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Braucht kein Mensch – sinnlose Fanartikel
Neulich habe ich mal wieder in den schier endlosen Weiten des Internets nach neuen Alben gesucht und natürlich gab es da genügend Kram, der mich nicht interessiert hat oder ein fassungsloses Kopfschütteln bei mir erzeugte, weil ihn keiner wirklich braucht.
Und was für welchen! Abseits der Musik ist es heute vollkommen natürlich, den potenten Hörer auch mit anderweitigen Goodies und Merch zu beglücken, anscheinend reicht es den meisten Kunden (und das sind wir am Ende alle) nicht mehr aus, den Fokus auf die Musik zu legen. Sei es ein Digipack, welches sich zu einem (umgedrehten) Kreuz ausklappen lässt, oder einfach nur farbiges Vinyl, das angeblich auf wenige 100 Stück „limitiert“ ist. Die Palette reicht 2017 mehr denn je von amüsantem Kram bis hin zu völlig sinnlosem Schnickschnack, den keine Sau wirklich braucht und der am Ende im Regal hoffnungslos einstaubt.
Da gibt es zum Beispiel das Kugellabyrinth zum Album von IN FLAMES für sagenhafte 50 Euro. Wer von euch braucht das? Doch nicht so viele, ich dachte es mir. Wer von euch hat schon mal die unechte Granate aus dem „Walpurgis Rites-Hexenwahn“-Album von BELPHEGOR nach jemandem geworfen und Krieg gespielt? Keiner? Wundert mich nicht.
Da kann ich es sogar verstehen (manchmal zumindest), warum sich der ein oder andere den Minipanzer zum neuen SABATON-Release gegönnt hat. Da haben auch die Kinder Spaß dran. Kostet euch aber starke 146 Euro.
Was gibt es denn noch so an außergewöhnlichem Merch? Dinge wie ein Schal, ne Kaffeetasse oder Bikinis sind ja schon gewöhnliche Dinge. Da muss doch noch was zu finden sein. Außergewöhnlich teuer für meinen Geschmack sind auf jeden Fall Holzboxen, die lediglich aus dem aktuellen Album plus Sticker und Autogrammkarte bestehen. Da wird der Fan ordentlich über den Tisch gezogen. Und wenn ich mich noch nicht unbeliebt genug gemacht habe, dann jetzt. Ich finde auch Canvas-Editionen schwachsinnig. Kauft doch lieber direkt vom Künstler eine Kopie.
Bitte habt Nachsicht mit mir und meinem „Mimimi“, ich kaufe auch solchen Tand. Aber nicht für einen völlig überteuerten Preis. Zum Beispiel hat die Berliner Band 100.000 TONNEN KRUPPSTAHL (bester Name EU West) in ihrem Merchandise-Sortiment ne kleine Plastikmülltonne mit Logo rausgebracht. Damit kann ich auch was anfangen, obwohl das Teil schnell überquillt und oft als Stifthalter fungiert. Hat mich aber nur 8 Tacken gekostet, inklusive dem Album, das mit Schleifpapier auf dem Cover mein Herz gewann. Völlig sinnlos, aber ich feier das.
Warum braucht der Fan das?
Seien wir doch ehrlich, da spricht einfach nur der Sammlerinstinkt aus uns heraus, ist doch so ein Teil streng begrenzt, und bevor wir diese „einmalige“ Chance verpassen, wird der Schund gekauft und wir dürfen uns für eine kurze Weile daran erfreuen. Natürlich unterstützen wir damit unsere geliebten Bands und Künstler. Das möchte doch jeder von uns. Aber braucht man jeden Output für so viel Geld?
Die (für mich) noch wichtigere Frage dabei ist:
Wieso produzieren Musiker so was?
Antwort: Weil heute jede Band, die professionell agieren will, sich aus der Masse herausheben muss und natürlich, weil die Nachfrage da ist. Hast du keine außergewöhnlichen Merkmale neben der Musik (völlig überbewertet!), gehst du schneller unter als ein Mafiosi mit Schwimmflügeln aus Zement. Traurig aber wahr. Durch schräge Einzelstücke wie das Kugellabyrinth oder einen Stahlhelm erarbeitest du dir einen Wiedererkennungswert, und wenn keiner außer dir diese Masche fährt, umso besser.
Keine Sorge, jeder von uns hat seine Hobbys. Natürlich habe ich nicht ernsthaft etwas gegen Leute, die den Panzer, oder meinetwegen eine Wäscheklammer mit Bandlogo im „Super-Deluxe-Canvas-Digipack“ im Regal liegen haben. Nur denkt beim nächsten Kauf etwas darüber nach, ob ihr das auch wirklich braucht. Danach könnt ihr immer noch beherzt zugreifen und eure Wohnung nach belieben verschönern oder (wie ich) verhunzen.
Welcher Artikel fehlt eurer Meinung nach in diesem Artikel? Oder habt ihr Verbesserungen parat? Lasst es mich wissen und schreibt eure Gedanken dazu.
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