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Wolfszeit 2018 – Teil 1 – Wenn die Wölfe rufen

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Legenden behaupten: Erst, wenn der letzte Weg gegangen, der letzte Fluss durchquert und der letzte Berg erklommen ist… Dann bist du auf dem Gelände des Wolfszeit Open Airs.

Na gut, zumindest habe ich mich so gefühlt. Zu Fuß von Crispendorf aus mit Sack und Pack, stets wohlgeleitet von Google Maps durch das Geäst des thüringischen Hinterwaldes – nicht gerade das, was ich mir unter einer Festivalanfahrt vorstelle. Kurz vor der Angst verlässt mich dann auch wie alle Beteiligten der Handyempfang. Aber darauf muss man sich wohl einstellen, wann immer man das Ferienland Crispendorf betritt. Hier fühlt sich eben alles ein bisschen „Neunziger“ an – oder sogar noch älter. Und das liegt nicht nur an der Abgeschnittenheit, nein: Das ehemalige Pionierlager glänzt nur so vor DDR-Charme. Obendrauf noch eine Bühne und gute Mucke, schon hat man einen außergewöhnlichen Abschluss für die Open Air-Saison. Das Wolfszeit 2018 kann kommen!

Donnerstag: Kaum da, schon mittendrin

Eben noch eine Lücke im Zeltgewusel entdeckt, schon geht es vor zum Opener: MAAHES, die nicht ganz so ägyptischen Bayern, starten das Wolfszeit dieses Jahr besonders düster und kultig. Schon bekannt als Samstags-Eröffner vom Ragnarök diesen Jahres (HIER findet ihr den Bericht), gibt es von den mumifizierten Mythologie-Fans angenehmen, nicht ganz so schmutzigen Black Metal mit Themeneinflüssen aus allen möglichen Hochkulturmythen. Benannt nach einer Löwengottheit aus dem Alten Ägypten, spielen die Jungs klare, durchdringende Lines von ihren Brettern, die so gar nicht von gestern sind. Das begeistert auch einige nicht so Black Metal-affine Besucher.

THORONDIR

Mit an Bord ist meine Kollegin Sophia, die sich besonders mit den schönen Pagan- und Folklore-Dudeleien auskennt. Sie hat einen scharfen Blick auf die nächste Truppe geworfen, die die Bühne bevölkert: THORONDIR.

Sophia: Mit ungefähr 50 Leuten vor der Bühne sind die meisten Wolfszeit-Besucher wohl immer noch nicht ganz ausgeschlafen – und deshalb verpassen sie leider einen großartigen Auftritt!

THORONDIR

 

 

Die lustigen bayrischen Ansagen zwischendurch sind eine willkommene Abwechslung zum sehr gitarrenlastigen Sound mit einem sehr energiegeladenen Sänger. Vergleichsweise ist hier viel Bewegung auf der Bühne und die Synergie zwischen den Bandmitgliedern ist eindeutig spürbar.

Durch schöne, tanzbare Melodeien wie „Midsommar“ werden nun auch die letzten verkaterten Schlafmützen mit Humpa-Rhythmen und folklorischen Einflüssen aus den Zelten geholt. Obwohl ich beim FOH stehe, ist das Keyboard leider sehr laut und der Gesang nicht richtig zu verstehen. Das finde ich schade, sonst hätten die Texte sicherlich eher zum Mitsingen eingeladen.

Was wollen wir? Black Metal!

Steffi: Gerade noch eine frische Brause organisiert, da wird das Wetter langsam eklig. Fast genauso eklig, wie die Stimme des TOTENGEFLÜSTER-Sängers mit dem griffigen Namen Narbengrund Nihilis klingt. Aber wenn die kein Aushängeschild für die sympathischen, groovigen Black Metaler ist, dann weiß ich auch nicht.

TOTENGEFLÜSTER
WELICORUSS

Von oben bis unten mit Kontrastfarben beschmieren, Patronengurte und Killernieten zurechtrücken und jetzt bitte recht unfreundlich: So machen die Jungs (und Mädel) von TOTENGEFLÜSTER die Black Metal liebende Masse glücklich. Die meisten Songs, die aus den Verstärkern ballern, stammen von der im letzten Jahr erschienenen Platte „Im Nebel der Vergänglichkeit“ und beweisen, dass sie auch live als echte Ohrwürmer taugen. Lediglich die ins Mikro geekelten Ansagen lassen einen irgendwie an der Ernsthaftigkeit der Sache zweifeln.

