Die Zukunft des DOOM-METAL?
Man vergisst leicht, mit dem Blick gen Norden oder Osten gerichtet, dass es südlich der Alpen noch etwas anderes gibt als den Papst. Für mich war Italien immer voller zu Unrecht verkannter Bands und neuerdings auch einzigartiger Newcomer. ENISUM zum Beispiel.
Vor zwei Wochen gesellte sich ein weiterer Name auf meine Liste der Bands, die ich unbedingt supporten muss: MESSA.
Ich kaufe mir selten Doom-Metal Alben. SEHR SELTEN. Bei „Belfry“ von MESSA musste ich allerdings zuschlagen.
Beeindruckt hat mich zu allererst das Cover mit dem signifikanten Wahrzeichen des Reschensees in Südtirol. Dort versank 1950 unter Anderem der Ort Graun in den Fluten eines Stausees, der bereits während des faschistischen Regimes geplant worden war. Übrig blieb nur der denkmalgeschützte Kirchturm des Ortes. Dieses surreale Bild türmt für sich schon eine ganze Flut an Gedanken und Gefühlen auf. Vor Allem düstere Gedanken. Geheimnisvoll und mystisch erstreckt sich das sakrale Bauwerk eines alpinen Atlantis in den abendbehauchten Himmel, während sich im Hintergrund ein unheilschwangeres Gewitter ankündigt. Die Uhr des Turms gleichsam als Bestandteil einer diabolischen Liturgie, eines Ritus, der für den Betrachter, ebenso wie das Mauerwerk – nicht erreichbar ist.
Mit „Alba“ startet „Belfry“ dieses Album genau so, wie man es erwartet hätte. Mit Drone. Pure Atmosphäre wühlt sich tief in deine Synapsen und presst deine Lungen zusammen, bis du endlich nach über 4:30 Min in eine etwas gelöstere Retro-Doom Atmosphäre entlassen wirst.
Der Retrohype langweilt mich.Kunst kann meiner Meinung nach NIEMALS die Kopie als oberste Prämisse haben. Retro-Stile bezeichnen für mich den Tod der Kultur – wie der Klassizismus. Deswegen gibt es für mich auch keine Berechtigung für die Band BLUES PILLS.
MESSA schaffen jedoch das, was ich mir von Kunst wünsche: Sie greifen sich Stile, Ideen, Konzepte und Instrumente (Saxophon z.B) und kreieren etwas völlig Eigenes, Angsteinflößendes und Dichtes. Sie brauchen wie in „Tomba“ nicht einmal Instrumente, um ihre Motive dem Hörer nachvollziehbar zu präsentieren.
Der Name der Band, der tatsächlich die katholische Messe bezeichnet, könnte nicht besser gewählt sein! Man versinkt in eine Art geistige Umnebelung und der jenseitige Singsang von Sängerin Sara trägt viel zur Wirkung der Doomkapelle aus Padua bei.
Ich würde mich weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass es eines der besten Doom Metal Alben ist, die ich je gehört habe und ich bin in diesem Genre mehr als skeptisch. Für Fans von ELECTRIC WIZARD (zu denen sich die Band vermutlich selber auch zählt) ist dieses Album eine klare Kaufempfehlung. Naja, eher ein Befehl. Hier kaufen.
Für mich ist dieses Album ein ganz klarer Meilenstein und so ein Album als Erstlingswerk in die Welt zu gießen, macht es der Band in Zukunft vermutlich nicht einfach, schließlich werden sie sich immer daran messen lassen müssen. Und für mich nun alle anderen Doom-Metal Bands auch.
(Und falls ihr es noch nicht mitbekommen haben solltet: Ich möchte mich persönlich dafür einsetzen, dass diese Band bekannt wird. Darum: Beitrag teilen wenn es euch gefällt!!)
„Belfry“ (Glockenturm) von MESSA
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4 Kommentare
[…] Völlig richtig! Das Review zum Debütalbum der Italiener war einer der ersten Artikel überhaupt (hier findet ihr ihn nochmal). Schon damals war Alex mehr als begeistert von dieser Doom-Formation, auch […]
Mein erster Eindruck nach kurzem reinhören ist doch sehr positiv!
daumen hoch.
GEIL! Wie auf ihrer bandcamp Seite erwähnt erinnert mich das ganze sehr an Windhand. Vll auch ein Tipp für dich/euch.
Hattest du nicht mal in einem deiner Videos die Band Kadavar positiv erwähnt? Zählen die nicht genauso zum Retrohype? Ansonsten schöner Artikel, werd bald mal in die Scheibe reinhören.