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Zwischen Folk und dunklen Klängen – Eisheilige Nacht in Potsdam

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Bereits zum achten Mal laden SUBWAY TO SALLY am 30.12. in die Potsdamer Metropolishalle ein, wo die alljährliche Tour der Eisheiligen Nächte traditionell ihren Abschluss findet. Das Gebäude steht auf dem Filmgelände der ehemaligen UFA, in unmittelbarer Nähe zu großer Zeitgeschichte (hier steht der Löwenzahn-Bauwagen!) und neben einem, dem entsprechenden SUBWAY TO SALLY-Song angemessenen, Pappmaché-Vulkan. Mittlerweile hat sich die Veranstaltung zu einer Art Institution gemausert und ist in der an Metal nicht reichen Region eine echte Größe geworden.

Dieses Mal konnte ich mich ganz auf den Kameragraben und die Fotos konzentrieren, denn dankenswerterweise hat mein Begleiter Martin den Bericht für euch verfasst!

Eisheilige Nacht 2016 (7 von 62)

Den Anfang machen heute Abend VROUDENSPIL und haben damit die etwas undankbare Aufgabe, das Publikum in Empfang zu nehmen und warmzulaufen. Die siebenköpfige Truppe spielt ohne E-Gitarren und dafür mit Schalmei folkig-fröhliche Kost. Es mag daran liegen, dass die meisten Zuschauer gerade erst eintröpfeln oder daran, dass die Lufttemperatur in der Halle noch eher pullovertauglich ist. Jedenfalls will der Funke nicht recht überspringen. Die Aufforderung zur Wall of Death kommt nicht nur zu früh am Abend, sondern auch zu eher unpassender musikalischer Begleitung und verläuft irgendwo im Sande. Als VROUDENSPIL nach nicht einmal einer halben Stunde die Bühne verlassen, bleibt es bei einem freundlichen aber nicht euphorischen Applaus.

Als nächstes sind LORD OF THE LOST an der Reihe. Vielseitiger düsterer Rock mit Electroanleihen, streckenweise massiv partytauglich, kein bisschen Langeweile, ein Keyboarder im Einhornkostüm, so lässt sich die Show zusammenfassen. Licht und Ton sind – wie sonst auch den gesamten Abend lang – bestens und runden den gelungenen Auftritt ab.

Eisheilige Nacht 2016 (13 von 62)

Es folgen ELUVEITIE. Die Schweizer Folk Metaller um Chris Glanzmann haben gerade erst dieses Jahr einen Großteil ihrer Besetzung gewechselt. Etwas ungewöhnlich wirkt es ja schon, vor einer Band zu stehen, die man im vorigen Jahr noch mit ganz anderen Gesichtern gesehen hat. Musikalisch tut es der Sache jedoch keinen Abbruch und der Auftritt wirkt souverän wie eh und je. Die Stimmung ist mittlerweile merklich aufgeheizt und wer (angesichts der eher romantischen Töne des Headliners) keinen brauchbaren Moshpit oder eine Wall of Death erwartet hatte, irrt. Nur der Versuch, beim Ohrwurm „Inis Mona“ dem Publikum das Singen zu überlassen, funktioniert (wie sonst auch) ziemlich genau gar nicht. Spaß macht es trotzdem.

Zwischen den Auftritten liegt genug Zeit um sich mit Essen und Trinken einzudecken, das kulinarische Angebot ist dank eines Grills durchaus brauchbar. Überhaupt gefällt die Organisation und die früheren Einlassschlangen in der Kälte und Staus an der Garderobe gehören der Vergangenheit an.

Damit geht es zum Headliner SUBWAY TO SALLY und erst jetzt ist die Halle gefühlt wirklich voll. Zu sehen ist auf dieser Tour zum ersten Mal Neuzugang Ally Storch, die Frau Schmitt an der Geige ablöst und einen gelungenen Einstand abgibt.

Viel zu sagen gibt es sonst nicht über den Auftritt – die Band macht was sie kann und das einfach gut. Zwischen „Kleid aus Rosen“, „Sieben“ und Seefahrerromantik hat das Set eine starke Schlagseite Richtung älterer Songs. Aber genau dafür ist das Publikum ja auch gekommen und bei wiederholtem Besuch kennt der geneigte Zuschauer nicht nur die Menschen auf der Bühne, sondern findet auch davor so manch alte Bekanntschaft wieder.

Eisheilige Nacht 2016 (54 von 62)

Am Ende verlangt wie üblich ein vielstimmiger Chor „Julia und die Räuber“, in dessen Text zwar von einer Julia keine Spur zu finden ist, die blutsaufenden Räuber hingegen umso öfter vorkommen. Dass es gut gewesen sein muss, das zeigt schon die allgemeine Heiserkeit im Raum – hinzukommen auch noch überraschende Rhythmusprobleme in den Sprechchören und so schaut Gitarrist Bodenski schon fast mitleidig als er letzte Mitsinginstruktionen zum Finale gibt. Dafür dürfen dann auch alle anderen Bands nochmal mit auf die Bühne um abzutanzen und das in Kostümen, die von Weihnachtsmannmütze bis hin zu Superheldenshirts viel sehenswerten Blödsinn umfassen.

Damit geht dann die Eisheilige Nacht als gelungener Abend zu Ende. Und die Frage, ob es eine Nächste geben wird, ist – natürlich – auch schon mit ‚ja‘ zu beantworten. Mit dabei sind dann MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, FEUERSCHWANZ und MONO INC.

Wer auf der Suche nach Überraschungen und musikalischen Experimenten ist, für den sind die Eisheiligen Nächte wohl nicht das Richtige. Denn auch die technisch starke Umsetzung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ablauf, Songauswahl seitens SUBWAY TO SALLY und selbst Eric Fishs Zwischenansagen schon fast traditionellen Charakter haben. Aber Rituale sind ja eigentlich auch was Wichtiges und geben Menschen das schöne Gefühl von Vertrautheit. Und jetzt los und noch schnell den Alkoholeinkauf planen, in nicht mal 24 Stunden muss man ja schließlich mit James und Miss Sophie um die Wette trinken…

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