WELICORUSS

 

 


Sophia:
Weiter geht es direkt mit den Symphonic Black Metalern der russischen Band WELICORUSS. Gleich drei frische Songs stehen heute auf der Setlist. Die neue Platte heißt übrigens „Siberian Heathen Horde“ und wird das vierte Album der Band. WELICORUSS bringen mit den langen, düsteren Einspielern und harten Rifss eine eisige Atmosphäre aus dem Nordosten mit und ziehen gleich mehrere hundert Besucher vor die Bühne, darunter sogar einige Fans mit Corpsepaint im WELICORUSS-Stil. Und auch dem anhaltenden Regen halten die begeisterten Fans mühelos stand. Feiern kann man in Russland, soviel ist klar!

Wir können auch Pagan

ASENBLUT-Sänger Tetzel

Ein eher ungewöhnliches Bühnenbild gibt es dann auch bei ASENBLUT. Neben Sänger Tetzel wirken zwar die meisten Leute eher mickrig – doch der (scheinbar noch recht neue) Gitarrist Stan ist tatsächlich erst 19 Jahre alt und optisch ein krasser Gegensatz zu Tetzel. Am Brett liefert er allerdings kompromisslos ab und ist damit der ASENBLUT-Klampfenlegende Claus Cleinkrieg ein ebenbürtiger Beistand.

ASENBLUT-Gitarrist Stan

Zu hören gibt es noch relativ neues Material wie „Die Legende“ und „Heldenbürde“, aber auch ältere Tracks wie „Helden des ewigen Sturms“ haben es auf die Setlist geschafft. Insgesamt wird ein eher langsameres, aber klang- und stimmungsstarkes Set von den modernen Wikingern um Schrankformat-Sänger Tetzel abgeliefert. Der stellt im Backstage direkt seine Fähigkeiten unter Beweis, als er einen Mann auf einer Hand bis zur Decke hebt. Das muss man erstmal nachmachen.

Seine Schonzeit hält allerdings nicht lange an, schließlich geht es gleich danach wieder zu HARPYIE auf die Bühne, die auch den Titel „Berserker“ spielen, in dem Tetzel die namensgebende Rolle spielt. Natürlich erscheint aber HARPYIE-Sänger Aello erst im klassischen Vogelkostüm mit flugähnlichen Bewegungen auf der Bühne. Mit einem langen epischen Intro, viel Lichtshow und tiefen Bässen, die die Bühne beben ließen, heizen die Folk-Rocker der Menge ein.

HARPYE mit Tetzel

Ursprünglich hatte ich fast mit einer übertriebenen Comedy-Strategie der Band gerechnet, doch HARPYIE erweisen sich als ernstzunehmende Gäste mit tiefsinnigen Texten und tanzbaren Rhythmen. Es herrscht rundum gute Stimmung, vor allem durch das wunderbare Geigenspiel von Mechthild, die viel Bewegung auf die Bühne bringt und natürlich auch viele Blicke auf sich zieht. Ein Lob an die Tontechnik, die der Band nochmal eine Portion Härte draufgegeben hat!

Legenden ohne Ende

EISREGEN

Eben noch einen kleinen Happen gegönnt, schon geben sich zum dritten Mal in der Wolfszeit-Existenz EISREGEN die Klinke in die Hand. Was soll ich sagen – EISREGEN gehört zum Wolfszeit wie ein Mettbrötchen zum Frühstück. Entweder man liebt es, oder man lässt es. Und EISREGEN lieben es, zu provozieren. Vom neuesten Album gibt es gleich eine ganze Ladung frischer Songs, wie „Satan liebt dich“ und das Medley aus all ihren verbotenen Liedern „13 russische Krebsschweine“, so zum Beispiel mit dem Song „Krebs macht frei“. Ein Medley könne man ihnen ja angeblich nicht verbieten. Aber natürlich gibt es eine schöne Portion Klassiker, unter anderem „Elektrohexe“, „1000 tote Nutten“ und „Panzerschokolade“. Das zahlreich erschienene Publikum feiert die Thüringer – und sie mit ihnen.

MARDUK

Steffi: Dieser Donnerstag endet – wie sollte es auch anders sein – mit einem Knall. MARDUK bevölkern die Bühne. Zumindest darf man das glauben, denn außer den dichtesten Nebel des Tages gibt es tatsächlich kaum etwas zu sehen. Da macht Fotos machen besonders Spaß! Der Party tut das aber keinen Abbruch: MARDUK ballern einen Hit nach dem anderen von der Bühne, man startet mit „Panzerdivision“, schmückt sich mit „Frontschwein“ und mit „The Blond Beast“ gibt es kurz vor Schluss noch eine Gelegenheit zum abgrooven.

