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Wolfszeit 2016
Es gibt Festivals und es gibt Festivals…die Logik dieser Aussage ist enorm. Besser gesagt: Die Atmosphäre von Festival zu Festival ist so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Nachdem ich dieses Jahr schon bei mehreren Festivals war, muss ich eins sagen: Das Wolfszeit-Festival hat für mich wahrlich das schönste Gelände, welches man in unseren Landen finden kann.
Zum 10.Wolfszeit sind knapp 2000 Besucher in unser romantisches Thüringen gepilgert, um eine heitere Auswahl an Black und Pagan Bands zu feiern und zu erleben.
Mit der SILENCE-Bande am Mittwoch angekommen, erliegen wir erstmal bei einem Sektchen der Sonne und dem grandiosen Umfeld. Der Standaufbau stellt sich als schwere intellektuelle Herausforderung dar, welche allerdings unter den anerkennenden (oder „Oh Gott, Studenten!“) Blicken der Security bravourös gemeistert wurde. Nach dieser, an Körper und Geist zehrenden, Höchstleistung muss natürlich erstmal wieder die ideale Betriebstemperatur erreicht werden. Abkühlen! Bier! Kalt! Sofort!
Schneller als gedacht ist es schon Donnerstag und am SILENCE-Stand steppt der Bär bei Pfeffi, Kirsch und dummen Sprüchen. Nach dem ersten Ansturm auf das Festivalmerch, legte die erste Band los: FROZEN GATE aus der Schweiz liefern straighten Black Metal der Marke BEHEMOTH. Die Show der Jungs ist ziemlich professionell, allerdings stört es mich, dass unbedingt vor jedes Lied ein Intro muss.
THORMESIS, mit ihrem Black Metal (!!!) à la EISREGEN, kann ich ein „gut gespielt“ attestieren, doch der Klargesang raubt mir die Geduld und ich mache es dem Publikum gleich und wandle mit den Schatten. Die enorme Hitze lässt einen fantasieren und ich erkenne bei FIMBULVET die Schlagerwelt in paganer Form, irgendwie seltsam.
Nach einer kleinen Abkühlung stehen schon NACHTBLUT auf der Bühne. Mit dem Eyes Wide Shut-Intro erwarte ich vieles, aber nicht den kleinen Vampir, der mir vom schönen Tod erzählt und dabei aussieht wie die Hexe Baba Jaga aus dem Ruhrgebiet. Spätestens mit ihrer Ansage „Checkt uns bei Facebook“ entferne ich mich von der Bühne und verstecke mich mit viel Knoblauch am SILENCE-Sicherheitsstand.
Zu IMPERIUM DEKADENZ stehe ich pünktlich wieder vor der überdimensionalen Bühne, die perfekter nicht hätte sein können. Die Black Metal-Bayern verzaubern das anwesende Publikum mit ihrer pechschwarzen Atmosphäre und beschwören die Nacht herauf, großes Kino.
Dann wird es dunkel und die Wölfe von VARG kriechen aus dem Unterholz. Ich muss leider gestehen: ich war noch nie ein großer Fan dieser Band. Aber was VARG live abliefern, ist der Wahnsinn! Die erste Band, der man die Spielfreude richtig ansieht, zockt ein Set mit einer beeindruckenden Lichtshow und einem mächtigen Sound. Sänger Freki hat die Massen im Griff und bringt alle Wolfsjünger zum Heulen. EISREGEN haben dann leider nur noch das Nachsehen. Zwar bringt uns der Tod aus Thüringen seine Standardhits, kann aber im Vergleich zu VARG nicht mithalten.
Im Laufe der Nacht verwandelt sich das SILENCE-Zelt zum geheimen Partytreffpunkt, wo sich Musiker, Veranstalter anderer großer Events, die Soundguys und auch ein paar … mit einmal ist es hell.
Der Freitag kommt erneut mit viel Sonne und dem Opener STRYDEGOR, die genau wie die folgenden THRUDVANGAR den Leuten noch mehr einheizen. Es sind nur wenige Fans vor der Bühne, was der jetzt schon extremen Hitze geschuldet ist. Doch die, die da sind, feiern frenetisch.
