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WINTERSUN – „Forest Tour“ in Leipzig

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Zum langersehnten dritten Album der Melodic-Death-Metaller von WINTERSUN wurde kurzerhand eine Forest Tour in Europa auf die Beine gestellt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Ich war in Leipzig bei der Extended Show dabei, um euch von diesem Spektakel zu berichten.

Es zieht dunkler Nebel auf – MALLEVS MALEFICARVM

Die Pforten öffnet das Hellraiser pünktlich 19:00 Uhr. Um allerdings das immense Pensum an fünf Bands gewährleisten zu können, wurde ohne große Umschweife kurz nach 19:00 Uhr mit MALLEVS MALEFICARVM der Abend eingeläutet. Live-Sänger der Band ist kein geringerer als Robert „Robse“ Dahn, seines Zeichens Sänger der Folk-Metaller EQUILIBRIUM. Die Band betritt mit klassischem Corpsepaint die Bühne. Das Bühnenlicht hüllt die Herren von MALLEVS MALEFICARVM in einen roten Schleier. Bei so einer Aufmachung handelt sich natürlich um Black Metal, der uns um die Ohren gehauen wird. Allerdings tendiert das Debüt-Album „Homo Homini Lupus“ eher in die melodischen Gefilde des Black Metal. Der Auftritt kann sich schon mal sehen lassen.

Auf zum entern! – THE PRIVATEER

Nach kurzer Umbaupause gehts weiter mit THE PRIVATEER. Der bunte Haufen aus Freiburg präsentiert äußerst tanzbaren Folk Metal im Freibeuter-Gewand. Dementsprechend heiter ist sowohl die Aufmachung als auch die Stimmung auf der Bühne. Ersatz-Sänger Kolai beweist, dass auch seine Stimme der eines Freibeuters würdig ist. Das Repertoire an Songs ist abwechslungsreich und melodische Gesangsparts und eine stimmungsvolle Violine lockern die Atmosphäre auf. Die Band hat eine extrem positive Ausstrahlung auf der Bühne, die förmlich ansteckend ist. Im Vergleich zu anderen Pirate-themed Folk Metal-Bands kommt sie keineswegs albern rüber. Wer sich dem Folk Metal hingezogen fühlt, sollte sich dieses Quintett mal genauer ansehen.

Verrückte Welt – BLACK THERAPY

Mit BLACK THERAPY steht kurz nach 21:00 Uhr die erste Melodic Death Metal-Band auf dem Plan. Musikalisch ordne ich die Herren aus Italien zwischen den Finnen von MORS PRINCIPIUM EST und den Australiern von BE’LAKOR ein. Sänger Giuseppe Massimiliano Di Giorgios Growls sind ungewohnt kratzig und kantig, was aber im Zusammenspiel mit den eingespielten Klavier-Parts sehr stimmig ist. Am besten gefällt mir der Opener „In the Embrace of Sorrow, I Smile“ und ein Cover von „Mad World“, den die Italiener als Abschluss spielen. Die Klavierparts geben den Songs einen Hauch von Traurigkeit, die durch die barschen Vocals aufgebrochen werden. Das rote und blaue Licht unterstützt die Melancholie der Songs. Die Band setzt optisch auf Authenzität und verzichtet vollständig auf Stage-Outfits, treten aber geschlossenen in üblicher schwarzer Kleidung auf. Mit zwei Studio-Alben sind BLACK THERAPY noch recht unbekannt, man sollte diese Melodic-Deather aber auf jeden Fall im Auge behalten.