Der Sound stimmt auch, es scheint bloß jemand auf dem Lautstärkeregler ausgerutscht zu sein. Viele Besucher beschweren sich im Nachhinein über den mitgelieferten Hörschaden, das fetzt natürlich nicht. Also nicht vergessen, Kinder: Gehörschutz ist wichtig! Selbst, wenn die Panzerdivision vorbeirollt, gibt es nichts fescheres, als neonfarbene Farbtupfer, die aus den Ohren ragen!

Für die Feierwütigen geht es jetzt noch zur „Aftershowparty“ in einer der Baracken. Na gut, so richtig Partyfeeling kommt hier nicht auf – also ins Zelt gekuschelt und ordentlich in die Decken einmummeln, denn eins liegt in der Luft: Der Sommer ist vorbei. Und wir sollen erst noch erfahren, wie sehr.

Freitag: Zwischen Vogelgezwitscher und Signalhorn

Was ist der Vorteil eines kalten Festivals? Richtig: Man wird nicht von der erdrückenden Hitze geweckt. Was ist der Nachteil am Wolfszeit? Die Tschu-Tschu-Bahn tut ihr übriges. Wer schon mal auf dem Wolfszeit war oder das Gelände von anderen Veranstaltungen kennt, dem dürfte die kleine rote Bimmelbahn, die sich bimmelnd ihren Weg durch das Feriendorf bahnt, auf jeden Fall ein Begriff sein. Und dabei zieht sie Waggons voller Schwarzgekleideter mit ungefähr derselben Zahl an Guten-Morgen-Bieren hinter sich her.

CONVICTIVE

Ein lustiges Bild und eine noch lustigere Geräuschkulisse, wenn man sein Zelt unwissend in unmittelbarer Nähe der Schienen aufschlägt. Und so krieche ich gezwungenermaßen aus dem Zelt und sehe, wie meine Kollegin Sophia in einem der Waggons winkend an mir vorbeirollt. Na gut, dann eben fix unter die Dusche und vor zur Bühne, die erste Band wartet!

CONVICTIVE

CONVICTIVE heißen meine Überraschung des Tages. Die noch recht junge Post Black Metal-Formation aus Duisburg präsentiert in aller Schönheit die Potentiale ihrer Existenz. Charismatische Bandmitglieder, starke Songs und eine gefühlvolle Sängerin, die das Gesamtbild von CONVICTIVE abrundet und ihren Schmerz nur so ins Mikro brüllt. Wer das verpasst hat, ist selbst schuld – vor allem deshalb, weil Sängerin Jalina die Band kürzlich verlassen hat. Wie auch immer es mit CONVICTIVE weitergeht, in der Wolfszeit-Formation werden wir sie wohl nicht mehr zu sehen bekommen. Schade.

Kirchenkritik und Weltschmerz

ABROGATION

Sophia: Mein Freitag startet mit einem theatralischen Melodrama. ABROGATION behandeln in ihren Texten vor allem das Thema Religion. So kommt Sänger Fenris mit einer Bibel auf die Bühne und hält sie zuerst falsch herum (höhö, slow clap). Musikalisch wird aber vor allem eine klasse Gitarrenarbeit abgeliefert und der deutsche Gesang mit den tiefergehenden Themen steht im Vordergrund.

FIRTAN

Die schweren, tragenden Riffs stehen nach den super verständlichen Vocals hinten an und unterstützen das bedrückende Gefühl, dass die Band aus den Boxen quellen lässt. Scheinbar haben ABROGATION es sich zum Ziel gemacht, das Christentum verarschen. Schließlich kommt Sänger Fenris während der Show mit einem Kreuz auf die Bühne, das mit Lichterketten geschmückt ist und sagt, dass er unsere Bürde in Jesus Namen trägt, er Gott sei – und wir seien er? Das ist mir dann doch ein bisschen zu hoch. Weiter im Text.

FIRTAN

Steffi: Für mich steht jetzt ein kleines Herzensprojekt auf der Bühne. Überraschend früh spielen heute FIRTAN ihr Set auf der Wolfszeitbühne im thüringischen Hinterland. Alles in allem ein Auftritt, wie man ihn von den Jungs kennt: Es gibt atmosphärischen Pagan Black Metal auf die Ohren, Sänger Philip zeigt mal wieder, was gesangstechnisch alles in ihm steckt und auch der noch relativ neue Gitarrist Chris hat sich mittlerweile fest in die Band eingefügt und zeigt als einziger von den dreckbeschmierten Gesellen auch ab und zu mal mit einem Grinsen, welche Freude ihm die Musik bereitet.

