch, welcher „Shanghai“ und „Laundry Day“ leicht in seinem Schatten verschwinden lässt.

Zum Glück bringt „Candy March“ im direkten Anschluss wieder Licht ins Dunkel. Der erste von fünf Bonustrack des Albums überzeugt mit seiner verspielten Bassline und der Vielfalt in der Stimme der Sängerin. Diese weicht hierbei von ihrem eingängigen Klargesang ab und streut gekonnt eine Prise JOAN JETT in diesen und die nächsten Songs ein. Der folgende Track „Eyes“ nimmt diese stimmliche Energie dankend auf und mischt sie mit einer ordentlichen Portion zusätzlichem Tempo. Diese unheimlich groovigen Melodien verleiten tatsächlich beinahe zum Tanzen. Auch der Wunsch, diese Band auch mal Live erleben zu wollen drängt sich dabei immer hartnäckiger in den Vordergrund meines von harter Musik durchzogenen Hirns. 

Weniger ist manchmal mehr

Mit „Boring Party“ drifteten die Finnen anschließend kurzzeitig tiefer in rockigere Gefilde ab, inklusive großartigem Gitarrensolo. Die verschiedenen Stileinflüsse stehen dem gesamten Album, ohne jemals überladen oder gar deplatziert zu wirken. Zusätzlich sind es die alltäglichen Themen der Songs, welche das ganze Album fast schon liebenswürdig erscheinen lassen. Besonders auffällig ist auch, dass das gesamte Album ohne elektronische Hilfsmittel wie beispielsweise Synthesizer auskommt. Diese instrumentale Einfachheit wird ebenfalls im Song „More Trouble“ fortgesetzt. 

Den Abschluss des Albums bildet „Behind Talking Heads + Anguish & Lament“ und rundet den mehr als gelungenen Erstling von PLASTIC TONES mit einem letzten, sich festsetzenden Riff ab. 

 

Hier geht es zu Plastic Tones auf Facebook.

Hier geht es zu Plastic Tones auf Soundcloud.

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Plastic Tones.

 

 

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Plastic Tones

Autorenbewertung

7
Die Frage ob "Wash Me With love" von den PLASTIC TONES ein gutes Album ist, stellt sich zumindest für mich nicht mehr. Die Frage die mich jedoch viel eher beschäftigt, ist, ob man derartige Musik überhaupt noch braucht? Meiner Meinung nach auf alle Fälle! Es reißt mit und sorgt für gute Laune. Wer sagt denn außerdem, dass Musik im Stil von damals keine Chance gegen die heutige hat? Ich bin dann mal wieder "Blue Citroen" hören.
ø 0 / 5 bei 0 Benutzerbewertungen
7 / 10 Punkten

Vorteile

+ eingängige Melodien, welche jedoch nie eintönig werden
+ für Fans von BUZZCOCKS

Nachteile

- nichts für Gegner des Klargesangs und Popmusik
Zusammenfassung
Veröffentlicht
Reviewed Item
Plastic Tones - Wash Me With Love
Bewertung
41star1star1star1stargray

Du liest diesen Beitrag, weil unsere Autoren lieben, was sie tun - wenn du ihre Arbeit liebst, kannst du uns, wie andere schon, unterstützen. Wie? Mit einem kleinen monatlichen Beitrag über silence-magazin@patreon Patreon
letzter Artikel

H.E.A.T. - Diabetes auf CD

nächster Artikel

Zeit für gute Laune! Paddy Wagon Festival 2017

1 Kommentar

  1. 13. Oktober 2017 bei 0:02 — Antworten

    […] Metal-Hörer zu begeistern. Zu der kleinen Band haben gleich zwei Blogs (Bloodrockmedia und Silence-Magazin), die sich gewöhnlich härteren Tönen widmen Artikel geschrieben und ihre Liebe […]

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert