Youth Fountain – Wertvolle Erinnerungen
YOUTH FOUNTAIN – „Keepsakes & Reminders“
Veröffentlichungsdatum: 05.11.2021
Länge: 43:38
Label: Pure Noise Records
Genre: Pop-Punk
Zugegeben, mein persönlicher Veröffentlichungskalender war dieses Jahr eher leer und viele spannende Alben habe ich einfach verpennt – Asche über mein Haupt. Allerdings habe ich mir den November schon rechtzeitig rot angestrichen, um meine persönlichen Highlights nicht zu verpassen. Nicht, dass ich tatsächlich den Release von FINAL FANTASY XIV: Endwalker verschlafen würde. Ups, ich schweife schon wieder ab – ihr wisst ja, der Hype und so. Neben Endwalker habe ich nämlich noch ein weiteres November-Highlight: Das neue YOUTH FOUNTAIN Album „Keepsakes & Reminders“! Wer regelmäßig unseren Musicfriday verfolgt, dem ist YOUTH FOUNTAIN sicherlich nicht unbekannt. Die bisherigen Singles „Peace Offering“, „Scavenger“ und „My Mental Health/Century“ haben die Spannung auf „Keepsakes & Reminders“ ordentlich gesteigert. Hier könnt ihr erfahren, ob sich die Vorfreude gelohnt hat.
Taschentücher bereithalten – Es wird emotional
„My Mental Health“ fungiert in Kombination mit „Century“ als ausgiebiges Intro von „Keepsakes & Reminders“. Auf dem vorherigen Album „Letters to Our Former Selves“ findet sich mit „Helpless“ und „Letters to Our Former Selves“ übrigens eine ähnliche Songkombination. YOUTH FOUNTAIN bleiben sich also ihren eigenen Strukturen treu. „My Mental Health/Century“ wurde als ein Song veröffentlicht und gibt eindrucksvoll die Stimmung des Albums vor: Ehrlich, tiefgründig und von eigenen Dämonen wie Angst und Depression inspiriert. Der erste Teil des Songs ist sehr melodisch, TYLERS Gesang eher sanft und von Streichern untermalt, wodurch „My Mental Health“ nahtlos in „Century“ übergeht. Letzterer folgt einer einfachen und mitreißenden Melodie. Dazu kommen verschiedene Gesangsebenen und eingängiger Gitarrensound, der dem Song zusammen mit den Lyrics umso atmosphärischer macht.
Der Gitarrensound am Anfang von „Hideaway“ erscheint beinahe fröhlich und positiv, entpuppt sich aber schnell als Gefühlsachterbahn. Der Song spielt mit verschiedenen Tempi und erinnert eher an Punk anstatt Pop-Punk. Mit seiner kurzen Spielzeit von 2:12 Minuten prasselt „Hideaway“ regelrecht auf den Hörer ein und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Tatsächlich habe ich mir „Hideaway“ zwei, drei Mal hintereinander gehört, um den Song ‚verarbeiten‘ zu können – wow! Mit der bereits veröffentlichten Single „Peace Offering“ wird es wieder ruhiger und melodischer – quasi eine kleine Pause nach einem Hochenergie-Song wie „Hideaway“. Der Gesang in „Peace Offering“ ist größtenteils sanfter und wird nur Stellenweise durch Screams unterstützt, wodurch die emotionalen Lyrics noch besser vermittelt werden. Alles in allem ein gelungener Melodic Pop-Punk Song.
Balladenstimmung oder: Wer schneidet hier Zwiebeln?
„Reminders“ ist ein kurzer, instrumentaler Interlude, der gleichzeitig den kommenden Song „Dark Grey“ einleitet. „Dark Grey“ ist mit 4:54 der längste Song des Albums und greift die Melodie des einleitenden „Reminders“ auf. Im direkten Vergleich zu anderen Songs des Albums wirkt der Gesang von Frontman und Gitarristen TYLER in diesem Song sehr sanft. Durch die cleanen Gitarren kommt und den einnehmenden Gesang kommt der Refrain von „Dark Grey“ nahezu episch daher – schneidet hier jemand Zwiebeln?! „Dark Grey“ erinnert an ältere Pop-Punk Balladen und ist eines der Highlights der Platte. Ist der spontane Schweißausbruch in den Augen gestoppt, geht es weiter mit meinem Lieblingssong und Anspieltipp von „Keepsakes & Reminders“, „Vertigo“! Ein alternativer Titel wäre ‚Die Rückkehr der einfachen, aber mitreißenden Melodie‘! Das Lied ist dominiert von älteren Pop-Punk Einflüssen, präsentiert diese aber in modernem Gewand. Auch in „Vertigo“ werden Screams benutzt um den Lyrics noch die Extraportion Gefühl zu verleihen.