Lediglich der Sound hapert an vielen Stellen gewaltig und einige Klassiker wie „Seelenfänger“ fehlen. Dafür gibt’s wiederum viel Material von der neuen Scheibe „Okeanos“ als Ausgleich, auch nett. FIRTAN spalten die Zuhörer seit eh und je, für die Fans war es aber ein guter, wenngleich nicht der spektakulärste Auftritt des Jahres.

Finster, böse und gemein! … ein bisschen wenigstens

EARTH SHIP

Sophia: EARTH SHIP sind definitiv eines meiner diesjährigen Highlights. Und damit habe ich nun so gar nicht gerechnet! Eine Doom-Sludge-Band auf dem Wolfszeit? Klingt verrückt, ist aber wahr. Und die ist auch noch richtig gut! Nicht nur, dass EARTH SHIP Abwechslung in das Line-Up bringen, die langsamen, tragenden Doom-Klänge lassen mich und die Umstehenden mal so richtig entspannen.

Zwischendurch mangelt es den Songs gerne mal etwas an Kurzweiligkeit. Aber das konnten die drei Musiker aus Berlin mit klasse Gitarrensoli und verfrickelten Schlagzeugparts schnell wieder ausgleichen. Insgesamt legen die Jungs auf jeden Fall einen super Auftritt hin und hätten definitiv mehr Publikum verdient.  Im 5. Oktober erscheint übrigens die neuste EARTH SHIP-Platte „Resonant Sun“.

EARTH SHIP
AU DESSUS

Entspannt läuft auch das Post Black Metal-Set der Truppe AU-DESSUS. Das Bühnenbild ist recht schlicht gehalten und die Bandmitglieder erscheinen mit tief ins Gesicht gezogenen schwarzen Kutten auf der Bühne – so richtig schön finster eben. Unter den dominanten Gitarren geht leider der Gesang manchmal verloren und die einfachen Tonabfolgen sind mir auf Dauer doch etwas zu langweilig. Im Wechsel gibt es immer mal wieder ordentliches Geschrammel und doomige Passagen. Am Sound an sich gab es aber nichts zu meckern. Ist halt Geschmackssache.

 

UNLIGHT

 

Steffi: Gleichsam finster – sogar namentlich – geht es mit UNLIGHT weiter. Die Black-Thrasher-Legenden aus dem Schwarzwald legen ein starkes Brett hin, das Nackenwirbelfrakturen garantiert. Sänger Blaspherion gibt sich dabei geübt als Bühnensau und bietet dabei den Fotografen mit seinen verqueren Gesichtsausdrücken das eine oder andere nette Motiv zum Knipsen. Zu späterer Stunde hätte sich die von der Bühne quellende Atmosphäre sicherlich noch etwas besser ausbreiten können. An der Bandleistung gibt’s aber nix zu meckern: UNLIGHT sind solide, böse und spucken im Dauerlauf schnelle und packende Riffs von der Bühne wie eine von Dämonen besessene Waschmaschine. Top!

Auf die sanfte(re) Tour

NOMANS LAND

Sophia: Ganz andere Seiten zieht als nächstes die russischen Viking Metal-Formation NOMANS LAND auf, die seit Anfang des Jahres mit einem neuen Line-Up unterwegs ist und schon eine Woche zuvor auf dem Barther Metal Open Air zu sehen war. Ihre Texte beschäftigen sich hauptsächlich mit Mythologie, gewürzt mit eingängigen Riffs. Hier sieht das Bühnenbild zwar ganz schön vernebelt aus, das harmoniert aber gut mit der dazugehörigen Lichtshow. Der klare Gesang und die Texte stehen hier natürlich im Vordergrund, während die Gitarren das ganze untermalen und tragen.

EKTOMORF

Für meinen Fall wäre hier ein bisschen mehr Bewegung seitens der Musiker bis hin zur Bühnenshow angebracht. Empfehlen kann ich die Band aufgrund des schönen klaren Gesangs vor allem HEIDEVOLK-Fans. Hier gibt es auf jeden Fall viel zum Headbangen und mindestens genauso viel Nebel – aber so ist das halt auf dem Wolfszeit. Dafür kommt die Band aber fast völlig ohne Sampler aus, yey!

Wie jetzt? EKTOMORF auf dem Wolfszeit? Wie ist es denn dazu gekommen? Gleich mal Veranstalter Philipp gefragt: Er wollte er auch mal eine Band spielen lassen, die er selbst cool findet und die zur Auflockerung beiträgt. Was soll man sagen: Der Plan geht auf! Überwältigende Publikumsmassen strömen zur Bühne. Bühnenshow gibt es bei EKTOMORF natürlich wie immer und vor allem auch viel Gehüpfe für alle Besucher. Mich überrascht immer wieder, wie die Jungs so viel Hass und Power in die Tracks gesteckt bekommen und diese geballte Energie dann noch auf das Publikum übertragen können.

