Wer flüchtet ist nie frei – ESCAPE IS NOT FREEDOM
ESCAPE IS NOT FREEDOM – Goldsmith
Veröffentlichungsdatum: 24.02.2017
Dauer: 42:07 Min.
Label: Unsigned
Stil: Sludge/Noise Rock/Alternative
Wer in den Neunzigern groß geworden ist, dem dürften Begriffe wie „Amphetamine Reptile Records“ bekannt vorkommen. Alles was damals schräg, krachig und seltsam lärmte, fand dort seinen Platz. Und ESCAPE IS NOT FREEDOM hätten sich mit „Goldsmith“ auf dem Label nahtlos in den Kader einfügen können. Stellt euch einfach simple Beats vor, die mit gedroppten Klampfen und schiefem Geplärre des Sängers kombiniert werden. Zwar taucht auch ab und an Frauengesang („Annul“) auf, aber irgendwie werde ich nicht warm damit.
Überhaupt ist das Album ein zweischneidiges Schwert, welches manchmal meine volle Aufmerksamkeit hat, nur um mich danach wieder völlig kalt zu lassen. Brachiale Dröhnungen wie „Night Light“ oder „Migraine“ plätten einem schön die Ohren, dass es Günther Jauch grün vor Neid werden lässt. Sumpfige Töne vom Griffbrett stehen ESCAPE IS NOT FREEDOM einfach am besten zu Gesicht, denn dann erinnern die Kerle aus Chicago durchaus an alte Glanztaten von THE MELVINS und frühe SMASHING PUMPKINS.
Schräg, schräger, ESCAPE IS NOT FREEDOM
Abgesehen von den tonnenschweren Saiteneruptionen, beschließt das Trio ihren Sound noch mit noisigem Geklimper aufzulockern. Für mich als Weirdo natürlich ein gefundenes Fressen. Schließlich gibt es nichts Besseres, als einer Band zu frönen, die selbst stolzen „Anti-Hörern“ zuwider sind. „Sodium“ bietet dafür ein hervorragendes Beispiel. Das rollt und grollt einfach nur stumpf im Gehör herum und findet sich bei mir prompt 3 Mal hintereinander im Player.
„Dispossess“ hingegen klingt wie eine gelungene, weibliche Version von JESU. Jetzt macht es auch bei mir klick, denn der Frauengesang passt hier wunderbar. Was besonders bei den Beiträgen von Gastsängerin Emily Jancetic auffällt, ist der komplette Verzicht von anderen Vocals. Für mich insofern ein Pluspunkt, da es genügend Platten gibt, die vor Sessionmitgliedern überquellen, aber man selber ohne einen Blick im Booklet nicht wüsste, wann der oder diejenige zu hören ist. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Doch „Goldsmith“ hebt sich damit ein wenig aus der Masse raus.
Akustische Belästigung findest du HIER
Nicht jeder Schmied ist gesegnet
Was mir bei dem Album leider einen Strich durch die Rechnung macht, ist die Durchschnittlichkeit. Auch wenn mir einige Lieder im Kopf hängen geblieben sind, so überzeugt der Rest leider nicht. Dazu sind die Songs zu unspektakulär geschrieben. Manchmal reichen halt alle Bemühungen nicht aus, um jeden zufriedenzustellen. Das macht „Goldsmith“ zu keinem schlechten Album, nur ist es halt auch nicht besonders auffällig in Form von Songwriting, Klang und Stimme.
Autorenbewertung
Vorteile
+ interessanter Gastgesang
Nachteile
- teilweise unspektakuläre Songs
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