Als nächstes kommt mein persönliches kleines Highlight: FIRTAN! Die Jungs zeigen, wie Black Metal anno 2016 klingt: roh, verspielt, harmonisch und unglaublich atmosphärisch. Zum ersten Mal steht selbst das Publikum in der Sonne und streckt die Teufelshörner gen Himmel. Manchmal ist Musik einfach nur geil, ohne Wenn und Aber.
Bei WOLFCHANT bin ich leider zu weit von der Bühne entfernt, da ich dem Geruch von Zlivovice nachgehe und prompt bei ARKONA lande. Diese legen eine hervorragende Show hin und Sängerin Marscha hält das Zepter fest in der Hand und lässt ein klein wenig von der russischen Seele in unsere Herzen.
Danach wird es schwarz, tiefschwarz und es ertönt des weiß gemalten schönster Ruf: Black Metal ist Krieg! NARGAROTH betreten die Bühne. Brennende Kreuze und eine brennende Monitorbox lassen die Jungs im richtigen Licht wandeln. Selbst Ash ist gut drauf und verkündet erstmal: „Wir sind Graveland aus Polen.“ Auch die frenetischen „Ash“-Rufe eines einzelnen Herren blieben nicht ungehört. „Was ’n los?“, wollte der Gerufene wissen. Die Antwort blieb man ihm leider schuldig. Mir ist das ein wenig zu viel und ich bereite mich auf SÓLSTAFIR vor. Was soll man zu dieser Band noch sagen? Die Isländer klingen wie auf Platte und wirklich jeder ist absolut verzaubert. Ich bin zutiefst berührt und kann nichts mehr dazu sagen, außer Danke.
Mittlerweile hat die Hitze und die Autogrammstunden das SILENCE-Team ziemlich übermannt und es geht in Richtung Partybühne. Da endet auch mein Freitag, irgendwo im Unterholz des Waldes.
Am letzten Tag heißt es Kräfte sammeln und die Sonnenmilch einfach mal trinken. Mit der Pioniereisenbahn schaue ich mir das gesamte Gelände an und kann mich gar nicht daran sattsehen, wie verträumt die beiden Zeltplätze inmitten der Bäume sind.
DVALIN starten recht holprig in den Tag und rufen zur Schlacht, angesichts des Wetters schaffen es aber nur wenige aus dem Schatten heraus. Anders sieht es mit OBSCURITY aus, ihr Death-Black-Metal trifft den Nerv der Leute und es wird rasant voll. Die ganze Band schlägt ein wie eine Wasserbombe und lässt keinen Nacken stillstehen. XIV DARK CENTURIES rufen die alten Götter zum Gebet und beschwören die alte Zeit des Stahls. Meine Verehrung gilt hierbei Gitarrist Roman, der hier 300% gibt, bei ca. 50°C auf der Bühne, Respekt!
Lustig ist es, wenn eine Band ihr Intro vergisst, so müssen HEIMDALLS WACHT kurz zu ihrem Merchandise, um sich das Intro von CD abzuholen. Mein Aufenthalt vor der Bühne ist von kurzer Dauer, da ich am Bierstand ein wichtiges Treffen habe – mit kaltem Bier. Leider gehen mir dadurch auch die Jungs von BLACK MESSIAH am Ohr vorbei. Man munkelt, es war gut, ich weiß es leider nicht. Bevor die Heimreise ansteht, will ich mir noch URFAUST anschauen. Ich war bisher nie auf einer Wellenlänge mit dieser Band und ich kann auch sagen warum. Weil es nervtötende Musik ist. Geschmack ist halt von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Mein Verlangen nach SATYRICON konnte ich nicht stillen. Die Hitze, der Alkohol, das Feiern und die unglaublich netten Menschen haben mir sämtliche Kräfte entzogen und so verlasse ich wehmütig das Festival. Auf ein Neues: 2017…
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