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Wie viel Nerd steckt im Metalhead?

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„Du hörst Metal? Du bist doch voll der Nerd!“

Ja, solche Sätze habe ich mir schon ein paarmal anhören müssen. Vor allem dann, wenn man meinen präferierten Musikstil im Zusammenhang mit meinen anderen Interessen betrachtet hat.  Aber ist dieser Grundsatz des Nerdtums in unserer Gesellschaft wirklich so verankert, wenn es um den Metal geht? Lassen wir uns doch einmal rekapitulieren, was das Schlagwort „Nerd“ eigentlich so bedeutet.

Was ursprünglich eher als abwertende Bezeichnung gemeint war, hat sich in den letzten Jahren in unseren Breitengraden fast schon zu einem Kompliment entwickelt, welches sich auf die ausgesprochen ausgeprägte Individualität des Bezeichneten beziehen soll. Was ursprünglich eine Bezeichnung für käsebleiche Kellerkinder war, die den ganzen Tag vorm PC sitzen und Games zocken und sich prima in Informationstechnologie auskennen, wurde zum Modewort und jeder möchte es sein, weil er vielleicht Elbisch lernt, Life-Active-Roleplaying betreibt und sich somit von der Masse abheben möchte. Und was hat das nun alles mit dem Metal zu tun? Ganz einfach! Weil unser Musikgeschmack in der Gesellschaft meines Erachtens einen ähnlichen Stellenwert hat. Es wimmelt nur so von Vourteilen, die Andersartigkeit wird einem sofort aufgedrängt, bekennt man sich öffentlich, oder auch nur im kleinen Rahmen, zu seiner Lieblingsmusik.

DREAM THEATER

Klar, es gibt unter uns Metalheads durchaus Interessengebiete, die in der Szene besonders beliebt sind, wie zum Beispiel die Begeisterung fürs Mittelalter, Fantasy, Okkultismus, Computerspiele et cetera. Das sind alles Themengebiete, mit deren Beschäftigung man von unseren Artgenossen als „Nerd“ oder „Freak“ bezeichnet wird, weil  sie eben nicht in den Horizont eines heutigen Otto Normalverbrauchers passen.

Volksverdummung? Nein, danke!

Im Ernst, ich lese auch lieber ein gutes Buch über Geschichte oder Philosophie, als meinen Altersgenossen zu folgen und das „Dschungelcamp“ anzugucken. Bloß weil Volksverdummung frei Haus ist, heißt das noch lange nicht, dass ich mir das antun muss. Es ist also die Gesellschaft, die uns diesen Stempel aufdrückt, aber an dem uns gegebenen Image ist auch etwas Wahres dran, weil der Metal, so meine bisherigen subjektiven Beobachtungen, eine Art Auffangbecken war für spezielle „Strömungen“, die der Masse bisher nicht so „geheuer“ waren. Somit wurden jene Elemente absorbiert, mit einer Prise Rebellion verfeinert und fertig war eine soziologische Wechselwirkung, die sich gegenseitig beeinflusste.

Das Schlagwort „Nerd“ hat also früher diejenigen beleidigt, die abseits des Mainstreams standen, heute krönt es jene, die in einer künstlich aufgebauschten Individualität leben. Trifft das vielleicht auch teilweise auf den Metal zu? Mag sein. Aber jetzt weiß ich auf jeden Fall, was ich das nächste Mal auf so eine Frage antworte, nämlich: „Ob ich ein Nerd bin? Keine Ahnung! Aber kennst du zufällig den Unterschied zwischen Existenzialontologie und philosophischem Existenzialismus?“

 

 


Anm. d. Red.: Dieser Artikel lag lange (seit Januar) zu Unrecht unbeachtet in unserer Datenbank. Durch Zufall bin ich wieder drauf gestoßen und habe ein richtig schlechtes Gewissen dem Autor gegenüber. Warum und weshalb und was da schief gelaufen ist … ich weiß es nicht. Ich möchte mich hiermit und in aller Form bei Dominik dafür entschuldigen! Und bevor die Pöbelei bezüglich DREAM THEATER los geht: das ist die für mich erträglichste Form des musikalischen Nerdtums, auch wenn Mathcore und ähnlich schräger Unfug den Prog-Dinos sicherlich den Rang diesbezüglich abgelaufen haben.

Renè Daegling | Cheflektor und Gastautorenbetreuung

 


Dies ist ein Gastautoren-Beitrag von: Dominik


 

Special thx to DREAM THEATER, www.mastersinit.org and www.amazingnerds.de


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2 Kommentare

  1. Nalafai
    31. Mai 2017 bei 19:41 — Antworten

    Warum bekomme ich bei diesen Artikel das Gefühl dass der Autor der Meinung ist dass Metal eine Musikrichtung nur für Intellektuelle Leute ist. Das geht ja schon in die Richtung des schrecklichen Hates gegenüber allem was nicht Metal ist… Und natürlich muss hier wieder Dream Theater als die Band der schlauen Köpfe herhalten, steht ja schon in der Anmerkung 😀

    Ebenso: Metal ist heutzutage zu modern und mainstream wie noch nie. Hierbei handelt es sich zwar vor allem um den Metalcore(die Musik der „Hipster“) aber dennoch wird heutzutage keiner mehr komisch angeschaut der Metal hört, im Gegenteil fast jeder mag die eine oder andere Band, wenn es auch nur Disturbed oder Sabaton ist.

    • minuslik
      1. Juni 2017 bei 0:36 — Antworten

      > Warum bekomme ich bei diesen Artikel das Gefühl dass der Autor der Meinung ist dass
      > Metal eine Musikrichtung nur für Intellektuelle Leute ist.

      Weil das ein vollkommen subjektiver Artikel ist, in dem der Autor von sich auf andere schließt? Man kann ja dem Text durchaus zustimmen, wenn man in der Szene ständig auf Studenten und Nerds trifft (ich treffe auch irgendwie ständig auf Informatiker 😉 ), aber als allgemeingültig würde ich das nicht betrachten, zumal man immer im Hinterkopf behalten sollte, dass man sich i. d. R. damit umgibt, was man mag und wenn das verkopfte Metal-Hörer sind. Da ist die Echokammer schnell gezimmert.

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