Ruderboot und Schwarzlichtgewitter: Bühnenshow können wir!

DIE APOKALYPTISCHEN REITER
DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Steffi: Wer heute Abend aber den Pokal des Publikumslieblings mit nach Hause tragen darf, klärt sich binnen Minuten vor der nächsten Show, als die Leute in den ersten Reihen anfangen, sich gegenseitig die Füße platt zu treten. Richtig, DIE APOKALYTISCHEN REITER sind am Start! Ein Headliner, der vielleicht nicht unbedingt ins Wolfszeit-Konzept passt, aber auf jeden Fall das Potential hat, heute richtig abzuräumen. Und schon geht es mit dem „Der rote Reiter“-Titeltrack „Wir sind zurück“ in die Vollen, die Power der legendären Weimarer Formation schießt ekstatisch aus den Verstärkern und reißt das Publikum binnen weniger Sekunden mit sich. Kaum sind die ersten 3 Songs vorüber, sehe ich mein Schicksal schon besiegelt, als ich zu „Reitermania“ in eines der schwarzen Gummiboote steige, die die REITER zu ihren Open Air Gigs so gerne in die Masse schieben und um die Wette fahren lassen.

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Und, was soll ich sagen? Ich habe sogar gewonnen! Und einen Adrenalinschub in den Adern, der für die nächsten 14 Tage ausreicht. Schnell zurück vor die Bühne und die Energie des restlichen Auftritts aufgesaugen. Mittlerweile fängt es wie verrückt an zu schütten, ich schütze meine Kamera mit meiner Mütze und werde selbst nass bis auf die Haut. Abhilfe kommt da zum Glück von der durchaus wärmenden Pyrotechnik, die die dazugehörige Schwarzlichtshow nur noch imposanter wirken lässt. Was für ein Auftritt! Das ist nur noch schwer zu schlagen.

Klitschnasse Massen und kvltige Messen

BATUSHKA

Zum Glück bedient die letzte Band ein völlig anderes Genre. BATUSHKA stehen jetzt auf dem Plan, eine ideale Gelegenheit, um vom gerade erlebten Trip sanft herunterzukommen. Vom Himmel schüttet es nach wie vor hemmungslos und so wundert es niemanden, dass die Masse vor der Bühne doch etwas ausdünnt. Trotzdem harren eine ganze Menge Besucher noch vor der Bühne aus, um sich das Schauspiel zu geben, was da gleich auf der Bühne stattfinden wird. In meinen Augen sind BATUSHKA eine Band, die man sich einmal anschauen kann – und danach nichts Neues mehr erwarten darf. Die Show beginnt (wie so oft) mit einer gnadenlosen Verspätung, was die tapfere Meute vor der Bühne doch etwas abstraft.

Noch schlimmer wird es, als der mysteriöse Frontmann der Band in Bischofskutte seine Messe begehen will, die gefühlten 2 Millionen Kerzen, die er dazu auf der Bühne anzündet, vom Wind und Regen aber immer wieder ausgeblasen werden. „Das geht natürlich nicht!“, scheint er sich zu denken, und schreitet nochmal 3 Runden über die Bühne, um besagte Kerzen wieder anzuzünden, während sich das Publikum vor Nässe und Kälte schon fast wieder trocken zittert.

BATUSHKA

Dann geht es endlich los – und wer gewartet hat, wird mit grandiosem Sound und dem gewohnt finsteren und kvltigen Black Metal der ganzkörperverhüllten Prozession belohnt. Die wirkt (wie gewohnt) inmitten all der aufgebahrten Schädel (die wohl angeblich sogar echt sind), des Gebetspultes, des Weihrauchs und der Tausenden von Kerzen natürlich ganz besonders überwältigend und mythisch. Auch der verhüllte „Mönchschor“ am Bühnenrand unterstreicht natürlich das Gesamtfeeling.

Nichts destotrotz habe ich all das schon ein paar Male gesehen. Deshalb mache ich mich nach ein paar Songs schleunigst ins Hotel auf, um mit den REITERN ihren Open Air-Abschluss zu begehen (und zu begießen). Da ist es zumindest trocken und der Abend endet sehr angenehm mit Gelächter und Anekdoten.

Gespannt auf den zweiten Teil? Wir auch! Den findet ihr HIER!


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1 Kommentar

  1. […] Donnerstag und Freitag auf dem Wolfszeit sind dir durch die Lappen gegangen? HIER findest du den ersten Teil unseres […]

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