WHISPERED – Metsutan – Songs Of The Void
Veröffentlichungsdatum: 20.05.2016
Dauer: 55:31
Label: REDHOUSE FINLAND MUSIC PUBLISHING
Ehrlich gesagt, Melodic Death Metal aus Asien war noch nie so wirklich mein Fall.
Unter diesem Vorwand hätte ich beinahe wirklich etwas verpasst. WHISPERED sind nämlich wider Erwarten nicht etwa Japaner, sondern waschechte Finnen, und ihr neues Album „Metsutan – Songs Of The Void“ weiß zu überzeugen!
WHISPERED vermischen unverkennbar finnisch klingenden Melodic Death Metal mit asiatischer Feudalzeit-Folklore und gönnen sich hier und da sogar noch den einen oder anderen Power-Metal-Höhenflug. An der hochenergetischen Melodeath-Seite der Musik blicken sofort NORTHER-, KALMAH– oder CHILDREN-OF-BODOM-Einflüsse durch, und Sänger Jouni Valjakka krächzt und growlt, als sei er der Zwillingsbruder von ENSIFERUM-Sänger Petri Lindroos. Die gelegentlich aufblitzenden Power-Metal-Leads sorgen dann an ausgewählten Stellen noch für einen gesunden Drive nach vorne. Obwohl diese Kombination alleine schon ganz gut funktioniert, so ist WHISPEREDs Markenzeichen ein anderer Teil ihrer Musik: Oldschooliger Asia-Folk, konzeptuell kombiniert mit sagenhaften Samurai-Stories. Nun könnte ein erster Gedanke sein: „Okay, lustiges Gimmick, aber wird sowas nicht schnell uninteressant? Ist der Witz nicht nach ein paar Liedern dann auch schon vorbei?“ Falsch geraten! WHISPERED zeigen virtuos, dass sie mittlerweile genau wissen, wie man solche Musik wirkungsvoll in ein Metal-Album einbaut.
Die teilweise filmmusikreifen Orchestrierungen, etwa bei ‚Tsukiakari‘ oder dem elfminütigen Bombast-Monster ‚Bloodred Shores of Enoshima‘, sind für mich persönlich das Highlight des Albums. Sie reichen von epischen Chören in glorreichen Höhen bis hin zu dramatischen Inception-Bläsern – wer in solchen Momenten nicht den Drang verspürt, sein Leben dem Weg des Kriegers – dem Bushidō oder 武士道 – hinzugeben, der hat wahrscheinlich nicht richtig zugehört. Aber nicht alle Lieder halten sich in dem Stil. Kabuki-theatralisch muten zum Beispiel die verdrehten Melodien, Rufe und Background-Hu-Has im Mittelteil von ‚Exile Of The Floating World‘ an. Schon mal Chihiros Reise ins Zauberland gesehen? Hat irgendwie was davon. Während zwischen den Songs Kodo-Trommeln den Energiepegel hochhalten, sorgen auch mal ruhige Zen-Momente für ein entspannendes Yubatake-Bad zwischendurch. Power-Metal-Parts, wie etwa in der zweiten Hälfte von ‚Kensei‘, wecken dann wiederum irgendwie das starke Verlangen, auf der Stelle eine Runde Sonic the Hedgehog oder F-Zero zu zocken.
Der Sound der Platte fällt sehr kraftvoll aus und verbindet die Eastern-Folk-Anleihen mit den Metal-Parts wie Katana mit Wakizashi. Für die volle Wirkung sollte man das Album allerdings bei Möglichkeit auf einer guten Anlage hören, da sonst verschiedene Parts doch schnell etwas überladen wirken könnten oder einige Folk-Klänge in den Gitarren untergehen.
Alles in Allem ist „Metsutan – Songs Of The Void“ ein energiegeladenes und abwechslungsreiches Album, auf dem jeder Song seinen eigenen Flair mitbringt. Die Platte macht ordentlich Spaß, und bei dem einen oder anderen Part konnte ich mir vor lauter Bombast die eine oder andere (selbstverständlich äußerst männliche!) Ehrfurchtsträne nicht verkneifen.
Klischeehaft? Total! Aber verdammt geil. Wenn ihr mich entschuldigt, ich bin auf dem Weg ins nächste Dojo.
Autorenbewertung
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3 Kommentare
[…] stießen sie zuletzt mit ihrem letzten Album “METSUTAN – Songs of The Void” auf offene Ohren, ihr einzigartiger Stil und […]
Vielen vielen Dank für die Review, die Band war mir vorher überhaupt nicht bekannt – womit ich auf jeden Fall was verpasst habe!
Super Artikel, nur minimale Klugscheißer-Bemerkung am Rande, die genannten Trommeln sind keine Kodo-Trommeln, sondern Taiko-Trommeln, Kodo ist eine der am längsten praktizierenden Taiko-Gruppen =)
LG Leo
Danke, gut zu wissen!