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Core Classics #15 – Every Time I Die
Hier bekommt ihr eure wöchentliche Dosis an Metalcore-Alben mit Legenden-Status. Viele Vorurteile gegenüber dieser Musikrichtung konnten ja bereits schon ausgelöscht werden. Und genau deswegen gibt es jetzt auch diese Kolumne, denn ich kann sie schreiben und mich danach immer noch auf die Straße trauen!
EVERY TIME I DIE – Hot Damn!
Veröffentlichungsdatum: 01.07.2003
Länge: 27:09 Min.
Label: Ferret Records
Im Jahr meiner Geburt gründeten Giganten eine Band, die noch bis zum heutigen Tag – trotz einiger Wechsel an Schlagzeug und Bass – besteht. Auch wenn sie sich immer mehr vom Mathcore-Sound entfernten und sich stärker dem Southern Rock und klassischem Hardcore hingaben, gibt es immer mal wieder Songs, die an ihre Anfänge erinnerten. Mit „Hot Damn!“ machten die lebenslustigen Rocker einen ersten Umbruch in ihrer Diskografie. Da war ich noch nicht einmal fünf Jahre alt! Dennoch begeistert dieses Album auch heute nicht nur Fans, sondern auch die Band selbst. Und es gibt kaum Metalcore-Bands, die so lang bestehen und sich dann noch positiv über ihre alten Laster äußern können. Dazu passt folgendes Zitat, welches ich frei Schnauze noch aus Internet-Kommentaren in Erinnerung habe:
Erinnert ihr euch daran, als EVERY TIME I DIE grauenhafte Musik gemacht hat? Ja, ich mich auch nicht.
Schon zu Beginn wurde sehr viel gefriemelt und man versuchte wohl Mathcore-Legenden nachzueifern, die ich hier nicht alle namentlich erwähnen will. Hart und gefüllt mit Breakdowns ist das, was die Entwicklung dann mit „Hot Damn!“ ausspuckte.
Die seichten Töne sind auf diesem Album lediglich im klaren Gesang ab und an wiederzufinden. Wer erwartet, kompromisslos an die harten Aspekte des Metalcores herangeführt zu werden, der ist mit diesen musikalischen Sahneschnitten gut bedient. Schließlich gibt es viele Gehörgang-Zerfetzer wie „Ebolarama“. Zu der musikalischen Attitüde passen die Texte sehr gut. Wem vulgäre und garstige Wortfetzen, die auf den ersten Blick nicht viele Zusammenhänge aufweisen, gefallen, fühlt sich bei so ziemlich jedem Lied wohl.
Schon fast berühmt ist der Breakdown auf „Floater“, denn dieser wummert so richtig. Von den anderen Zusammenbrüchen in den Songs kann man aber immer genau das Gleiche sagen. Doch an diesem Punkt hapert es leider auch, weil die Individualität vieler Lieder flöten geht, wenn Breakdown auf Breakdown sich immer wieder gleich anhört. Die Riffs an sich wirken gewählter verteilt, als auf den folgenden Alben. Ihre Ausdruckskraft behalten sie trotzdem bei, denn sie bleiben simpel. Trotz einer so kurzen Spielzeit schafft es das Album, sich „vollkommen“ anzuhören. Wer das Gegenteil vermutet, kann sich gern vom Gegenteil überzeugen. Hätte man jedoch Pausen zum Durchatmen verteilt, sähe das ganz anders aus. Daher ziehe ich meinen Hut vor dem, vielleicht auf den ersten Blick, nicht so durchdachten Songwriting.
Die spaßigen, teils Two-Step-induzierenden Schlagzeug-Beats regen nicht zum Nachdenken an, aber das sollen sie auch gar nicht. Ähnlich wie die Texte wurden sie mit den Veröffentlichungen immer durchdachter und ernster. Hier dreht es sich zu Recht nur um den Spaß, der definitiv nicht zu kurz kommt. Sowohl Metalheads als auch Hardcore-Fans bekommen ihre ordentliche Portion Bewegung ab. Trotzdem muss ich zugeben, dass mein Nacken von den späteren Alben geprägt wurde. Ein Einblick in das Repertoire lohnt sich nicht bei allen Bands, es sei denn, ein Sänger wie Keith Buckley ist am Werk. Der Mann, der heute mit seinen ehrlichen und emotionalen Texten komplette Welten umwerfen kann, ist damals augenscheinlich ständig in Feierlaune. Seine Stimme ist zudem viel jünger und klingt meines Erachtens nach unverbraucht, unbedacht und unwirscher. Für ihn war die Zeit in der Supergroup THE DAMNED THINGS sehr wichtig, da seit diesem Ausflug in stupidem, aber unterhaltenden Southern Rock die Alben von einem immer erwachsener werdenden Erzähler vertont werden.
Ein Reifeprozess findet von Album zu Album statt, was man ebenfalls an den Song-Titeln festmachen kann. Wenn Namen wie „Ebolarama“ und „Pornogratherapy“ kein Garant für jugendlichen Unfug sind, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. In Interviews wurde oft genug bestätigt, dass das Texten ernster und persönlicher geworden ist, wobei es seinen Höhepunkt auf „Low Teens“, dem neuesten Beitrag zur Metalcore-Geschichte, erreicht hat. Viel mehr als Party machen war damals auch nicht in den Köpfen der Jungs, deren Tour-Vlogs, zu finden auf den gängigen Videoplattformen, legendär sind. „I Been Gone a Long Time“ und „Romeo a Go-Go“ sind damit nicht die einzigen Zeitzeugen der Feierlaune der Truppe.
Fazit:
Die Erwartungen jener Zweifler, die erst durch neue Kreationen auf die schrille Truppe – unter anderem bestehend aus Wrestlern und Buch-Autoren – aufmerksam wurden, werden beim Hören von „Hot Damn“ nicht enttäuscht. Es mag zwar viele generische Momente geben, aber mit Spiellaune und dem dazu passenden Alkoholpegel macht man das wieder wett. Die einzigen negativen Auswirkungen auf den Hörer sind Kopfnick-Eskapaden und das plötzliche Verlangen, danach Cowboy-Hüte zu sammeln. Jedes Zahnrad greift ins andere und das sorgt dafür, dass sich die Uhr für meine sehr lieb gewonnenen Matadoren der modernen Metal-, Hardcore- und Rock-Musik weiter dreht. Wenn ich könnte, würde ich lediglich ihre Set-Listen für jede ihrer Touren umschreiben, sodass meine Lieblingslieder bevorzugt werden.
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