True Finnish Samurai Metal – WHISPERED

Während BLACK THERAPY komplett auf Stage-Outfits verzichten, gehört die „Verkleidung“ bei WHISPERED zum Konzept. Die Herren aus Finnland verbinden melodischen Death Metal mit Folk-Elementen aus der japanischen Kultur. Ähnlich wie die Kollegen von CHTHONIC aus Taiwan (mittels Erhu) und den Chinesen EGO FALL (mittels Morin khuur) werden die folkigen Klänge durch altertümliche, asiatische Instrumente erzeugt – im Fall von WHISPERED durch ein Shamisen. Das War Paint der Band erinnert eher an weiße Masken mit rot-schwarzer Verzierung. Die Kleidung ist an die Gesichtsbemalung angepasst und stellt bei näherem Hinsehen alte Samurai-Rüstungen dar. Selbst das Arbeitsgerät von Sänger und Gitarrist Jouni Valjakka trägt die Farben der Band, die damit auf jeden Fall meinen persönlichen Style-Contest des Abends gewinnen. Was es mit dem Style eigentlich auf sich hat, verriet uns Jouni dann im Interview vor Ort.

Mit dem Song „Strike“ des neuen Albums „Metsutan – Songs of the Void“ eröffnete die Band ihre Show und konnte auf jeden Fall gut Stimmung machen. „Hold the Sword“ ist für mich das besondere Highlight, da er als Song vom zweiten Album „Shogunate Macabre“ deutlich melodischer ist. Die Show ist so energiegeladen, dass der Drummer beim nächsten Song mittendrin plötzlich vergisst, welches Lied er spielen soll. Zu diesem kleinen Patzer muss man allerdings sagen, dass der eigentliche Drummer Jussi Kallava für die Tour unpässlich war und man somit nur 2 Monate Vorbereitungszeit mit dem Ersatz-Drummer Ukri Suvilehto hatte. Alle anderen Songs klappten dann aber wieder hervorragend und das Missgeschick war schnell vergessen.

Der Wald wird abgeholzt – WINTERSUN

Gegen 23 Uhr wird klar, wofür die meisten Leute ins Hellraiser gepilgert sind. Zum Start von WINTERSUN ist der Laden gerammelt voll. Passenderweise beginnt die Show mit dem Song „Awaken from the Dark Slumber (Spring)“. Diesen Songtitel finde ich äußerst treffend. Hat die Schaffenszeit für ihr zweites und drittes Album doch mehr als 12 Jahre verschlungen. Mit „Beyond the Dark Sun“, „Wintermadness“ und „Starchild“ spielt die Band Klassiker von ihrem Debüt-Album „Wintersun“ und alle sind extrem aus dem Häuschen. Sänger Jari Mäenpää konzentriert sich auf der Tour ausschließlich aufs Singen und überlässt das Gitarrespielen lieber seinen Kollegen. Und das tut dem Auftritt auch richtig gut. Jari rennt auf und ab und überträgt seine positive Energie mittels energischen Handbewegungen auf das Publikum. Treffenderweise wurde er bei YouTube dafür als Winter Wizard bezeichnet.

Mit „Eternal Darkness (Autumn)“ wird zum Schluss noch ein neuer Song gespielt. Ich bin sichtlich überrascht. Der Song ist zwar melodisch, aber die Vocal-Parts sind deutlich aggressiver. Diese Black Metal-artigen Screams stehen WINTERSUN verdammt gut und ich schätze die Abwechslung, die die Band auf die Bühne zaubert. Auch hier sei gesagt, dass die Band auf ihren Drummer Kai Hahto wegen einer Handverletzung verzichten musste. Mit Rolf Pilve von STRATOVARIUS und Heikki Saari von FINNTROLL konnte WINTERSUN gleich zwei exzellente Drummer als Ersatz engagieren. Letzterer war in Leipzig aktiv und hat einen absolut sauberen Job gemacht.

Was mir bei der Show besonders auffällt, ist der klare Sound. Kein Track klingt verwaschen und nahezu perfekt. Bis zum 10. Oktober läuft die Tour noch, leider sind die 3 Termine in Deutschland bereits Geschichte. Die Show hat sich auf jeden Fall mehr als gelohnt, wer also nicht dabei war, darf sich jetzt ärgern. Ihr habt auf jeden Fall was verpasst.

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Steffi Unger

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