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Wie kann man nur so hart entehrt werden?

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Das Metal-Genre kennt viele Legenden, ob lebendig oder bereits verstorben. Man muss nicht einmal Fan der jeweiligen Bands sein, um die besondere Stellung unserer Haupt-Ikonen respektieren zu können. Insbesondere in der zweiten Reihe tummeln sich so viele Gestalten, die von den jeweiligen Fan-Kreisen als Legenden bezeichnet werden, dass man unmöglich alle aufzählen kann. Wenn es nach verschiedenen Youtube-Kommentaren geht, müsste etwa ein Hansi Kürsch als Gott über alle anderen Sänger herrschen, während andere nur den Kopf schütteln und eindeutig auf Dio verweisen. Das illustriert aber nur zu gut, wie viele prominente und talentierte Figuren es im Metal gibt, die von ihren Fans auf Händen getragen werden. Und was für den einen eben Mikael Åkerfeldt darstellt, sieht ein anderer vielleicht in Lars Ulrich.

Chris Holmes

Offensichtlich will von diesem Kuchen jeder ein Stück abhaben und viele fallen unterwegs auch richtig hart auf die Fresse. Beispiel gefällig? Chris Holmes hat insgesamt über zehn Jahre bei W.A.S.P. gespielt und ist somit eindeutig mehr als eine Randnotiz in deren Bandhistorie. Das Problem hierbei: Blackie Lawless ist das Gesicht der Band, während Chris Holmes die (zweite) Gitarre gespielt hat und jetzt auch noch eine längere Sendepause hatte. Was macht er also, um eine neue Karriere aufzubauen? Richtig, er pfeift auf seine Würde und seinen ohnehin angeschlagenen Ruf! Man bestaune nur die Frequenz und Konsequenz, mit welcher Chris Holmes sich selbst dekonstruiert. Gut, was erwartet man auch von jemandem, der einmal im Rahmen einer Dokumentation vollkommen betrunken die eigene Mutter angepöbelt hat? Dabei fing alles noch ganz harmlos mit einigen – sagen wir mal speziellen – Musikvideos wie dem hier verlinkten an. Ok, schlechte Musikvideos haben auch nach wie vor respektierte Institutionen wie ICED EARTH schon verbrochen, das kann man verzeihen.

Ein Verkaufs-Angebot für seinen Wagen hat dann den Verdacht bestärkt, dass es Chris Holmes wohl nicht so gut geht. Auch wenn man seine Musik mag, gibt es der Faszination jedes Mal einen gehörigen Dämpfer, wenn man den Menschen dahinter sieht. Das hätte jemand dem guten Mann sagen sollen, bevor er den bisherigen Höhepunkt seines Comebacks erreicht hat: Holmes Sweet Holmes. Hinter dem genialen Wortspiel verbirgt sich eine Reality-Show, deren Trailer glatt für einen Platz im RTL-Nachmittagsprogramm reichen könnte. Ach, wem mache ich hier etwas vor? Ich freue mich auf das Teil! Wäre ich allerdings kein Trash-Fan, könnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie ich diese Musik dieses Menschen noch ernsthaft hören könnte.

Paul Di’Anno

Genug auf Chris Holmes herumgehackt, es gibt ja noch weitere Fälle von einstigen Legenden oder Anwärtern auf diesen Status, die sich selbst dekonstruiert haben. Einigermaßen aktuell ist da wieder Ex-IRON-MAIDEN-Frontmann Paul Di’Anno, dessen vergebliches Streben nach Anerkennung hinreichend bekannt ist. Dass er mit seiner letzten Band ARCHITECTS OF CHAOZ noch einmal einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, ist wegen der darauffolgenden Trennung wirklich schade. Immerhin scheinen die Streitereien mittlerweile beigelegt zu sein, hat die Band doch trotz vieler unschöner Worte seinerseits noch eine Aktion gestartet, um dem gesundheitlich und finanziell angeschlagenen, ehemaligen Frontmann unter die Arme zu greifen.

Warrel Dane

Auf einem guten Weg in eine ähnliche Richtung ist Warrel Dane, der bis zum Ende der Band bei NEVERMORE gesungen hat. Große Skandale hat es seither zwar nicht gegeben, aber die jüngst durchgeführte „Dead Heart, In A Dead World“-Tour hat nicht nur positive Reaktionen hervorgerufen. Für die einen kommt es einer Gotteslästerung gleich, dieses Material ohne Jeff Loomis aufzuführen, andere wiederum haben einen billigen Weg zum schnellen Geldverdienen gewittert. Über den Auslöser kann spekuliert werden, der Ausgang ist dagegen bekannt: Eine durchaus bemühte Performance, der aber die richtige Chemie fehlte und die einen schrecklich abgemagerten und erschöpft wirkenden Warrel Dane präsentierte.

Ronnie James Dio

Zum Abschluss möchte ich noch einen recht komplexen Fall präsentieren: Ronnie James Dio gehört unumstritten zu den Legenden des Metal. Sein Dahinscheiden im Jahr 2010 wird bis heute bedauert. Natürlich keimt in jedem Fan irgendwo der Wunsch, den Altmeister noch einmal live erleben zu dürfen. Das hat sich wohl auch die Firma Eyellusion gedacht und prompt an einer Lösung gearbeitet. Diese ist auf dem Wacken Open Air 2016 dann auch zum Einsatz gekommen, als ein Hologramm Dios aufgetreten ist. Technisch sicher beeindruckend, bewegt sich die Sache aber auch hart an der Grenze zur Geschmacklosigkeit – andererseits ist Dios Witwe involviert gewesen, die wohl am besten weiß, was sich ihr verstorbener Gatte gewünscht hätte. Aber so richtig verdenken kann man es denjenigen Leuten nicht, die sich daran stören. Irgendwo ist es dann doch ein Geschäft mit dem Tod.

Nun wollen wir es wissen: Welcher Musiker ist eurer Meinung nach am härtesten entehrt worden?


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2 Kommentare

  1. DiegehörnteRatte
    13. Januar 2017 bei 16:42 — Antworten

    Kiske*

  2. DiegehörnteRatte
    13. Januar 2017 bei 16:41 — Antworten

    Michael Kise?

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