„Aimless“ prescht mit schnellem Punk-Rock Sound nach vorn. Die Kombination aus Screams und Klargesang vermittelt sowohl Emotion als auch Aggression, wobei „Aimless“ vor allem zum Ende hin beinahe düster und melancholisch wirkt. Ähnlich wie „Hideaway“ ist „Aimless“ also eine Achterbahn der Gefühle. „Nosedive“ kommt minimal zahmer daher. Das erzielt vor allem der ruhige, melodische Teil am Anfang und vor dem letzten Refrain. Tatsächlich lässt sich dieses Muster mehrfach auf dem Album finden. Sicherlich kann so eine ähnliche Songstruktur unter Umständen schnell langweilig und repetitiv wirken. YOUTH FOUNTAIN schaffen es aber diesen Aufbau immer wieder spannend und einprägsam zu gestalten. „Mishap“ zeichnet sich durch eine eingängige Pop-Punk Melodie aus, der durch die Gitarren noch ein trauriger Unterton verleiht wird. Erneut passend zu den Lyrics, die dadurch perfekt mit dem Song harmonieren. Übrigens findet sich auch hier das eben angesprochene Muster – YOUTH FOUNTAIN haben definitiv ihren Stil gefunden.
Wichtige Botschaften musikalisch verpackt
„Jinxed“ ist der ‚fröhliche‘ Moment der Platte und sticht dadurch hervor. Insgesamt erinnert der positive Sound von „Jinxed“ an Pop-Punk Songs der frühen 2000er Jahre. Eine Überraschung auf dem Album und eine gelungene Abwechslung! Der Titel „Take One Capsule A Day“ lässt erahnen, dass die positive Stimmung nicht lange anhält und es schnell wieder ernst wird. Ob beabsichtigt oder nicht, YOUTH FOUNTAIN schaffen es damit, die Eindrücke von Depressionen gut zu vermitteln. „Take One Capsule A Day“ kombiniert Synthesizer und den Sound mehrerer Gitarren um eine nachdenkliche Melodie zu kreieren. Vor allem der langsame, schwere Refrain und die intensiven Vocals am Ende des Songs vermitteln die sehr persönlich Botschaft der Lyrics. Depressionen und Angstzustände sind das zentrale Thema von „Keepsakes & Reminders“. Die Schwierigkeiten und Probleme die dadurch entstehen, werden musikalisch sehr gut vermittelt, wodurch das Album umso nachempfindbarer und authentischer wird.
„Scavenger“ liefert DAS Gitarrenintro des Albums schlechthin und ist der absolute Moshpit-Garant für zukünftige Liveauftritte. Die kombinierten Vocals verdeutlichen noch einmal den für YOUTH FOUNTAIN charakteristischen Stil und macht den Song umso mitreißender. Vor allem der – im Vergleich zu anderen Song – noch einmal rohere Gesang lässt „Scavenger“ beim Hören unter die Haut gehen. „Keepsakes & Reminders“ endet mit „Keepsake“ mit einem schnellen Punk-Rock Song, der irgendwie ‚aufbauend‘ wirkt. Wieder spielen YOUTH FOUNTAIN mit dem Tempo des Song, wodurch sich die Stimmung oft verändert und dem Song viele Ebenen verleiht. „Keepsake“ ist ein intensiver Ausklang und eine mitreißende Hörerfahrung. Ja, erwischt, ich habe auch hier mehrfach auf ‚Repeat‘ gedrückt.
Ach, nachdem ich hier schon von Konzerten und Moshpit-Garanten rede, YOUTH FOUNTAIN tourt im nächsten Jahr Europa und das Vereinigte Königreich! Im Februar 2022 begleitet die Band CORY WELLS als Special Guest und spielt dabei mehrere Konzerte in Deutschland. Tickets gibt es wie üblich bei den bekannten Vorverkaufsstellen eurer Wahl.
Fazit
YOUTH FOUNTAIN liefern mit „Keepsakes & Reminders“ satte 14 Songs, die schonungslos ehrlich und persönlich sind. Gerade das macht die Platte für mich unheimlich authentisch und mitreißend. Der Sound der kanadischen Pop-Punk Band vermittelt die komplizierten Gefühle äußerst eingängig. Gerade diese Kombination macht „Keepsakes & Reminders“ unheimlich nachempfindbar oder ‚relatable‘, und das Album für mich so besonders. Selbstverständlich ist das eine ganz persönliche Angelegenheit, weshalb ich auch über kleine ‚Makel‘ wie ähnliche Songstrukturen hinwegsehen kann. „Keepsakes & Reminders“ ist keine Pop-Punk Revolution – muss es auch nicht. Für mich ist es alles in allem ein sehr beührendes, persönliches Album, welches eine wichtige Botschaft vermittelt. In diesem Sinne: Passt gut auf euch auf!
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Autorenbewertung
Vorteile
+ Mitreißender, interessanter Sound, der das Album nicht Langweilig werden lässt
+ Geschickte Kombination aus alten und neuen Einflüssen des Genres
+ Charakteristische, intensive Vocals, die sehr gut mit den Lyrics harmonieren
+ Großes Live-Potenzial!
Nachteile
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1 Kommentar
[…] und überzeugt auf ganzer Linie. Ein detailliertes Review der Platte findet ihr übrigens hier. Zusätzlich liefern YOUTH FOUNTAIN noch ein frischen Lyricvideo zum […]