Corpsepaint ist rassistisch!

Ahhhh…endlich in den Tiefen des Internets surfen. Und sich mal wieder so richtig aufregen. Klar, ich habe ja auch sonst nix zu tun. Unser heutiges Thema ist mal wieder der Black Metal. Was denn sonst. Alle anderen Arten des Metals sind ja brav/erwachsen geworden. Dieses Mal geht es um Corpsepaint, also die furchterregende, oft auch peinlich aussehende Kriegsbemalung unserer Lieblingsmusiker. Zuerst befassen wir uns ein wenig mit der Geschichte des Corpsepaint und schauen danach auf die heutigen Reaktionen dazu.

Ohne Farbe und fremdartig

Bereits in den Anfangszeiten des Rocks schminkten sich namhafte Künstler wie ARTHUR BROWN, ALICE COOPER und auch KISS mit schwarzer und weißer Farbe, um ein gefährliches Image zu kreieren. Rebellisch sollte es sein. Schockierte Reaktionen wollten hervorgerufen werden und außerdem natürlich etwas gänzlich Neues. Obwohl es nicht immer klappte (KISS) oder eher psychedelisch (und faszinierend!) war wie bei ARTHUR BROWN, übernahmen in den Achtzigern und Neunzigern Pioniere wie HELLHAMMER, MERCYFUL FATE (1980!) oder SARCÓFAGO das Erfolgsrezept und kombinierten es gekonnt mit harten Klängen aus dem Höllenschlund. Für Martin Eric „Ain“ (Ex-CELTIC FROST/HELLHAMMER) war es laut eigener Aussage ein Befreiungsschlag, ein Widerstand gegen die katholische Erziehung.

Also etwas, das einen tieferen Sinn hat. Selbst der historische Faktor hinterlässt indirekt seine Wurzeln und man liest von Geschichten über die Oskorei sowie Verfärbungen von Toten, welche als Inspiration dienten. Schenkt man dem Glauben, so ist es eine Erinnerung an die Toten und eine Variante der Einschüchterung (siehe Kriegsbemalung).

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HIER findest du die kürzeste Geschichte vom Corpsepaint.

Abgrenzung von der Menschlichkeit

Stellt euch vor, ihr möchtet euch zur Zeit der ersten und zweiten Welle des Black Metals abgrenzen, da brutale Musik nicht mehr ausreicht und „eh alles gleich klingt“. Was tun? Richtig, man sucht sich einen Kleidungsstil, der sich vom damaligen Death-Metal-Trend abhebt, und schmückt sich mit Nieten, Patronengurten, Drudenfüßen, Kreuzen und unheimlichen Farben. Schließlich symbolisieren diese beiden Kontraste (schwarz/weiß) den perfekten Ausdruck vom (Leben und) Tod.

Doch wir leben im Jahr 2017. Und ich habe niemanden auf einem Konzert sagen hören:

Man, sehen die gefährlich aus, ich fürchte mich davor!

Gefühlt jede Black-Metal-Band benutzt Corpsepaint für Live-Shows und sorgt eher für Gelächter als Entsetzen. Ist diese Tradition zu oft benutzt worden und nur noch ein „notwendiger“ Schachzug des Marketings? Wahrscheinlich gibt es noch von beiden Lagern Anhänger, wobei die eine Seite scheinbar mehr und mehr unsichtbar wird. Geht hier eine Ära zu Ende? Zum Glück nicht, wie ihr gleich lesen werdet.

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Corpsepaint ist rassistisch!

Kurze Erklärung: Unter Blackfacing versteht man im ursprünglichen Sinne eine Form von Theater- und Unterhaltungsmaskerade. Heutzutage verstehen einige von uns dies als Beleidigung gegenüber dunkelhäutigen Menschen.

Vor ein paar Tagen gab die deutsche Band HEXER (Review folgt!) auf Facebook Folgendes bekannt:

„Aus gegebenem Anlass müssen wir mal etwas loswerden. In der kommenden Zeit wird es Konzerte geben, bei denen wir auf unsere Bemalung verzichten müssen. Während wir anfangs selbst gar nicht die Assoziation hatten, kam irgendwann der Begriff „Blackfacing“ auf. Um Veranstalter/Innen und uns selbst bestimmte Situationen zu ersparen, sprechen wir seitdem jedes Mal an, dass wir schwarze Farbe als Grundierung verwenden, um auf der Bühne als Personen zu verschwinden und damit unsere UV-Farbe deutlich mehr in den Vordergrund rückt.

Wir haben uns schon mehrmals gegen jegliche Art von Diskriminierung ausgesprochen und fühlen uns der autonomen und linken Szene verbunden. Es ist schade, unser Konzept verändern zu müssen und auf ein für uns wichtiges Element unserer Live-Rituale zu verzichten.

Wir respektieren diese Entscheidungen, aber eins sollte klar sein:
Ihr verpasst was!“

Ernsthaft? Versteht mich nicht falsch, ich begrüße es, wenn Leute sich wieder vom (Black) Metal provoziert fühlen. Aber das ist an uninformierter Dummheit nicht zu übertreffen. Politische Extreme bombardieren ihre eigenen Leute mit Vorwürfen, die nicht skurriler sein könnten. Es handelt sich noch nicht mal um die typischen dubiosen Gestalten der Szene, sondern um Leute, die sich ganz klar gegen Rassismus und Faschismus aussprechen.

Viel schlimmer ist es allerdings, sich den Vorwürfen sofort zu beugen. Leute! Ihr seid keine „Nazis“ weil ihr Farbe auf eurem Gesicht tragt! Lasst euch doch nicht so vorführen und spielt wie gewohnt mit euren Show-Elementen! Am Ende merken doch die Leute mit Verstand, wer wirklich seltsam agiert und wer nur ein Image vertritt. Spätestens, wenn man vor den Musikern steht und mit ihnen direkt kommuniziert und nicht über das Internet.

Kunst darf nicht eingeengt werden. Oder etwa doch?


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