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Xandria „Theater Of Dimensions“: Nichts für zwischendurch!
XANDRIA – Theater Of Dimensions
Veröffentlichungsdatum: 27.01.2017
Dauer: 74:33 Min.
Label: Napalm Records
Genre: Symphonic Metal
Jau, das ist mal ne Ansage! Ein Album über eineinviertel Stunden trauen sich mittlerweile ja nur noch die wenigsten. XANDRIA ist bekannt dafür, Alben mit einer Laufzeit von über einer Stunde zu produzieren, stellt hier aber dennoch einen bandeigenen Rekord auf. Dann lehne ich mich mal zurück und genieße die Show!
Nachdem ich in der letzten Zeit einige Reviews aus dem Symphonic-Sektor schreiben durfte – so z.B. zu DIABULUS IN MUSICA und HYDRA – lerne ich umso mehr, was ich an XANDRIA so zu schätzen weiß – den Gesang! Diannes Stimme haut rein und wird wieder sehr gut in Szene gesetzt. Nach dem Beginn mit „Where The Heart Is Home“ ist es der zweite Titel „Death To The Holy“, der mir zum ersten Mal richtig Freude bereitet. Man prescht mit relativ schnellen, für XANDRIA-Verhältnisse fast schon fröhlichen, Gesangspassagen dahin, unterbrochen von ernsteren Abschnitten unter Einsatz von Chor und düsterem Sprechgesang der Frontsängerin. Auch „Forsaken Love“ legt einen romantisch-fröhlichen Charakter an den Tag. Während des einfach gehaltenen, trotzdessen aber eingängigen Refrains kann ich schon vor mir sehen, wie die Fans auf Konzerten ihre Arme schwenken.
Nächster Höhepunkt der CD ist das vorab veröffentlichte „We Are Murderers (We All)“. Ich will ehrlich sein: sowohl Sound als auch Thema machten mich zunächst sehr skeptisch. Gesellschaftskritik in der Musik nehme ich selten ernst, da sie in meinen Augen oftmals sehr halbherzig daherkommt und scheinbar irgendwie „in“ geworden ist – man schaue sich zum Beispiel „Armageddon“ von EQUILIBRIUM an, wo dieses Thema mir das ganze Album versaut hat, weils für mich einfach unglaubwürdig rüberkommt. Da XANDRIA aber insgesamt Musik macht, die einem eher düsteren Charakter entspricht, kann das Thema etwas besser wirken. Begeistert bin ich immer noch nicht, aber auch nicht völlig abgeturnt – was schon einen enormen Erfolg darstellt! Das Lied selbst wird mit jedem Durchlauf besser und kann gerade dadurch punkten, dass es so unkonventionell ist – es gefällt mir, wie man Björn Strid von SOILWORK eingebaut hat und man eher punktuell Akzente setzt, statt gesanglich die ganze Zeit voll durchzuziehen.
Je später das Album, umso stärker die Gäste
„Dark Night Of The Soul“ hätte ich fast als nicht erwähnenswert übersprungen – wäre da nicht die letzte Minute! Da dreht Dianne nämlich nochmal richtig auf und zeigt, welche Kraft in ihrer Stimme steckt. Grandios! Den nächsten Gastbeitrag gibt es übrigens auf „Ship Of Doom“ – diesmal ist Ross Thompson von VAN CANTO an der Reihe. Aufgrund der Hintergrundchöre, des Einsatzes von Ross´ rauer Stimme und des lockeren Refrains gelingt es, das seemännische Flair gut einzufangen, ohne dabei zu sehr vom eigenen Stil abzuweichen. Der Song ist es definitiv wert, mal reinzuhören!
Weder das langsame „Céilí“, noch das sehr getragene „Song For Sorrow And Woe“ versetzt mich allzu sehr in Ekstase. In „Burn Me“ soll mich der nächste Gastauftritt erwarten – diesmal darf Zaher Zorgati von MYRATH dem Titel seinen Stempel aufdrücken, deshalb spitze ich die Ohren mit hohen Erwartungen. Und tatsächlich setzt der Sänger interessante Akzente – man braucht sich nicht lange zu fragen, was MYRATH mit der Stilangabe „Tunisian Metal“ meint.
Bei „Queen Of Hearts Reborn“ handelt es sich um einen sauberen Song mit wenig Bombast, bei dem man sich wieder viel auf Diannes Stimme stützt. Doch eigentlich interessiert mich das gar nicht mehr so richtig, denn danach steht endlich der fast fünfzehnminütige Titeltrack an. Eigentlich bin ich kein Freund von solch langen Titeln, da diese immer ein hohes Risiko bergen, auf halber Strecke langweilig zu werden. Da Steven mir im Interview aber versicherte, man habe alles in den Track gesteckt, was irgendwie ging, freue ich mich auf das große Finale und bin offen dafür, mich mitreißen zu lassen.
Der Einstieg in den Titeltrack „A Theater Of Dimensions“ geschieht seicht und balladesk. Nach zwei Minuten beginnt man, mit Trommlern und Geigen langsam Spannung aufzubauen. Nach einem weiteren ruhigen Zwischenteil beginnen Frontsängerin und Chor, Kraft in den Song zu legen. Beim erzählerischen Teil der Figur nimmt man meiner Meinung nach einen Gang zu viel raus, legt danach aber immerhin richtig los und setzt mit Henning Basse von FIREWIND nochmals einen Gastsänger ein, der es schafft, den Song düsterer zu gestalten. Äußerst gut gelingt ein Abschnitt, in dem er zuerst allein singt und sich immer mehr Stimmen dazu gesellen, sodass wir irgendwann den dreistimmigen Henning hören, der letztendlich von Dianne unterstützt und dann abgelöst wird. Der Spannung des Titels ist das an dieser Stelle wirklich förderlich. Trotzdem hatte ich mir etwas anderes versprochen – etwas Episches, Gänsehaut bereitendes. Der letzte Teil geht in die richtige Richtung und legt nochmal eine kleine Schippe drauf, kann das Ruder insgesamt aber nicht mehr völlig herumreißen. Ein gelungenes Finale, das allerdings weniger pompös ausgefallen ist, als ich mir erhofft hatte.
Autorenbewertung
Vorteile
+ hochkarätige Gastbeiträge
+ starker Leadgesang von Dianne
Nachteile
- braucht viel Zeit, um Wirkung zu entfalten
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